sichtlich von mir gemacht wären, nicht gemerkt hätte. Hier machte ich mich über den Herrn Hahn nicht we- nig lustig. Ich dachte, Otto würde schweigen, aber der war niederträchtig genug, gleich darauf dem theuren Herrn Pastor meine Gespräche brühheis zu hinterbringen.
Nun hatte ich einem giftigen Pfaffen auf die Füße getreten, und der muste sich nun rächen. Er that es auch. Da er bei dem Hrn. v. Zwirnlein, welcher Administrator Subdelegatus der Rhein- grafschaft war, manchmal Tarok spielte, und der gnädigen Frau Stadtmährlein zutragen durfte; so bediente er sich dieser Gelegenheit, mich dem Admi- nistrator als einen höchst ärgerlichen und gefährlichen Menschen von den schlechtesten Sitten vorzustellen. Alles, was er von mir wuste, brachte er an, und dichtete und log noch auf gut pfaffisch brav dazu! Der orthodoxe Administrator, erschrak über die Be- schreibung des Pfaffen, und befahl bei seiner Anwe- senheit in Grehweiler dem Rath Dietsch, mich vorzunehmen, und die Sache zu untersuchen. Der Herr Rath berichtete ihn, daß dieses schon geschehen sey: daß ich ein leichtsinnige[ - 1 Zeichen fehlt] Mensch und kein Frei- geist wäre u. s. w. Da besänftigte sich der Herr von Zwirnlein, und trug dem Rath nichts weiter auf, als mich zu ermahnen, vom Saufen zu lassen, die Wirthshäuser sparsamer zu besuchen, und mich aller
ſichtlich von mir gemacht waͤren, nicht gemerkt haͤtte. Hier machte ich mich uͤber den Herrn Hahn nicht we- nig luſtig. Ich dachte, Otto wuͤrde ſchweigen, aber der war niedertraͤchtig genug, gleich darauf dem theuren Herrn Paſtor meine Geſpraͤche bruͤhheis zu hinterbringen.
Nun hatte ich einem giftigen Pfaffen auf die Fuͤße getreten, und der muſte ſich nun raͤchen. Er that es auch. Da er bei dem Hrn. v. Zwirnlein, welcher Adminiſtrator Subdelegatus der Rhein- grafſchaft war, manchmal Tarok ſpielte, und der gnaͤdigen Frau Stadtmaͤhrlein zutragen durfte; ſo bediente er ſich dieſer Gelegenheit, mich dem Admi- niſtrator als einen hoͤchſt aͤrgerlichen und gefaͤhrlichen Menſchen von den ſchlechteſten Sitten vorzuſtellen. Alles, was er von mir wuſte, brachte er an, und dichtete und log noch auf gut pfaffiſch brav dazu! Der orthodoxe Adminiſtrator, erſchrak uͤber die Be- ſchreibung des Pfaffen, und befahl bei ſeiner Anwe- ſenheit in Grehweiler dem Rath Dietſch, mich vorzunehmen, und die Sache zu unterſuchen. Der Herr Rath berichtete ihn, daß dieſes ſchon geſchehen ſey: daß ich ein leichtſinnige[ – 1 Zeichen fehlt] Menſch und kein Frei- geiſt waͤre u. ſ. w. Da beſaͤnftigte ſich der Herr von Zwirnlein, und trug dem Rath nichts weiter auf, als mich zu ermahnen, vom Saufen zu laſſen, die Wirthshaͤuſer ſparſamer zu beſuchen, und mich aller
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ſichtlich von mir gemacht waͤren, nicht gemerkt haͤtte.
Hier machte ich mich uͤber den Herrn Hahn nicht we-
nig luſtig. Ich dachte, Otto wuͤrde ſchweigen, aber
der war niedertraͤchtig genug, gleich darauf dem
theuren Herrn Paſtor meine Geſpraͤche bruͤhheis zu
hinterbringen.
Nun hatte ich einem giftigen Pfaffen auf die
Fuͤße getreten, und der muſte ſich nun raͤchen. Er
that es auch. Da er bei dem Hrn. v. Zwirnlein,
welcher Adminiſtrator Subdelegatus der Rhein-
grafſchaft war, manchmal Tarok ſpielte, und der
gnaͤdigen Frau Stadtmaͤhrlein zutragen durfte; ſo
bediente er ſich dieſer Gelegenheit, mich dem Admi-
niſtrator als einen hoͤchſt aͤrgerlichen und gefaͤhrlichen
Menſchen von den ſchlechteſten Sitten vorzuſtellen.
Alles, was er von mir wuſte, brachte er an, und
dichtete und log noch auf gut pfaffiſch brav dazu!
Der orthodoxe Adminiſtrator, erſchrak uͤber die Be-
ſchreibung des Pfaffen, und befahl bei ſeiner Anwe-
ſenheit in Grehweiler dem Rath Dietſch, mich
vorzunehmen, und die Sache zu unterſuchen. Der
Herr Rath berichtete ihn, daß dieſes ſchon geſchehen
ſey: daß ich ein leichtſinnige_ Menſch und kein Frei-
geiſt waͤre u. ſ. w. Da beſaͤnftigte ſich der Herr von
Zwirnlein, und trug dem Rath nichts weiter auf,
als mich zu ermahnen, vom Saufen zu laſſen, die
Wirthshaͤuſer ſparſamer zu beſuchen, und mich aller
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/323>, abgerufen am 01.02.2025.
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