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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Ya, Ya, schreits Eselein;
Doch gebt ihm Udenheimer Wein
Es wird vor aller Angst und Pein,
Nicht ferner mehr sein Ya schrein.
Pabst Pius thu doch in den Bann,
Wer diese Brüh verdauen kann:
Denn es geschieht, bei meiner Treu,
Durch Teufels Hülf und Hexerei.

Dies Zeug wurde abgeschrieben, und kam so
auch zu den Udenheimer Bauern, deren einige es für
meine Arbeit ausgaben. Die Bauern ergrimmten
nun sehr, und schwuren, daß ein Mensch, der so
schlecht von ihrem Wein e) schreiben könnte, ihr Vi-
karius nicht seyn dürfte. Der Kirchen-Vorsteher,
Jaun, dachte aber ehrlich gegen mich, und behaup-
tete, man müsse die Sache erst untersuchen. Er
kam auch wirklich zu mir, und konstituirte mich.
Hören Sä ämal, sagte er zu mir, do hun sä ge-
saat, Sä hättä ä grausam Ding gemacht uf unsere
Wei. Eß das ach wohr?


e) Der vornehmste Nahrungszweig der Bauern in jener
Gegend besteht im Anbau des Weins, welcher sehr
wohlfeil, aber auch, wie auf dem ganzen Saulgau, den
man vom Rheingau wohl unterscheiden muß, sehr ge-
ring und schwach ist. Zu meiner Zeit kostete das Rhei-
nische Maaß Wein - zwei Bouteillen - sechs Kreuzer,
oder 18 Pfennige
Erster Theil. X
Ya, Ya, ſchreits Eſelein;
Doch gebt ihm Udenheimer Wein
Es wird vor aller Angſt und Pein,
Nicht ferner mehr ſein Ya ſchrein.
Pabſt Pius thu doch in den Bann,
Wer dieſe Bruͤh verdauen kann:
Denn es geſchieht, bei meiner Treu,
Durch Teufels Huͤlf und Hexerei.

Dies Zeug wurde abgeſchrieben, und kam ſo
auch zu den Udenheimer Bauern, deren einige es fuͤr
meine Arbeit ausgaben. Die Bauern ergrimmten
nun ſehr, und ſchwuren, daß ein Menſch, der ſo
ſchlecht von ihrem Wein e) ſchreiben koͤnnte, ihr Vi-
karius nicht ſeyn duͤrfte. Der Kirchen-Vorſteher,
Jaun, dachte aber ehrlich gegen mich, und behaup-
tete, man muͤſſe die Sache erſt unterſuchen. Er
kam auch wirklich zu mir, und konſtituirte mich.
Hoͤren Saͤ aͤmal, ſagte er zu mir, do hun ſaͤ ge-
ſaat, Saͤ haͤttaͤ aͤ grauſam Ding gemacht uf unſere
Wei. Eß das ach wohr?


e) Der vornehmſte Nahrungszweig der Bauern in jener
Gegend beſteht im Anbau des Weins, welcher ſehr
wohlfeil, aber auch, wie auf dem ganzen Saulgau, den
man vom Rheingau wohl unterſcheiden muß, ſehr ge-
ring und ſchwach iſt. Zu meiner Zeit koſtete das Rhei-
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oder 18 Pfennige
Erſter Theil. X
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[321/0335] Ya, Ya, ſchreits Eſelein; Doch gebt ihm Udenheimer Wein Es wird vor aller Angſt und Pein, Nicht ferner mehr ſein Ya ſchrein. Pabſt Pius thu doch in den Bann, Wer dieſe Bruͤh verdauen kann: Denn es geſchieht, bei meiner Treu, Durch Teufels Huͤlf und Hexerei. Dies Zeug wurde abgeſchrieben, und kam ſo auch zu den Udenheimer Bauern, deren einige es fuͤr meine Arbeit ausgaben. Die Bauern ergrimmten nun ſehr, und ſchwuren, daß ein Menſch, der ſo ſchlecht von ihrem Wein e) ſchreiben koͤnnte, ihr Vi- karius nicht ſeyn duͤrfte. Der Kirchen-Vorſteher, Jaun, dachte aber ehrlich gegen mich, und behaup- tete, man muͤſſe die Sache erſt unterſuchen. Er kam auch wirklich zu mir, und konſtituirte mich. Hoͤren Saͤ aͤmal, ſagte er zu mir, do hun ſaͤ ge- ſaat, Saͤ haͤttaͤ aͤ grauſam Ding gemacht uf unſere Wei. Eß das ach wohr? e) Der vornehmſte Nahrungszweig der Bauern in jener Gegend beſteht im Anbau des Weins, welcher ſehr wohlfeil, aber auch, wie auf dem ganzen Saulgau, den man vom Rheingau wohl unterſcheiden muß, ſehr ge- ring und ſchwach iſt. Zu meiner Zeit koſtete das Rhei- niſche Maaß Wein – zwei Bouteillen – ſechs Kreuzer, oder 18 Pfennige Erſter Theil. X

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/335>, abgerufen am 22.11.2024.