chen, um seine Tochter nicht ins Gerede zu bringen.
Das war ein Donnerschlag für mich! Ich wußte nicht, was ich dem Manne antworten sollte: ich stammelte einiges Unverständliches, faßte mich kurz, und führte mich ab, ohne diesen Tag meine Therese gesehen zu haben.
Ich machte mir allerhand Grillen: bald wollte ich an den Herrn Amtmann schreiben; aber da war die Frage, was ich schreiben sollte? Bald wollte ich zu Theresens Base laufen, welche einige Meilen davon wohnte, und ihr meine Noth klagen: bald wollte ich sonst was thun. Aber von allen meinen Anschlägen wurde auch kein einziger ausgeführt, ich wußte nämlich nicht, wozu ich mich entschließen soll- te. -- Zwei Tage nach diesem harten Stand erhielt ich ein kleines französisches Zettelchen von meiner Therese, worin sie mir meldete, daß sie zu ihrer Base nach.... reisen würde: daß sie mich da- selbst auf den Sonntag unfehlbar erwartete. Ich hatte Mühe, von meinem Vater die Erlaubniß zu erhalten, nach Kreuznach zu gehen, als wohin ich gehen zu wollen vorgab. Vielleicht hat ihm so was von einem quid pro quo geahnet; indessen erhielt ich die gesuchte Erlaubniß, und flog mehr als ich ging, nach dem Orte hin, wo mein Thereschen sich aufhielt.
chen, um ſeine Tochter nicht ins Gerede zu bringen.
Das war ein Donnerſchlag fuͤr mich! Ich wußte nicht, was ich dem Manne antworten ſollte: ich ſtammelte einiges Unverſtaͤndliches, faßte mich kurz, und fuͤhrte mich ab, ohne dieſen Tag meine Thereſe geſehen zu haben.
Ich machte mir allerhand Grillen: bald wollte ich an den Herrn Amtmann ſchreiben; aber da war die Frage, was ich ſchreiben ſollte? Bald wollte ich zu Thereſens Baſe laufen, welche einige Meilen davon wohnte, und ihr meine Noth klagen: bald wollte ich ſonſt was thun. Aber von allen meinen Anſchlaͤgen wurde auch kein einziger ausgefuͤhrt, ich wußte naͤmlich nicht, wozu ich mich entſchließen ſoll- te. — Zwei Tage nach dieſem harten Stand erhielt ich ein kleines franzoͤſiſches Zettelchen von meiner Thereſe, worin ſie mir meldete, daß ſie zu ihrer Baſe nach.... reiſen wuͤrde: daß ſie mich da- ſelbſt auf den Sonntag unfehlbar erwartete. Ich hatte Muͤhe, von meinem Vater die Erlaubniß zu erhalten, nach Kreuznach zu gehen, als wohin ich gehen zu wollen vorgab. Vielleicht hat ihm ſo was von einem quid pro quo geahnet; indeſſen erhielt ich die geſuchte Erlaubniß, und flog mehr als ich ging, nach dem Orte hin, wo mein Thereschen ſich aufhielt.
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chen, um ſeine Tochter nicht ins Gerede zu
bringen.
Das war ein Donnerſchlag fuͤr mich! Ich
wußte nicht, was ich dem Manne antworten ſollte:
ich ſtammelte einiges Unverſtaͤndliches, faßte mich
kurz, und fuͤhrte mich ab, ohne dieſen Tag meine
Thereſe geſehen zu haben.
Ich machte mir allerhand Grillen: bald wollte
ich an den Herrn Amtmann ſchreiben; aber da war
die Frage, was ich ſchreiben ſollte? Bald wollte
ich zu Thereſens Baſe laufen, welche einige Meilen
davon wohnte, und ihr meine Noth klagen: bald
wollte ich ſonſt was thun. Aber von allen meinen
Anſchlaͤgen wurde auch kein einziger ausgefuͤhrt, ich
wußte naͤmlich nicht, wozu ich mich entſchließen ſoll-
te. — Zwei Tage nach dieſem harten Stand erhielt
ich ein kleines franzoͤſiſches Zettelchen von meiner
Thereſe, worin ſie mir meldete, daß ſie zu ihrer
Baſe nach.... reiſen wuͤrde: daß ſie mich da-
ſelbſt auf den Sonntag unfehlbar erwartete. Ich
hatte Muͤhe, von meinem Vater die Erlaubniß zu
erhalten, nach Kreuznach zu gehen, als wohin ich
gehen zu wollen vorgab. Vielleicht hat ihm ſo was
von einem quid pro quo geahnet; indeſſen erhielt
ich die geſuchte Erlaubniß, und flog mehr als ich
ging, nach dem Orte hin, wo mein Thereschen
ſich aufhielt.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/64>, abgerufen am 22.11.2024.
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