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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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das ein angesehner Geistliche, wie Herr Stark,
gegen einen Hurenspediteur, wie Herr Brandenbur-
ger, vertraut seyn könnte. Ja, war Herrn von
F.... Antwort, da verstehst du den Henker da-
von! -- die Pfaffen müssen dergleichen Gesindel
auf ihrer Seite haben: denn woher bekämen sie sonst
ihre Menscher?

Ich schrieb nun an meinen Vater den Vorfall;
doch ließ ich den schuftigen Brandenburger aus dem
Bericht. Er antwortete mir wieder, daß er es
herzlich gern sähe, wenn ich könnte befördert werden,
damit ich einmal aus dem liederlichen und wüsten
Leben herausgerissen, und in eine bestimmte Renn-
bahn versetzt würde. Ich sollte die Sache mit Herrn
Stark gewiß machen, aber auch mit dem Grafen in
Mainz reden, damit das Ding am Ende nicht auch
wieder schief ginge: er würde dann, im Fall die
Pfarrei mir wirklich conferirt seyn würde, das Geld
schon be[za]hlen. Nun wurde ein Aufsatz gemacht,
Stark und ich unterschrieben ihn und Baron F....
signirte ihn qua testis. F.... schlug mir nun vor,
eine Tour nach Franken zu machen, wohin er mich
begleiten wollte, um die Pfarrei zu besehen, und
nähere Nachrichten davon einzuziehen. Mir behagte
der Vorschlag, und -- die Reise ging vor sich.



das ein angeſehner Geiſtliche, wie Herr Stark,
gegen einen Hurenſpediteur, wie Herr Brandenbur-
ger, vertraut ſeyn koͤnnte. Ja, war Herrn von
F.... Antwort, da verſtehſt du den Henker da-
von! — die Pfaffen muͤſſen dergleichen Geſindel
auf ihrer Seite haben: denn woher bekaͤmen ſie ſonſt
ihre Menſcher?

Ich ſchrieb nun an meinen Vater den Vorfall;
doch ließ ich den ſchuftigen Brandenburger aus dem
Bericht. Er antwortete mir wieder, daß er es
herzlich gern ſaͤhe, wenn ich koͤnnte befoͤrdert werden,
damit ich einmal aus dem liederlichen und wuͤſten
Leben herausgeriſſen, und in eine beſtimmte Renn-
bahn verſetzt wuͤrde. Ich ſollte die Sache mit Herrn
Stark gewiß machen, aber auch mit dem Grafen in
Mainz reden, damit das Ding am Ende nicht auch
wieder ſchief ginge: er wuͤrde dann, im Fall die
Pfarrei mir wirklich conferirt ſeyn wuͤrde, das Geld
ſchon be[za]hlen. Nun wurde ein Aufſatz gemacht,
Stark und ich unterſchrieben ihn und Baron F....
ſignirte ihn qua teſtis. F.... ſchlug mir nun vor,
eine Tour nach Franken zu machen, wohin er mich
begleiten wollte, um die Pfarrei zu beſehen, und
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[352/0366] das ein angeſehner Geiſtliche, wie Herr Stark, gegen einen Hurenſpediteur, wie Herr Brandenbur- ger, vertraut ſeyn koͤnnte. Ja, war Herrn von F.... Antwort, da verſtehſt du den Henker da- von! — die Pfaffen muͤſſen dergleichen Geſindel auf ihrer Seite haben: denn woher bekaͤmen ſie ſonſt ihre Menſcher? Ich ſchrieb nun an meinen Vater den Vorfall; doch ließ ich den ſchuftigen Brandenburger aus dem Bericht. Er antwortete mir wieder, daß er es herzlich gern ſaͤhe, wenn ich koͤnnte befoͤrdert werden, damit ich einmal aus dem liederlichen und wuͤſten Leben herausgeriſſen, und in eine beſtimmte Renn- bahn verſetzt wuͤrde. Ich ſollte die Sache mit Herrn Stark gewiß machen, aber auch mit dem Grafen in Mainz reden, damit das Ding am Ende nicht auch wieder ſchief ginge: er wuͤrde dann, im Fall die Pfarrei mir wirklich conferirt ſeyn wuͤrde, das Geld ſchon bezahlen. Nun wurde ein Aufſatz gemacht, Stark und ich unterſchrieben ihn und Baron F.... ſignirte ihn qua teſtis. F.... ſchlug mir nun vor, eine Tour nach Franken zu machen, wohin er mich begleiten wollte, um die Pfarrei zu beſehen, und naͤhere Nachrichten davon einzuziehen. Mir behagte der Vorſchlag, und — die Reiſe ging vor ſich.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/366>, abgerufen am 22.11.2024.