Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

gethan, wasche seine Hände in Unschuld u. s. w. Ich
schloß aus der Handschrift, daß der Pfarrer Flieb-
ner zu Bornheim der Schreiber des Briefs wäre.

Nachdem ich den Brief gelesen hatte, sagte
ich, daß das nur halb wahr, und vom Schreiber
boshafter Weise falsch vorgestellt sey. Aber Herr
Dietsch erwiederte "das ist nicht das einzige,
was Sie gravirt. Sie können doch nicht läugnen,
daß Sie über die Religion gespottet haben zu Wons-
heim im Bock, zu -

Ich: Lassen Sie mich Ihnen die Wahrheit
sagen. Ich habe mehrmals, das ist wahr, über ei-
nige Dogmen geredet, aber nur so pro und contra.
Ich wollte nur zeigen, daß ich auch was gelesen
hätte.

Dietsch: Ey, ey, wenn man nur pro und
contra redet, so disputirt man nicht im Wirthshaus.
Und zu dem sah man es Ihnen recht wohl an, daß
sie im vollem Ernst die Parthei der Freigeister er-
griffen. Sie sprachen da von nichts als von dum-
men Pfaffen, von unwissenden Geistlichen, und
so fort.

Ich: Das ist wahr: ich habe wenig Theolo-
gen kennen gelernt, welche gescheute Männer gewe-
sen wären.

Dietsch: (erboßt) Und doch haben Sie de-
ren Bücher nicht gelesen: ich werte, Hrn. Seilers

gethan, waſche ſeine Haͤnde in Unſchuld u. ſ. w. Ich
ſchloß aus der Handſchrift, daß der Pfarrer Flieb-
ner zu Bornheim der Schreiber des Briefs waͤre.

Nachdem ich den Brief geleſen hatte, ſagte
ich, daß das nur halb wahr, und vom Schreiber
boshafter Weiſe falſch vorgeſtellt ſey. Aber Herr
Dietſch erwiederte „das iſt nicht das einzige,
was Sie gravirt. Sie koͤnnen doch nicht laͤugnen,
daß Sie uͤber die Religion geſpottet haben zu Wons-
heim im Bock, zu –

Ich: Laſſen Sie mich Ihnen die Wahrheit
ſagen. Ich habe mehrmals, das iſt wahr, uͤber ei-
nige Dogmen geredet, aber nur ſo pro und contra.
Ich wollte nur zeigen, daß ich auch was geleſen
haͤtte.

Dietſch: Ey, ey, wenn man nur pro und
contra redet, ſo diſputirt man nicht im Wirthshaus.
Und zu dem ſah man es Ihnen recht wohl an, daß
ſie im vollem Ernſt die Parthei der Freigeiſter er-
griffen. Sie ſprachen da von nichts als von dum-
men Pfaffen, von unwiſſenden Geiſtlichen, und
ſo fort.

Ich: Das iſt wahr: ich habe wenig Theolo-
gen kennen gelernt, welche geſcheute Maͤnner gewe-
ſen waͤren.

Dietſch: (erboßt) Und doch haben Sie de-
ren Buͤcher nicht geleſen: ich werte, Hrn. Seilers

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0318" n="304"/>
gethan, wa&#x017F;che &#x017F;eine Ha&#x0364;nde in Un&#x017F;chuld u. &#x017F;. w. Ich<lb/>
&#x017F;chloß aus der Hand&#x017F;chrift, daß der Pfarrer <hi rendition="#g">Flieb</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ner</hi> zu Bornheim der Schreiber des Briefs wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Nachdem ich den Brief gele&#x017F;en hatte, &#x017F;agte<lb/>
ich, daß das nur halb wahr, und vom Schreiber<lb/>
boshafter Wei&#x017F;e fal&#x017F;ch vorge&#x017F;tellt &#x017F;ey. Aber Herr<lb/>
Diet&#x017F;ch erwiederte &#x201E;das i&#x017F;t nicht das einzige,<lb/>
was Sie gravirt. Sie ko&#x0364;nnen doch nicht la&#x0364;ugnen,<lb/>
daß Sie u&#x0364;ber die Religion ge&#x017F;pottet haben zu Wons-<lb/>
heim im Bock, zu &#x2013;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: La&#x017F;&#x017F;en Sie mich Ihnen die Wahrheit<lb/>
&#x017F;agen. Ich habe mehrmals, das i&#x017F;t wahr, u&#x0364;ber ei-<lb/>
nige Dogmen geredet, aber nur &#x017F;o <hi rendition="#aq">pro</hi> und <hi rendition="#aq">contra.</hi><lb/>
Ich wollte nur zeigen, daß ich auch was gele&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Diet&#x017F;ch</hi>: Ey, ey, wenn man nur <hi rendition="#aq">pro</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">contra</hi> redet, &#x017F;o di&#x017F;putirt man nicht im Wirthshaus.<lb/>
Und zu dem &#x017F;ah man es Ihnen recht wohl an, daß<lb/>
&#x017F;ie im vollem Ern&#x017F;t die Parthei der Freigei&#x017F;ter er-<lb/>
griffen. Sie &#x017F;prachen da von nichts als von dum-<lb/>
men Pfaffen, von unwi&#x017F;&#x017F;enden Gei&#x017F;tlichen, und<lb/>
&#x017F;o fort.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Ich</hi>: Das i&#x017F;t wahr: ich habe wenig Theolo-<lb/>
gen kennen gelernt, welche ge&#x017F;cheute Ma&#x0364;nner gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Diet&#x017F;ch</hi>: (erboßt) Und doch haben Sie de-<lb/>
ren Bu&#x0364;cher nicht gele&#x017F;en: ich werte, Hrn. <hi rendition="#g">Seilers</hi><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0318] gethan, waſche ſeine Haͤnde in Unſchuld u. ſ. w. Ich ſchloß aus der Handſchrift, daß der Pfarrer Flieb- ner zu Bornheim der Schreiber des Briefs waͤre. Nachdem ich den Brief geleſen hatte, ſagte ich, daß das nur halb wahr, und vom Schreiber boshafter Weiſe falſch vorgeſtellt ſey. Aber Herr Dietſch erwiederte „das iſt nicht das einzige, was Sie gravirt. Sie koͤnnen doch nicht laͤugnen, daß Sie uͤber die Religion geſpottet haben zu Wons- heim im Bock, zu – Ich: Laſſen Sie mich Ihnen die Wahrheit ſagen. Ich habe mehrmals, das iſt wahr, uͤber ei- nige Dogmen geredet, aber nur ſo pro und contra. Ich wollte nur zeigen, daß ich auch was geleſen haͤtte. Dietſch: Ey, ey, wenn man nur pro und contra redet, ſo diſputirt man nicht im Wirthshaus. Und zu dem ſah man es Ihnen recht wohl an, daß ſie im vollem Ernſt die Parthei der Freigeiſter er- griffen. Sie ſprachen da von nichts als von dum- men Pfaffen, von unwiſſenden Geiſtlichen, und ſo fort. Ich: Das iſt wahr: ich habe wenig Theolo- gen kennen gelernt, welche geſcheute Maͤnner gewe- ſen waͤren. Dietſch: (erboßt) Und doch haben Sie de- ren Buͤcher nicht geleſen: ich werte, Hrn. Seilers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/318
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/318>, abgerufen am 24.11.2024.