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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Dies war das Urtheil, welches den Einsichten,
und der Denkungsart des vortreflichsten Kaisers wah-
re Ehre gemacht hat! -- und so -- endigte sich die
Grehweilerische Komödie mit Schrecken!

Der Graf hat seine vollen zehn Jahre ausge-
sessen. Seine Tochter, die Gemahlin des Grafen
von Ortenburg, reisete zwar selbst zum Kaiser, und
bath fußfällig um die Loslassung ihres Vaters; aber
der gerechte Fürst antwortete: "der Graf hätte sich
"einer weit schärfern Ahndung schuldig gemacht.
"Danken Sie Gott, Madame, setzte er hinzu, daß
"ich mir, wie ich anfangs willens war, in dieser
"Sache nicht das Gutachten der Kurfürsten und der
"Reichsstände ausbath: wäre dieses geschehen, Ihr
"Vater würde so nicht weggekommen seyn." Mit
diesem Troste muste sich die gute Gräfin abführen.

Jetzt ist die Sache dahin gebracht, daß der Graf
Karl von Grumbach die Regierung der Graf-
schaft führt, und die Schulden bezahlen muß. Er
hat sich mit der jüngsten Tochter des Rheingrafen
vermählet. Der Bruder des Grafen hat ein
Fräulein in der Lausitz geheurathet, und ist da ge-
storben.



Dies war das Urtheil, welches den Einſichten,
und der Denkungsart des vortreflichſten Kaiſers wah-
re Ehre gemacht hat! — und ſo — endigte ſich die
Grehweileriſche Komoͤdie mit Schrecken!

Der Graf hat ſeine vollen zehn Jahre ausge-
ſeſſen. Seine Tochter, die Gemahlin des Grafen
von Ortenburg, reiſete zwar ſelbſt zum Kaiſer, und
bath fußfaͤllig um die Loslaſſung ihres Vaters; aber
der gerechte Fuͤrſt antwortete: „der Graf haͤtte ſich
„einer weit ſchaͤrfern Ahndung ſchuldig gemacht.
„Danken Sie Gott, Madame, ſetzte er hinzu, daß
„ich mir, wie ich anfangs willens war, in dieſer
„Sache nicht das Gutachten der Kurfuͤrſten und der
„Reichsſtaͤnde ausbath: waͤre dieſes geſchehen, Ihr
„Vater wuͤrde ſo nicht weggekommen ſeyn.“ Mit
dieſem Troſte muſte ſich die gute Graͤfin abfuͤhren.

Jetzt iſt die Sache dahin gebracht, daß der Graf
Karl von Grumbach die Regierung der Graf-
ſchaft fuͤhrt, und die Schulden bezahlen muß. Er
hat ſich mit der juͤngſten Tochter des Rheingrafen
vermaͤhlet. Der Bruder des Grafen hat ein
Fraͤulein in der Lauſitz geheurathet, und iſt da ge-
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[26/0040] Dies war das Urtheil, welches den Einſichten, und der Denkungsart des vortreflichſten Kaiſers wah- re Ehre gemacht hat! — und ſo — endigte ſich die Grehweileriſche Komoͤdie mit Schrecken! Der Graf hat ſeine vollen zehn Jahre ausge- ſeſſen. Seine Tochter, die Gemahlin des Grafen von Ortenburg, reiſete zwar ſelbſt zum Kaiſer, und bath fußfaͤllig um die Loslaſſung ihres Vaters; aber der gerechte Fuͤrſt antwortete: „der Graf haͤtte ſich „einer weit ſchaͤrfern Ahndung ſchuldig gemacht. „Danken Sie Gott, Madame, ſetzte er hinzu, daß „ich mir, wie ich anfangs willens war, in dieſer „Sache nicht das Gutachten der Kurfuͤrſten und der „Reichsſtaͤnde ausbath: waͤre dieſes geſchehen, Ihr „Vater wuͤrde ſo nicht weggekommen ſeyn.“ Mit dieſem Troſte muſte ſich die gute Graͤfin abfuͤhren. Jetzt iſt die Sache dahin gebracht, daß der Graf Karl von Grumbach die Regierung der Graf- ſchaft fuͤhrt, und die Schulden bezahlen muß. Er hat ſich mit der juͤngſten Tochter des Rheingrafen vermaͤhlet. Der Bruder des Grafen hat ein Fraͤulein in der Lauſitz geheurathet, und iſt da ge- ſtorben.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/40>, abgerufen am 27.11.2024.