une satisfaction insinie, einen braven Mann, einen homme de merite zu poussiren. Das freute mich, und ich insinuirte mich besonders dadurch bei Herrn Stauch, daß ich ihm erzählte, wie, seitdem er am Ruder wäre, die Klagen nicht mehr so gehört würden, als vorher: das müste durchaus von den guten Anschlägen herkommen, die er seinem Herrn dem Landgrafen gäbe. Und in diesem Stück hatte ich auch nicht gelogen: denn obgleich Stauch nicht studiert hatte, und ein gelernter Schneider war; so machte er doch weit klügere Anstalten im Lande, als viele seiner studierten Vorfahren, welche Schurken gewesen waren, und die Noth der mitlern und un- tern Volksklassen vielleicht nicht so gut gekannt hatten, als er.
Herr Stauch stellte mich auf der Parade dem Landgrafen vor, welcher sehr freundlich und herab- lassend nach seiner stäten Gewohnheit, mit mir redete, und mir ganz treuherzig auf die Achsel klopfte. Er befahl mir, eine Schrift bei ihm einzugeben, und ihm meine Wünsche bekannt zu machen; hernach wollte er schon sehen, was man thun könnte, das hieß denn, er wollte es Herrn Stauch überlassen, wie ich könnte placirt werden. Die herablassende Güte des ehrlichen Fürsten rührte mich, und ich bedauerte ganz aufrichtig, daß ein Regent von so gutem Karacter und Herzen so wenig Regent war.
une ſatisfaction inſinie, einen braven Mann, einen homme de merite zu pouſſiren. Das freute mich, und ich inſinuirte mich beſonders dadurch bei Herrn Stauch, daß ich ihm erzaͤhlte, wie, ſeitdem er am Ruder waͤre, die Klagen nicht mehr ſo gehoͤrt wuͤrden, als vorher: das muͤſte durchaus von den guten Anſchlaͤgen herkommen, die er ſeinem Herrn dem Landgrafen gaͤbe. Und in dieſem Stuͤck hatte ich auch nicht gelogen: denn obgleich Stauch nicht ſtudiert hatte, und ein gelernter Schneider war; ſo machte er doch weit kluͤgere Anſtalten im Lande, als viele ſeiner ſtudierten Vorfahren, welche Schurken geweſen waren, und die Noth der mitlern und un- tern Volksklaſſen vielleicht nicht ſo gut gekannt hatten, als er.
Herr Stauch ſtellte mich auf der Parade dem Landgrafen vor, welcher ſehr freundlich und herab- laſſend nach ſeiner ſtaͤten Gewohnheit, mit mir redete, und mir ganz treuherzig auf die Achſel klopfte. Er befahl mir, eine Schrift bei ihm einzugeben, und ihm meine Wuͤnſche bekannt zu machen; hernach wollte er ſchon ſehen, was man thun koͤnnte, das hieß denn, er wollte es Herrn Stauch uͤberlaſſen, wie ich koͤnnte placirt werden. Die herablaſſende Guͤte des ehrlichen Fuͤrſten ruͤhrte mich, und ich bedauerte ganz aufrichtig, daß ein Regent von ſo gutem Karacter und Herzen ſo wenig Regent war.
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une ſatisfaction inſinie, einen braven Mann,
einen homme de merite zu pouſſiren. Das freute
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Herrn Stauch, daß ich ihm erzaͤhlte, wie, ſeitdem er
am Ruder waͤre, die Klagen nicht mehr ſo gehoͤrt
wuͤrden, als vorher: das muͤſte durchaus von den
guten Anſchlaͤgen herkommen, die er ſeinem Herrn
dem Landgrafen gaͤbe. Und in dieſem Stuͤck hatte
ich auch nicht gelogen: denn obgleich Stauch nicht
ſtudiert hatte, und ein gelernter Schneider war; ſo
machte er doch weit kluͤgere Anſtalten im Lande, als
viele ſeiner ſtudierten Vorfahren, welche Schurken
geweſen waren, und die Noth der mitlern und un-
tern Volksklaſſen vielleicht nicht ſo gut gekannt hatten,
als er.
Herr Stauch ſtellte mich auf der Parade dem
Landgrafen vor, welcher ſehr freundlich und herab-
laſſend nach ſeiner ſtaͤten Gewohnheit, mit mir redete,
und mir ganz treuherzig auf die Achſel klopfte. Er
befahl mir, eine Schrift bei ihm einzugeben, und ihm
meine Wuͤnſche bekannt zu machen; hernach wollte
er ſchon ſehen, was man thun koͤnnte, das hieß
denn, er wollte es Herrn Stauch uͤberlaſſen, wie
ich koͤnnte placirt werden. Die herablaſſende Guͤte
des ehrlichen Fuͤrſten ruͤhrte mich, und ich bedauerte
ganz aufrichtig, daß ein Regent von ſo gutem
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/327>, abgerufen am 28.11.2024.
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