Während der Zeit dieser Suspension war ich zu Dolgesheim in dem Institut des Inspektors Kratz, der nachher Leiningischer Superintendent geworden ist.
Wenn meine Leser die Nachrichten von dem Rheingrafen zu Grehweiler nicht mit Langerweile gelesen haben; so werde ich ihnen keinen üblen Dienst leisten, wenn ich die Tragikomödie auserzähle.
Nachdem sich also die Schulden des Grafen zu sehr gehäuft hatten; so forderten die ältern Gläu- biger ihr geliehenes Geld zurück. Man hatte auch die vielen Bubenstücke entdeckt, welche bei den Bor- gereien waren begangen worden. Man hatte näm- lich Schulknaben die Namen ihrer Väter unter die Obligationen schreiben lassen oder Namen hingeschrie- ben, die nicht existirten, u. s. w. Alles das bewog die Gläubiger, ihre Zahlung mit Ungestüm zu for- dern. Unter diesen befand sich auch der Mainzische Staatsminister, Graf von Lamberg. Dieser ließ durch den Mainzischen Amtsverwalter Heim- bach, einige gräfliche Unterthanen und drei Juden nach Neubamberg locken, anhalten und nach Mainz ins Gefängniß bringen, wo sie über fünf Jahre ge- blieben sind. Der Graf hielt sich bei diesem Vorfall ganz ruhig; doch unterstand er sich nicht, seine Graf- schaft zu verlassen.
Waͤhrend der Zeit dieſer Suſpenſion war ich zu Dolgesheim in dem Inſtitut des Inſpektors Kratz, der nachher Leiningiſcher Superintendent geworden iſt.
Wenn meine Leſer die Nachrichten von dem Rheingrafen zu Grehweiler nicht mit Langerweile geleſen haben; ſo werde ich ihnen keinen uͤblen Dienſt leiſten, wenn ich die Tragikomoͤdie auserzaͤhle.
Nachdem ſich alſo die Schulden des Grafen zu ſehr gehaͤuft hatten; ſo forderten die aͤltern Glaͤu- biger ihr geliehenes Geld zuruͤck. Man hatte auch die vielen Bubenſtuͤcke entdeckt, welche bei den Bor- gereien waren begangen worden. Man hatte naͤm- lich Schulknaben die Namen ihrer Vaͤter unter die Obligationen ſchreiben laſſen oder Namen hingeſchrie- ben, die nicht exiſtirten, u. ſ. w. Alles das bewog die Glaͤubiger, ihre Zahlung mit Ungeſtuͤm zu for- dern. Unter dieſen befand ſich auch der Mainziſche Staatsminiſter, Graf von Lamberg. Dieſer ließ durch den Mainziſchen Amtsverwalter Heim- bach, einige graͤfliche Unterthanen und drei Juden nach Neubamberg locken, anhalten und nach Mainz ins Gefaͤngniß bringen, wo ſie uͤber fuͤnf Jahre ge- blieben ſind. Der Graf hielt ſich bei dieſem Vorfall ganz ruhig; doch unterſtand er ſich nicht, ſeine Graf- ſchaft zu verlaſſen.
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Waͤhrend der Zeit dieſer Suſpenſion war ich zu
Dolgesheim in dem Inſtitut des Inſpektors Kratz,
der nachher Leiningiſcher Superintendent geworden
iſt.
Wenn meine Leſer die Nachrichten von dem
Rheingrafen zu Grehweiler nicht mit Langerweile
geleſen haben; ſo werde ich ihnen keinen uͤblen Dienſt
leiſten, wenn ich die Tragikomoͤdie auserzaͤhle.
Nachdem ſich alſo die Schulden des Grafen
zu ſehr gehaͤuft hatten; ſo forderten die aͤltern Glaͤu-
biger ihr geliehenes Geld zuruͤck. Man hatte auch
die vielen Bubenſtuͤcke entdeckt, welche bei den Bor-
gereien waren begangen worden. Man hatte naͤm-
lich Schulknaben die Namen ihrer Vaͤter unter die
Obligationen ſchreiben laſſen oder Namen hingeſchrie-
ben, die nicht exiſtirten, u. ſ. w. Alles das bewog
die Glaͤubiger, ihre Zahlung mit Ungeſtuͤm zu for-
dern. Unter dieſen befand ſich auch der Mainziſche
Staatsminiſter, Graf von Lamberg. Dieſer
ließ durch den Mainziſchen Amtsverwalter Heim-
bach, einige graͤfliche Unterthanen und drei Juden
nach Neubamberg locken, anhalten und nach Mainz
ins Gefaͤngniß bringen, wo ſie uͤber fuͤnf Jahre ge-
blieben ſind. Der Graf hielt ſich bei dieſem Vorfall
ganz ruhig; doch unterſtand er ſich nicht, ſeine Graf-
ſchaft zu verlaſſen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/38>, abgerufen am 24.11.2024.
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