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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Apologie der christlichen Religion ist Ihnen nicht in
die Hände gekommen.

Ich: O doch. Ich kenne das Buch; aber es
behagt mir nicht: es ist ein dummer Wisch, und wei-
ter nichts! Alles ist aus Lardner ausgeschmiert.
Sie wissen das doch selbst, Herr Rath?

Dietsch: (betroffen) Wohl wahr! (sanfter)
Sie sind also kein Freigeist?

Ich: Behüte Gott! Aber, wie Sie selbst
wissen: man kann heut zu Tage nicht alles mehr
glauben, was in der formula concordiae steht.
Zum Beispiel die Genugthuung Christi. --

Dietsch: Genugthuung Christi? -- das ist
ja dogma stantis et cadentis ecclesiae!

Ich: Erlauben Sie. Man muß das Ding
recht verstehen: in gewissem Sinn hat Christus für
das nicht genug gethan, nämlich in dem Sinn nicht,
wie es der Erzbischof Anselm von Canterbury nahm.
Aber im moralischen Sinn ist es wahr. Haben Sie
die neue Apologie des Sokrates von Eberhard
gelesen?

Dietsch: Nein! das Buch kenne ich nur aus
den Danziger Berichten, als ein erzgottloses Buch,
das alle Religion ruiniren soll.

Ich: Dann will ich die Ehre haben, Ihnen
damit aufzuwarten. Sie sind ein Mann von Ein-

Erster Theil. U

Apologie der chriſtlichen Religion iſt Ihnen nicht in
die Haͤnde gekommen.

Ich: O doch. Ich kenne das Buch; aber es
behagt mir nicht: es iſt ein dummer Wiſch, und wei-
ter nichts! Alles iſt aus Lardner ausgeſchmiert.
Sie wiſſen das doch ſelbſt, Herr Rath?

Dietſch: (betroffen) Wohl wahr! (ſanfter)
Sie ſind alſo kein Freigeiſt?

Ich: Behuͤte Gott! Aber, wie Sie ſelbſt
wiſſen: man kann heut zu Tage nicht alles mehr
glauben, was in der formula concordiae ſteht.
Zum Beiſpiel die Genugthuung Chriſti. —

Dietſch: Genugthuung Chriſti? — das iſt
ja dogma ſtantis et cadentis eccleſiae!

Ich: Erlauben Sie. Man muß das Ding
recht verſtehen: in gewiſſem Sinn hat Chriſtus fuͤr
das nicht genug gethan, naͤmlich in dem Sinn nicht,
wie es der Erzbiſchof Anſelm von Canterbury nahm.
Aber im moraliſchen Sinn iſt es wahr. Haben Sie
die neue Apologie des Sokrates von Eberhard
geleſen?

Dietſch: Nein! das Buch kenne ich nur aus
den Danziger Berichten, als ein erzgottloſes Buch,
das alle Religion ruiniren ſoll.

Ich: Dann will ich die Ehre haben, Ihnen
damit aufzuwarten. Sie ſind ein Mann von Ein-

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[305/0319] Apologie der chriſtlichen Religion iſt Ihnen nicht in die Haͤnde gekommen. Ich: O doch. Ich kenne das Buch; aber es behagt mir nicht: es iſt ein dummer Wiſch, und wei- ter nichts! Alles iſt aus Lardner ausgeſchmiert. Sie wiſſen das doch ſelbſt, Herr Rath? Dietſch: (betroffen) Wohl wahr! (ſanfter) Sie ſind alſo kein Freigeiſt? Ich: Behuͤte Gott! Aber, wie Sie ſelbſt wiſſen: man kann heut zu Tage nicht alles mehr glauben, was in der formula concordiae ſteht. Zum Beiſpiel die Genugthuung Chriſti. — Dietſch: Genugthuung Chriſti? — das iſt ja dogma ſtantis et cadentis eccleſiae! Ich: Erlauben Sie. Man muß das Ding recht verſtehen: in gewiſſem Sinn hat Chriſtus fuͤr das nicht genug gethan, naͤmlich in dem Sinn nicht, wie es der Erzbiſchof Anſelm von Canterbury nahm. Aber im moraliſchen Sinn iſt es wahr. Haben Sie die neue Apologie des Sokrates von Eberhard geleſen? Dietſch: Nein! das Buch kenne ich nur aus den Danziger Berichten, als ein erzgottloſes Buch, das alle Religion ruiniren ſoll. Ich: Dann will ich die Ehre haben, Ihnen damit aufzuwarten. Sie ſind ein Mann von Ein- Erſter Theil. U

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/319>, abgerufen am 24.11.2024.