anbieten, mögen die Leser selbst machen: ich will in meiner Geschichte fortfahren.
Der Amtmann zu . . . . -- man verzeihe mir, daß ich hier die Namen verschweige, so sehr ich es mir zum Gesetz gemacht habe, die Leute mit Namen zu nennen. Ich habe für den Amtmann und seine Familie viel Ehrfurcht, besonders für seine Tochter: und diese Ehrfurcht verbietet mir, diese guten Menschen zu beleidigen. -- Also der Amtmann zu . . . . hatte eine Tochter, welche ohngefähr ein Jahr jünger war, als ich. Das Mädchen hieß Therese, war ziemlich hübsch, aber katholisch, und zwar streng jesuitisch-katholisch, wie ihre ganze Familie. Ich lernte sie auf einem Jahrmarkte ken- nen, und suchte von der Zeit an, mit ihr näher be- kannt zu werden. Es war im Herbst, als ich sie zum erstenmal sahe. Ich sollte auf die nächsten Ostern die Universität beziehen. Ich hatte daher, als angehender Student, schon mehr Freiheit, und mein Gesuch, Thereschen näher kennen zu lernen, war sehr leicht auszuführen. Ich besuchte sie her- nach öfters. Der alte Amtmann konnte mich wohl leiden: denn ich suchte mich nach seinen Grillen zu bequemen und widersprach ihm niemals. Therese war auch allemal froh, und sehr merklich froh, wenn sie mich kommen sah. Ich muß gestehen, daß jene drei oder vier Monate, welche ich in diesem Umgang
anbieten, moͤgen die Leſer ſelbſt machen: ich will in meiner Geſchichte fortfahren.
Der Amtmann zu . . . . — man verzeihe mir, daß ich hier die Namen verſchweige, ſo ſehr ich es mir zum Geſetz gemacht habe, die Leute mit Namen zu nennen. Ich habe fuͤr den Amtmann und ſeine Familie viel Ehrfurcht, beſonders fuͤr ſeine Tochter: und dieſe Ehrfurcht verbietet mir, dieſe guten Menſchen zu beleidigen. — Alſo der Amtmann zu . . . . hatte eine Tochter, welche ohngefaͤhr ein Jahr juͤnger war, als ich. Das Maͤdchen hieß Thereſe, war ziemlich huͤbſch, aber katholiſch, und zwar ſtreng jeſuitiſch-katholiſch, wie ihre ganze Familie. Ich lernte ſie auf einem Jahrmarkte ken- nen, und ſuchte von der Zeit an, mit ihr naͤher be- kannt zu werden. Es war im Herbſt, als ich ſie zum erſtenmal ſahe. Ich ſollte auf die naͤchſten Oſtern die Univerſitaͤt beziehen. Ich hatte daher, als angehender Student, ſchon mehr Freiheit, und mein Geſuch, Thereschen naͤher kennen zu lernen, war ſehr leicht auszufuͤhren. Ich beſuchte ſie her- nach oͤfters. Der alte Amtmann konnte mich wohl leiden: denn ich ſuchte mich nach ſeinen Grillen zu bequemen und widerſprach ihm niemals. Thereſe war auch allemal froh, und ſehr merklich froh, wenn ſie mich kommen ſah. Ich muß geſtehen, daß jene drei oder vier Monate, welche ich in dieſem Umgang
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0061"n="47"/>
anbieten, moͤgen die Leſer ſelbſt machen: ich will in<lb/>
meiner Geſchichte fortfahren.</p><lb/><p>Der Amtmann zu . . . . — man verzeihe<lb/>
mir, daß ich hier die Namen verſchweige, ſo ſehr<lb/>
ich es mir zum Geſetz gemacht habe, die Leute mit<lb/>
Namen zu nennen. Ich habe fuͤr den Amtmann<lb/>
und ſeine Familie viel Ehrfurcht, beſonders fuͤr ſeine<lb/>
Tochter: und dieſe Ehrfurcht verbietet mir, dieſe<lb/>
guten Menſchen zu beleidigen. — Alſo der Amtmann<lb/>
zu . . . . hatte eine Tochter, welche ohngefaͤhr ein<lb/>
Jahr juͤnger war, als ich. Das Maͤdchen hieß<lb/><hirendition="#g">Thereſe</hi>, war ziemlich huͤbſch, aber katholiſch,<lb/>
und zwar ſtreng jeſuitiſch-katholiſch, wie ihre ganze<lb/>
Familie. Ich lernte ſie auf einem Jahrmarkte ken-<lb/>
nen, und ſuchte von der Zeit an, mit ihr naͤher be-<lb/>
kannt zu werden. Es war im Herbſt, als ich ſie<lb/>
zum erſtenmal ſahe. Ich ſollte auf die naͤchſten<lb/>
Oſtern die Univerſitaͤt beziehen. Ich hatte daher,<lb/>
als angehender Student, ſchon mehr Freiheit, und<lb/>
mein Geſuch, Thereschen naͤher kennen zu lernen,<lb/>
war ſehr leicht auszufuͤhren. Ich beſuchte ſie her-<lb/>
nach oͤfters. Der alte Amtmann konnte mich wohl<lb/>
leiden: denn ich ſuchte mich nach ſeinen Grillen zu<lb/>
bequemen und widerſprach ihm niemals. Thereſe<lb/>
war auch allemal froh, und ſehr merklich froh, wenn<lb/>ſie mich kommen ſah. Ich muß geſtehen, daß jene<lb/>
drei oder vier Monate, welche ich in dieſem Umgang<lb/></p></div></body></text></TEI>
[47/0061]
anbieten, moͤgen die Leſer ſelbſt machen: ich will in
meiner Geſchichte fortfahren.
Der Amtmann zu . . . . — man verzeihe
mir, daß ich hier die Namen verſchweige, ſo ſehr
ich es mir zum Geſetz gemacht habe, die Leute mit
Namen zu nennen. Ich habe fuͤr den Amtmann
und ſeine Familie viel Ehrfurcht, beſonders fuͤr ſeine
Tochter: und dieſe Ehrfurcht verbietet mir, dieſe
guten Menſchen zu beleidigen. — Alſo der Amtmann
zu . . . . hatte eine Tochter, welche ohngefaͤhr ein
Jahr juͤnger war, als ich. Das Maͤdchen hieß
Thereſe, war ziemlich huͤbſch, aber katholiſch,
und zwar ſtreng jeſuitiſch-katholiſch, wie ihre ganze
Familie. Ich lernte ſie auf einem Jahrmarkte ken-
nen, und ſuchte von der Zeit an, mit ihr naͤher be-
kannt zu werden. Es war im Herbſt, als ich ſie
zum erſtenmal ſahe. Ich ſollte auf die naͤchſten
Oſtern die Univerſitaͤt beziehen. Ich hatte daher,
als angehender Student, ſchon mehr Freiheit, und
mein Geſuch, Thereschen naͤher kennen zu lernen,
war ſehr leicht auszufuͤhren. Ich beſuchte ſie her-
nach oͤfters. Der alte Amtmann konnte mich wohl
leiden: denn ich ſuchte mich nach ſeinen Grillen zu
bequemen und widerſprach ihm niemals. Thereſe
war auch allemal froh, und ſehr merklich froh, wenn
ſie mich kommen ſah. Ich muß geſtehen, daß jene
drei oder vier Monate, welche ich in dieſem Umgang
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/61>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.