leranz allein macht die Unterthanen noch nicht glücklich.
Als wir beinahe eine Woche in Würzburg zu- gebracht hatten, ohne daß es uns viel gekostet hatte, zogen wir weiter, durchstrichen einige Städte als: Bayreuth, Schweinfurth und andere, und gingen nach Erlangen. Ich traf hier einige meiner Landesleute an, unter denen vorzüglich Herr Kiefer von Saar- brücken mir viel Vergnügen gemacht hat. Die Universität ist zwar klein; aber die Lebensart und der Ton der Studenten vortreflich und zweckmäßig. Ich traf viele wilde Christen und recht ausgelernte Schläger unter ihnen an -- indeß die meisten begehr- ten den lieben Frieden und hielten sich ruhig. -- Nicht lange vorher hatte Herr Isenflamm den Amicisten-Orden zerstöhrt, aber nicht ausgerot- tet. Denn da die Burschen erfuhren, daß ich auch zu dieser löblichen Gesellschaft gehörte; so brachten sie mich in eine feierliche geheime Gesellschaft, wol von zwölf Ordensbrüdern, trieben ihre Possen, und hielten auf die Observanz ihrer Gesetze so streng, als wäre ihr Klupp mit einem Kaiserlichen Privilegium fundirt gewesen. Was gings mich an! ich logirte, wie überhaupt, so auch hier, auf diese Art bei Or- densbrüdern, und ließ meinen Baron, wenn er den Studententummel verließ, in den Gasthof gehen.
leranz allein macht die Unterthanen noch nicht gluͤcklich.
Als wir beinahe eine Woche in Wuͤrzburg zu- gebracht hatten, ohne daß es uns viel gekoſtet hatte, zogen wir weiter, durchſtrichen einige Staͤdte als: Bayreuth, Schweinfurth und andere, und gingen nach Erlangen. Ich traf hier einige meiner Landesleute an, unter denen vorzuͤglich Herr Kiefer von Saar- bruͤcken mir viel Vergnuͤgen gemacht hat. Die Univerſitaͤt iſt zwar klein; aber die Lebensart und der Ton der Studenten vortreflich und zweckmaͤßig. Ich traf viele wilde Chriſten und recht ausgelernte Schlaͤger unter ihnen an — indeß die meiſten begehr- ten den lieben Frieden und hielten ſich ruhig. — Nicht lange vorher hatte Herr Iſenflamm den Amiciſten-Orden zerſtoͤhrt, aber nicht ausgerot- tet. Denn da die Burſchen erfuhren, daß ich auch zu dieſer loͤblichen Geſellſchaft gehoͤrte; ſo brachten ſie mich in eine feierliche geheime Geſellſchaft, wol von zwoͤlf Ordensbruͤdern, trieben ihre Poſſen, und hielten auf die Obſervanz ihrer Geſetze ſo ſtreng, als waͤre ihr Klupp mit einem Kaiſerlichen Privilegium fundirt geweſen. Was gings mich an! ich logirte, wie uͤberhaupt, ſo auch hier, auf dieſe Art bei Or- densbruͤdern, und ließ meinen Baron, wenn er den Studententummel verließ, in den Gaſthof gehen.
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leranz allein macht die Unterthanen noch nicht
gluͤcklich.
Als wir beinahe eine Woche in Wuͤrzburg zu-
gebracht hatten, ohne daß es uns viel gekoſtet hatte,
zogen wir weiter, durchſtrichen einige Staͤdte als:
Bayreuth, Schweinfurth und andere, und gingen
nach Erlangen. Ich traf hier einige meiner Landesleute
an, unter denen vorzuͤglich Herr Kiefer von Saar-
bruͤcken mir viel Vergnuͤgen gemacht hat. Die
Univerſitaͤt iſt zwar klein; aber die Lebensart und
der Ton der Studenten vortreflich und zweckmaͤßig.
Ich traf viele wilde Chriſten und recht ausgelernte
Schlaͤger unter ihnen an — indeß die meiſten begehr-
ten den lieben Frieden und hielten ſich ruhig. —
Nicht lange vorher hatte Herr Iſenflamm den
Amiciſten-Orden zerſtoͤhrt, aber nicht ausgerot-
tet. Denn da die Burſchen erfuhren, daß ich auch
zu dieſer loͤblichen Geſellſchaft gehoͤrte; ſo brachten
ſie mich in eine feierliche geheime Geſellſchaft, wol
von zwoͤlf Ordensbruͤdern, trieben ihre Poſſen, und
hielten auf die Obſervanz ihrer Geſetze ſo ſtreng, als
waͤre ihr Klupp mit einem Kaiſerlichen Privilegium
fundirt geweſen. Was gings mich an! ich logirte,
wie uͤberhaupt, ſo auch hier, auf dieſe Art bei Or-
densbruͤdern, und ließ meinen Baron, wenn er
den Studententummel verließ, in den Gaſthof
gehen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/372>, abgerufen am 25.11.2024.
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