Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.sistorium absetzen mußte. Er lief hernach als Bettler "erlauben Sie mir eine Prise aus meiner Dose."
Dieser entschuldigte sich, der Graf griff ihm aber gerade nach dem Hosenlatze und entdekte die Tabatiere. Nun rief er geschwind dem Bedienten zu, welcher die Dose herausholen, und den Pfarrer vors Schloß führen mußte. ſiſtorium abſetzen mußte. Er lief hernach als Bettler „erlauben Sie mir eine Priſe aus meiner Doſe.“
Dieſer entſchuldigte ſich, der Graf griff ihm aber gerade nach dem Hoſenlatze und entdekte die Tabatiere. Nun rief er geſchwind dem Bedienten zu, welcher die Doſe herausholen, und den Pfarrer vors Schloß fuͤhren mußte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0400" n="386"/> ſiſtorium abſetzen mußte. Er lief hernach als Bettler<lb/> im Lande herum. Nach dieſem erhielt dieſe Stelle<lb/> ein gewiſſer <hi rendition="#g">Erneſti</hi>, ein getaufter Jude aus dem<lb/> Waldeckiſchen, der, nachdem er in Halle Theologie<lb/> ſtudiert, und dem Schuſter <hi rendition="#g">Sauer</hi> daſelbſt ſein<lb/> Schuldbuch vergroͤßert hatte, (er ſteht noch in ſeiner<lb/> Kreide) <hi rendition="#aq">poſt varios caſus</hi> in die Pfalz gekommen<lb/> war. Dieſer Menſch legte ſich aufs Saufen, lief den<lb/> Menſchern in die Kuhſtaͤlle nach, und wurde ebenfalls<lb/> von den Bauern beim Konſiſtorium verklagt. Allein<lb/> Mosje Erneſti ſpielte das <hi rendition="#aq">praevenire</hi> und wandte<lb/> den Magen um, das heißt nach der Pfaͤlzer Sprache,<lb/> er wurde Katholiſch. — Nachdem er nun den rech-<lb/> ten Glauben hatte, halfen ihm die Alziger Kapuziner<lb/> zu einer eintraͤglichen Gerichtsſchreiberſtelle, wo er<lb/> ſeine Bubenſtuͤcke als Rechtglaͤubiger ungeſcheut und<lb/> ungeahndet fortſetzt. — Ich koͤnnte die Liſte der<lb/> Schufte, welche in der Pfalz Pfarren bekommen<lb/> haben, noch anſehnlich vermehren, wenn hier der<lb/> Ort dazu waͤre, die dortigen Herren uͤberm Rhein<lb/> die Revue paſſiren zu laſſen. Vielleicht zeigt ſich bald<lb/><note xml:id="note-0400" prev="#note-0399" place="foot" n="m)">„erlauben Sie mir eine Priſe aus meiner Doſe.“<lb/> Dieſer entſchuldigte ſich, der Graf griff ihm aber gerade<lb/> nach dem Hoſenlatze und entdekte die Tabatiere. Nun<lb/> rief er geſchwind dem Bedienten zu, welcher die Doſe<lb/> herausholen, und den Pfarrer vors Schloß fuͤhren<lb/> mußte.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [386/0400]
ſiſtorium abſetzen mußte. Er lief hernach als Bettler
im Lande herum. Nach dieſem erhielt dieſe Stelle
ein gewiſſer Erneſti, ein getaufter Jude aus dem
Waldeckiſchen, der, nachdem er in Halle Theologie
ſtudiert, und dem Schuſter Sauer daſelbſt ſein
Schuldbuch vergroͤßert hatte, (er ſteht noch in ſeiner
Kreide) poſt varios caſus in die Pfalz gekommen
war. Dieſer Menſch legte ſich aufs Saufen, lief den
Menſchern in die Kuhſtaͤlle nach, und wurde ebenfalls
von den Bauern beim Konſiſtorium verklagt. Allein
Mosje Erneſti ſpielte das praevenire und wandte
den Magen um, das heißt nach der Pfaͤlzer Sprache,
er wurde Katholiſch. — Nachdem er nun den rech-
ten Glauben hatte, halfen ihm die Alziger Kapuziner
zu einer eintraͤglichen Gerichtsſchreiberſtelle, wo er
ſeine Bubenſtuͤcke als Rechtglaͤubiger ungeſcheut und
ungeahndet fortſetzt. — Ich koͤnnte die Liſte der
Schufte, welche in der Pfalz Pfarren bekommen
haben, noch anſehnlich vermehren, wenn hier der
Ort dazu waͤre, die dortigen Herren uͤberm Rhein
die Revue paſſiren zu laſſen. Vielleicht zeigt ſich bald
m)
m) „erlauben Sie mir eine Priſe aus meiner Doſe.“
Dieſer entſchuldigte ſich, der Graf griff ihm aber gerade
nach dem Hoſenlatze und entdekte die Tabatiere. Nun
rief er geſchwind dem Bedienten zu, welcher die Doſe
herausholen, und den Pfarrer vors Schloß fuͤhren
mußte.
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