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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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"denn -- machst die Haare auf -- nimmst einen
"Mantel um, und der höllische böse Feind entdeckt
"dich nicht! Komm nur und sey gescheut! --" Ich
ging auch wirklich mit: denn wozu konnte man mich
nicht bringen, bei sothanen Umständen! -- Wahr-
haftig, zu einer solchen Zeit konnte man leicht aus
und mit mir machen, was man Lust hatte.

Wir begaben uns nach der Gaugasse, und
gingen ohnweit der Kaserne in ein Haus, in dessen
oberm Stockwerke drei recht charmante Nymphen
sich aufhielten. Anfangs ging alles recht keusch und
züchtig zu: wir ließen Kaffe machen, Gebackenes
und Wein holen, und die Mädchen participirten wie
wir. -- Dies Schmausen dauerte bis zwölf Uhr,
und wir hatten bis jetzt noch weiter nichts gethan,
als geschäkert, Handgriffe gewagt, und Zoten und
zweideutige Reden mancherlei Art reichlich in ihren
Schooß ausgeschüttet. -- Die Mädchen verstanden
die Liebeskünste besser. Die eine entfernte sich, und
zwei blieben bei uns, von denen die eine nicht lange
darauf so zu uns redete: "Meine Herren! wir müs-
"sen schlafen gehen, es ist schon spät! (hier rieb sie
"sich die Stirn und die Augenlieder) entweder leisten
"Sie uns Gesellschaft, oder entfernen Sie sich, es
"schlägt den Augenblick zwölf! --" "Ei was, hob
"die andere an, so hübsche Herren nach Hause gehen
"lassen: die Herren bleiben bei uns, nicht wahr?"

„denn — machſt die Haare auf — nimmſt einen
„Mantel um, und der hoͤlliſche boͤſe Feind entdeckt
„dich nicht! Komm nur und ſey geſcheut! —“ Ich
ging auch wirklich mit: denn wozu konnte man mich
nicht bringen, bei ſothanen Umſtaͤnden! — Wahr-
haftig, zu einer ſolchen Zeit konnte man leicht aus
und mit mir machen, was man Luſt hatte.

Wir begaben uns nach der Gaugaſſe, und
gingen ohnweit der Kaſerne in ein Haus, in deſſen
oberm Stockwerke drei recht charmante Nymphen
ſich aufhielten. Anfangs ging alles recht keuſch und
zuͤchtig zu: wir ließen Kaffe machen, Gebackenes
und Wein holen, und die Maͤdchen participirten wie
wir. — Dies Schmauſen dauerte bis zwoͤlf Uhr,
und wir hatten bis jetzt noch weiter nichts gethan,
als geſchaͤkert, Handgriffe gewagt, und Zoten und
zweideutige Reden mancherlei Art reichlich in ihren
Schooß ausgeſchuͤttet. — Die Maͤdchen verſtanden
die Liebeskuͤnſte beſſer. Die eine entfernte ſich, und
zwei blieben bei uns, von denen die eine nicht lange
darauf ſo zu uns redete: „Meine Herren! wir muͤſ-
„ſen ſchlafen gehen, es iſt ſchon ſpaͤt! (hier rieb ſie
„ſich die Stirn und die Augenlieder) entweder leiſten
„Sie uns Geſellſchaft, oder entfernen Sie ſich, es
„ſchlaͤgt den Augenblick zwoͤlf! —“ „Ei was, hob
„die andere an, ſo huͤbſche Herren nach Hauſe gehen
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[376/0390] „denn — machſt die Haare auf — nimmſt einen „Mantel um, und der hoͤlliſche boͤſe Feind entdeckt „dich nicht! Komm nur und ſey geſcheut! —“ Ich ging auch wirklich mit: denn wozu konnte man mich nicht bringen, bei ſothanen Umſtaͤnden! — Wahr- haftig, zu einer ſolchen Zeit konnte man leicht aus und mit mir machen, was man Luſt hatte. Wir begaben uns nach der Gaugaſſe, und gingen ohnweit der Kaſerne in ein Haus, in deſſen oberm Stockwerke drei recht charmante Nymphen ſich aufhielten. Anfangs ging alles recht keuſch und zuͤchtig zu: wir ließen Kaffe machen, Gebackenes und Wein holen, und die Maͤdchen participirten wie wir. — Dies Schmauſen dauerte bis zwoͤlf Uhr, und wir hatten bis jetzt noch weiter nichts gethan, als geſchaͤkert, Handgriffe gewagt, und Zoten und zweideutige Reden mancherlei Art reichlich in ihren Schooß ausgeſchuͤttet. — Die Maͤdchen verſtanden die Liebeskuͤnſte beſſer. Die eine entfernte ſich, und zwei blieben bei uns, von denen die eine nicht lange darauf ſo zu uns redete: „Meine Herren! wir muͤſ- „ſen ſchlafen gehen, es iſt ſchon ſpaͤt! (hier rieb ſie „ſich die Stirn und die Augenlieder) entweder leiſten „Sie uns Geſellſchaft, oder entfernen Sie ſich, es „ſchlaͤgt den Augenblick zwoͤlf! —“ „Ei was, hob „die andere an, ſo huͤbſche Herren nach Hauſe gehen „laſſen: die Herren bleiben bei uns, nicht wahr?“

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/390>, abgerufen am 23.11.2024.