viele Feinde, die ihm aufpaßten, folglich war eine Prügelsuppe gar kein ungewöhnliches und ausländi- sches Gericht für ihn, zumal in der Pfalz, wo der- gleichen Auftritte nichts Neues sind. Dies macht aber der Wein, der hier gesoffen und nicht getrun- ken wird.
Man kann sich leicht vorstellen, daß mein Va- ter auf die Nachricht, daß ich wegen meines in Gie- ßen und sonst geführten Lebens Repulse erhalten und die Konrektorstelle in Darmstadt nicht erlangt hätte, recht ernstlich böse auf mich geworden sey. Er hielt mir eine recht derbe Strafpredigt deshalb, und er- mahnte mich bei allem, was ihm theuer und heilig war, anders zu leben, und gesetzt zu werden. Ich versprach alles, und mein Vater tröstete mich, daß dann noch alles gut werden würde. Ich schöpfte hierzu um so mehr Muth, da der Pfarrer Stuber an Herrn Stauch schrieb, und meinem Lebenswandel eine lange Apologie hielt. Er gab die Berichte der Darmstädter Herren für lauter Lästerungen aus, und bat, daß Stauch sich ferner meiner annehmen möchte. Dies geschah auch, und ich bekam abermals ein De- kret vom Landgrafen, daß ich nächstens sollte beför- dert werden. Ich habe aber von diesem letztern Dekret niemals Gebrauch gemacht; und wenn ichs auch hätte thun wollen, so würde ich doch deshalb nie reüssirt haben, weil Meister Olf, der Super-
viele Feinde, die ihm aufpaßten, folglich war eine Pruͤgelſuppe gar kein ungewoͤhnliches und auslaͤndi- ſches Gericht fuͤr ihn, zumal in der Pfalz, wo der- gleichen Auftritte nichts Neues ſind. Dies macht aber der Wein, der hier geſoffen und nicht getrun- ken wird.
Man kann ſich leicht vorſtellen, daß mein Va- ter auf die Nachricht, daß ich wegen meines in Gie- ßen und ſonſt gefuͤhrten Lebens Repulſe erhalten und die Konrektorſtelle in Darmſtadt nicht erlangt haͤtte, recht ernſtlich boͤſe auf mich geworden ſey. Er hielt mir eine recht derbe Strafpredigt deshalb, und er- mahnte mich bei allem, was ihm theuer und heilig war, anders zu leben, und geſetzt zu werden. Ich verſprach alles, und mein Vater troͤſtete mich, daß dann noch alles gut werden wuͤrde. Ich ſchoͤpfte hierzu um ſo mehr Muth, da der Pfarrer Stuber an Herrn Stauch ſchrieb, und meinem Lebenswandel eine lange Apologie hielt. Er gab die Berichte der Darmſtaͤdter Herren fuͤr lauter Laͤſterungen aus, und bat, daß Stauch ſich ferner meiner annehmen moͤchte. Dies geſchah auch, und ich bekam abermals ein De- kret vom Landgrafen, daß ich naͤchſtens ſollte befoͤr- dert werden. Ich habe aber von dieſem letztern Dekret niemals Gebrauch gemacht; und wenn ichs auch haͤtte thun wollen, ſo wuͤrde ich doch deshalb nie reuͤſſirt haben, weil Meiſter Olf, der Super-
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viele Feinde, die ihm aufpaßten, folglich war eine
Pruͤgelſuppe gar kein ungewoͤhnliches und auslaͤndi-
ſches Gericht fuͤr ihn, zumal in der Pfalz, wo der-
gleichen Auftritte nichts Neues ſind. Dies macht
aber der Wein, der hier geſoffen und nicht getrun-
ken wird.
Man kann ſich leicht vorſtellen, daß mein Va-
ter auf die Nachricht, daß ich wegen meines in Gie-
ßen und ſonſt gefuͤhrten Lebens Repulſe erhalten und
die Konrektorſtelle in Darmſtadt nicht erlangt haͤtte,
recht ernſtlich boͤſe auf mich geworden ſey. Er hielt
mir eine recht derbe Strafpredigt deshalb, und er-
mahnte mich bei allem, was ihm theuer und heilig
war, anders zu leben, und geſetzt zu werden. Ich
verſprach alles, und mein Vater troͤſtete mich, daß
dann noch alles gut werden wuͤrde. Ich ſchoͤpfte
hierzu um ſo mehr Muth, da der Pfarrer Stuber
an Herrn Stauch ſchrieb, und meinem Lebenswandel
eine lange Apologie hielt. Er gab die Berichte der
Darmſtaͤdter Herren fuͤr lauter Laͤſterungen aus, und
bat, daß Stauch ſich ferner meiner annehmen moͤchte.
Dies geſchah auch, und ich bekam abermals ein De-
kret vom Landgrafen, daß ich naͤchſtens ſollte befoͤr-
dert werden. Ich habe aber von dieſem letztern
Dekret niemals Gebrauch gemacht; und wenn ichs
auch haͤtte thun wollen, ſo wuͤrde ich doch deshalb
nie reuͤſſirt haben, weil Meiſter Olf, der Super-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/355>, abgerufen am 18.10.2024.
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