bis viermal bei ihm gewesen, und jedesmal mit einer Art von Bezauberung von ihm gegangen. Er war ehedem Professor in Erfurt und zwar zu der Zeit, als D. Bahrdt diese Universität zierte; allein er hütete sich recht sehr, in das von den Herren, Bahrdt, Riedel, Bollmann und einigen andern errichtete col- legium zotologicum einzutreten.
Nürnberg sah ich bei dieser Gelegenheit auch, und freuete mich über die allgemeine Industrie, wel- che in dieser Stadt herrscht.
Ohngefähr sechs Wochen nach unsrer Abfahrt von Mainz, trafen wir endlich nach vielen Umschwei- fen und lustigen Streichen daselbst wieder ein. Doch ehe ich weiter erzähle, muß ich noch ein Anekdötchen nachholen. In einem Dorfe öhnweit Aschaffenburg mußten wir übernachten, theils weil wir uns unter Weges zu lange in den Dorfkneipen aufgehalten hat- ten, theils weil uns unser Bote versicherte, daß wir für den Tag Aschaffenburg nicht erreichen könnten. Es war an einem Sonntage, und die Bauern, männ- lichen und weiblichen Geschlechts, machten sich beim dürren Holze fürbaß lustig. Ein Mädel unter den Bäurinnen zog des Herrn von F.... Aufmerksamkeit auf sich -- er nahm es und schäkerte mit ihm bis in die Mitternacht. Er schien von demselben gleichsam angeschossen zu seyn: denn den folgenden Morgen hatte er Pferde und Boten wieder zurück geschickt,
bis viermal bei ihm geweſen, und jedesmal mit einer Art von Bezauberung von ihm gegangen. Er war ehedem Profeſſor in Erfurt und zwar zu der Zeit, als D. Bahrdt dieſe Univerſitaͤt zierte; allein er huͤtete ſich recht ſehr, in das von den Herren, Bahrdt, Riedel, Bollmann und einigen andern errichtete col- legium zotologicum einzutreten.
Nuͤrnberg ſah ich bei dieſer Gelegenheit auch, und freuete mich uͤber die allgemeine Induſtrie, wel- che in dieſer Stadt herrſcht.
Ohngefaͤhr ſechs Wochen nach unſrer Abfahrt von Mainz, trafen wir endlich nach vielen Umſchwei- fen und luſtigen Streichen daſelbſt wieder ein. Doch ehe ich weiter erzaͤhle, muß ich noch ein Anekdoͤtchen nachholen. In einem Dorfe oͤhnweit Aſchaffenburg mußten wir uͤbernachten, theils weil wir uns unter Weges zu lange in den Dorfkneipen aufgehalten hat- ten, theils weil uns unſer Bote verſicherte, daß wir fuͤr den Tag Aſchaffenburg nicht erreichen koͤnnten. Es war an einem Sonntage, und die Bauern, maͤnn- lichen und weiblichen Geſchlechts, machten ſich beim duͤrren Holze fuͤrbaß luſtig. Ein Maͤdel unter den Baͤurinnen zog des Herrn von F.... Aufmerkſamkeit auf ſich — er nahm es und ſchaͤkerte mit ihm bis in die Mitternacht. Er ſchien von demſelben gleichſam angeſchoſſen zu ſeyn: denn den folgenden Morgen hatte er Pferde und Boten wieder zuruͤck geſchickt,
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bis viermal bei ihm geweſen, und jedesmal mit einer
Art von Bezauberung von ihm gegangen. Er war
ehedem Profeſſor in Erfurt und zwar zu der Zeit,
als D. Bahrdt dieſe Univerſitaͤt zierte; allein er
huͤtete ſich recht ſehr, in das von den Herren, Bahrdt,
Riedel, Bollmann und einigen andern errichtete col-
legium zotologicum einzutreten.
Nuͤrnberg ſah ich bei dieſer Gelegenheit auch,
und freuete mich uͤber die allgemeine Induſtrie, wel-
che in dieſer Stadt herrſcht.
Ohngefaͤhr ſechs Wochen nach unſrer Abfahrt
von Mainz, trafen wir endlich nach vielen Umſchwei-
fen und luſtigen Streichen daſelbſt wieder ein. Doch
ehe ich weiter erzaͤhle, muß ich noch ein Anekdoͤtchen
nachholen. In einem Dorfe oͤhnweit Aſchaffenburg
mußten wir uͤbernachten, theils weil wir uns unter
Weges zu lange in den Dorfkneipen aufgehalten hat-
ten, theils weil uns unſer Bote verſicherte, daß wir
fuͤr den Tag Aſchaffenburg nicht erreichen koͤnnten.
Es war an einem Sonntage, und die Bauern, maͤnn-
lichen und weiblichen Geſchlechts, machten ſich beim
duͤrren Holze fuͤrbaß luſtig. Ein Maͤdel unter den
Baͤurinnen zog des Herrn von F.... Aufmerkſamkeit
auf ſich — er nahm es und ſchaͤkerte mit ihm bis in
die Mitternacht. Er ſchien von demſelben gleichſam
angeſchoſſen zu ſeyn: denn den folgenden Morgen
hatte er Pferde und Boten wieder zuruͤck geſchickt,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/375>, abgerufen am 28.11.2024.
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