funden. Ich hatte zwar noch mehrere Freunde ausser ihm, allein das Sprüchwort: viel Hunde sind der Hasen Tod, traf auch bei mir ein. Die Zahl mei- ner Feinde war weit größer, man drückte mich, und ich mußte hören, daß man sich in Gesell chaften von mir und meiner skandalösen Chronik unterhielt. -- Statt stillzuschweigen, und die Lästerungen der Frau- basen in der Pfalz, eines elenden Oberschulz An- dreä zu Wöllstein, der kaum seinen Namen schrei- ben kann, eines Pfarrers Fliedner, Mach- wirth, Wagner, und andere schiefe Menschen- kinder zu verachten, gerieth ich in Zorn, und suchte mich, gerade auf die schlechteste Art, mündlich durch hämische Raisonnements, und schriftlich durch Pas- quillen und Knittelverse ärgerlichen Inhalts an ihnen zu rächen.
Ich schrieb unter andern Briefe aus Uto- pien (Schlaraffenland), worin ich die Leute gewal- tig heruntermachte. Sie fanden Beifall, und wur- den unzählichemal abgeschrieben. Ich wünschte, meinen Lesern etwas daraus mittheilen zu können; denn so äusserst plump auch meine Schilderungen der Pfälzer Herren und Damen seyn mochten, so waren sie doch getreu, treffend und grob deutlich, daß man sogleich die gemeinten Personen, der fingirten Namen ungeachtet, erkannte.
funden. Ich hatte zwar noch mehrere Freunde auſſer ihm, allein das Spruͤchwort: viel Hunde ſind der Haſen Tod, traf auch bei mir ein. Die Zahl mei- ner Feinde war weit groͤßer, man druͤckte mich, und ich mußte hoͤren, daß man ſich in Geſell chaften von mir und meiner ſkandaloͤſen Chronik unterhielt. — Statt ſtillzuſchweigen, und die Laͤſterungen der Frau- baſen in der Pfalz, eines elenden Oberſchulz An- dreaͤ zu Woͤllſtein, der kaum ſeinen Namen ſchrei- ben kann, eines Pfarrers Fliedner, Mach- wirth, Wagner, und andere ſchiefe Menſchen- kinder zu verachten, gerieth ich in Zorn, und ſuchte mich, gerade auf die ſchlechteſte Art, muͤndlich durch haͤmiſche Raiſonnements, und ſchriftlich durch Pas- quillen und Knittelverſe aͤrgerlichen Inhalts an ihnen zu raͤchen.
Ich ſchrieb unter andern Briefe aus Uto- pien (Schlaraffenland), worin ich die Leute gewal- tig heruntermachte. Sie fanden Beifall, und wur- den unzaͤhlichemal abgeſchrieben. Ich wuͤnſchte, meinen Leſern etwas daraus mittheilen zu koͤnnen; denn ſo aͤuſſerſt plump auch meine Schilderungen der Pfaͤlzer Herren und Damen ſeyn mochten, ſo waren ſie doch getreu, treffend und grob deutlich, daß man ſogleich die gemeinten Perſonen, der fingirten Namen ungeachtet, erkannte.
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funden. Ich hatte zwar noch mehrere Freunde auſſer
ihm, allein das Spruͤchwort: viel Hunde ſind der
Haſen Tod, traf auch bei mir ein. Die Zahl mei-
ner Feinde war weit groͤßer, man druͤckte mich, und
ich mußte hoͤren, daß man ſich in Geſell chaften von
mir und meiner ſkandaloͤſen Chronik unterhielt. —
Statt ſtillzuſchweigen, und die Laͤſterungen der Frau-
baſen in der Pfalz, eines elenden Oberſchulz An-
dreaͤ zu Woͤllſtein, der kaum ſeinen Namen ſchrei-
ben kann, eines Pfarrers Fliedner, Mach-
wirth, Wagner, und andere ſchiefe Menſchen-
kinder zu verachten, gerieth ich in Zorn, und ſuchte
mich, gerade auf die ſchlechteſte Art, muͤndlich durch
haͤmiſche Raiſonnements, und ſchriftlich durch Pas-
quillen und Knittelverſe aͤrgerlichen Inhalts an ihnen
zu raͤchen.
Ich ſchrieb unter andern Briefe aus Uto-
pien (Schlaraffenland), worin ich die Leute gewal-
tig heruntermachte. Sie fanden Beifall, und wur-
den unzaͤhlichemal abgeſchrieben. Ich wuͤnſchte,
meinen Leſern etwas daraus mittheilen zu koͤnnen;
denn ſo aͤuſſerſt plump auch meine Schilderungen der
Pfaͤlzer Herren und Damen ſeyn mochten, ſo waren
ſie doch getreu, treffend und grob deutlich, daß man
ſogleich die gemeinten Perſonen, der fingirten Namen
ungeachtet, erkannte.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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