Darmstadt gehabtes Malheur, die Kabalen daselbst und deren wahrscheinliche Ursachen. Er fühlte stark das Häßliche darin, verfluchte die Kabbalisten bis in den tiefsten Abgrund, und versicherte mich, daß, wenn er einen solchen politischen und moralischen Mörder ertappen würde, er ihn zusammenschießen und, wie das angeschossene Wild, krepiren lassen wolle. Dis klingt zwar hart, aber der Baron hatte auch Gefühl und rechtes Gefühl für das Schickliche und Menschliche. -- Nun, fuhr er fort, mußt du mit nach Mainz: ich hoffe, für dich alten Schweden etwas thun zu können. -- Ich mußte auch wirklich mit nach Mainz. Hier lebten wir mehrere Tage fidel und gedachten des uns getroffenen Unglücks nicht. Der Baron machte mir Vergnügen allerlei Art, wozu auch dieser Auftritt gehört. Er sagte unter andern, er wolle einen Kerl kommen lassen, mit dem man den Teufel im freien Felde fangen könnte. Einen solchen Menschen mocht ich gern ein- mal sehen, und siehe da, dieser Teufelsjäger war der schon oben beschriebene Mosje -- Brandenburger. Hier ist unser Gespräch.
Baron F.: Höre du Höllenbrand, du ordent- licher und ausserordentlicher Ambassadeur des Satans, willst du mir zu Diensten seyn?
Brandenburger: Von Herzen gern, gnä- diger Herr, mit meinem Blute. --
Darmſtadt gehabtes Malheur, die Kabalen daſelbſt und deren wahrſcheinliche Urſachen. Er fuͤhlte ſtark das Haͤßliche darin, verfluchte die Kabbaliſten bis in den tiefſten Abgrund, und verſicherte mich, daß, wenn er einen ſolchen politiſchen und moraliſchen Moͤrder ertappen wuͤrde, er ihn zuſammenſchießen und, wie das angeſchoſſene Wild, krepiren laſſen wolle. Dis klingt zwar hart, aber der Baron hatte auch Gefuͤhl und rechtes Gefuͤhl fuͤr das Schickliche und Menſchliche. — Nun, fuhr er fort, mußt du mit nach Mainz: ich hoffe, fuͤr dich alten Schweden etwas thun zu koͤnnen. — Ich mußte auch wirklich mit nach Mainz. Hier lebten wir mehrere Tage fidel und gedachten des uns getroffenen Ungluͤcks nicht. Der Baron machte mir Vergnuͤgen allerlei Art, wozu auch dieſer Auftritt gehoͤrt. Er ſagte unter andern, er wolle einen Kerl kommen laſſen, mit dem man den Teufel im freien Felde fangen koͤnnte. Einen ſolchen Menſchen mocht ich gern ein- mal ſehen, und ſiehe da, dieſer Teufelsjaͤger war der ſchon oben beſchriebene Mosje — Brandenburger. Hier iſt unſer Geſpraͤch.
Baron F.: Hoͤre du Hoͤllenbrand, du ordent- licher und auſſerordentlicher Ambaſſadeur des Satans, willſt du mir zu Dienſten ſeyn?
Brandenburger: Von Herzen gern, gnaͤ- diger Herr, mit meinem Blute. —
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Darmſtadt gehabtes Malheur, die Kabalen daſelbſt
und deren wahrſcheinliche Urſachen. Er fuͤhlte ſtark
das Haͤßliche darin, verfluchte die Kabbaliſten bis
in den tiefſten Abgrund, und verſicherte mich, daß,
wenn er einen ſolchen politiſchen und moraliſchen
Moͤrder ertappen wuͤrde, er ihn zuſammenſchießen
und, wie das angeſchoſſene Wild, krepiren laſſen
wolle. Dis klingt zwar hart, aber der Baron hatte
auch Gefuͤhl und rechtes Gefuͤhl fuͤr das Schickliche
und Menſchliche. — Nun, fuhr er fort, mußt du
mit nach Mainz: ich hoffe, fuͤr dich alten Schweden
etwas thun zu koͤnnen. — Ich mußte auch wirklich
mit nach Mainz. Hier lebten wir mehrere Tage
fidel und gedachten des uns getroffenen Ungluͤcks
nicht. Der Baron machte mir Vergnuͤgen allerlei
Art, wozu auch dieſer Auftritt gehoͤrt. Er ſagte
unter andern, er wolle einen Kerl kommen laſſen,
mit dem man den Teufel im freien Felde fangen
koͤnnte. Einen ſolchen Menſchen mocht ich gern ein-
mal ſehen, und ſiehe da, dieſer Teufelsjaͤger war der
ſchon oben beſchriebene Mosje — Brandenburger.
Hier iſt unſer Geſpraͤch.
Baron F.: Hoͤre du Hoͤllenbrand, du ordent-
licher und auſſerordentlicher Ambaſſadeur des Satans,
willſt du mir zu Dienſten ſeyn?
Brandenburger: Von Herzen gern, gnaͤ-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/363>, abgerufen am 23.11.2024.
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