Ignoranten und Dummköpfen krasser ist, als bei Gelehrten, nebst ihrer natürlichen Trägheit sie hin- dern, irgend einen Gebrauch von einem guten Buche zu machen.
Die Lebensart dieser Leutchen ist -- abscheu- lich. Sauffen -- das karakteristische Laster der Pfalz -- ist auch ihre Sache: da sitzen sie in den Dorfschenken, lassen sich von den Bauern tractiren, saufen sich voll, und prügeln sich mit unter sehr er- baulich. So bekam der Pfarrer Weppner zu Alsheim einst so viel Prügel in der Schenke, daß er in drei Wochen nicht predigen konnte. In einem andern Lande würden dergleichen Skandale auf ver- drüßliche Konsequenzen ziehen; aber in der Pfalz nimmt mans so genau nicht.
Ich rede aber, welches sich von selbst versteht, nicht von allen und jeden, sondern vom größten Hau- fen. Giebt es daher noch [ - 2 Zeichen fehlen]nige, welche besser sind von Kenntnissen und Sitten - und daß es derglei- chen gebe, weis ich selbst -- so habe ich diese nicht gemeint. Es ist hier nur die Rede von dem, was gemeiniglich geschieht. Und wer könnte für so schlechte Stellen auch wohl etwas besseres verlan- gen! --
Die Reformirten und Katholischen Herren sind nicht viel besser, was nämlich ihre Sitten und Kennt- nisse betrifft, ob sie gleich besser gekleidet gehen, bes-
Ignoranten und Dummkoͤpfen kraſſer iſt, als bei Gelehrten, nebſt ihrer natuͤrlichen Traͤgheit ſie hin- dern, irgend einen Gebrauch von einem guten Buche zu machen.
Die Lebensart dieſer Leutchen iſt — abſcheu- lich. Sauffen — das karakteriſtiſche Laſter der Pfalz — iſt auch ihre Sache: da ſitzen ſie in den Dorfſchenken, laſſen ſich von den Bauern tractiren, ſaufen ſich voll, und pruͤgeln ſich mit unter ſehr er- baulich. So bekam der Pfarrer Weppner zu Alsheim einſt ſo viel Pruͤgel in der Schenke, daß er in drei Wochen nicht predigen konnte. In einem andern Lande wuͤrden dergleichen Skandale auf ver- druͤßliche Konſequenzen ziehen; aber in der Pfalz nimmt mans ſo genau nicht.
Ich rede aber, welches ſich von ſelbſt verſteht, nicht von allen und jeden, ſondern vom groͤßten Hau- fen. Giebt es daher noch [ – 2 Zeichen fehlen]nige, welche beſſer ſind von Kenntniſſen und Sitten – und daß es derglei- chen gebe, weis ich ſelbſt — ſo habe ich dieſe nicht gemeint. Es iſt hier nur die Rede von dem, was gemeiniglich geſchieht. Und wer koͤnnte fuͤr ſo ſchlechte Stellen auch wohl etwas beſſeres verlan- gen! —
Die Reformirten und Katholiſchen Herren ſind nicht viel beſſer, was naͤmlich ihre Sitten und Kennt- niſſe betrifft, ob ſie gleich beſſer gekleidet gehen, beſ-
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Ignoranten und Dummkoͤpfen kraſſer iſt, als bei
Gelehrten, nebſt ihrer natuͤrlichen Traͤgheit ſie hin-
dern, irgend einen Gebrauch von einem guten Buche
zu machen.
Die Lebensart dieſer Leutchen iſt — abſcheu-
lich. Sauffen — das karakteriſtiſche Laſter der
Pfalz — iſt auch ihre Sache: da ſitzen ſie in den
Dorfſchenken, laſſen ſich von den Bauern tractiren,
ſaufen ſich voll, und pruͤgeln ſich mit unter ſehr er-
baulich. So bekam der Pfarrer Weppner zu
Alsheim einſt ſo viel Pruͤgel in der Schenke, daß er
in drei Wochen nicht predigen konnte. In einem
andern Lande wuͤrden dergleichen Skandale auf ver-
druͤßliche Konſequenzen ziehen; aber in der Pfalz
nimmt mans ſo genau nicht.
Ich rede aber, welches ſich von ſelbſt verſteht,
nicht von allen und jeden, ſondern vom groͤßten Hau-
fen. Giebt es daher noch __nige, welche beſſer ſind
von Kenntniſſen und Sitten – und daß es derglei-
chen gebe, weis ich ſelbſt — ſo habe ich dieſe nicht
gemeint. Es iſt hier nur die Rede von dem, was
gemeiniglich geſchieht. Und wer koͤnnte fuͤr ſo
ſchlechte Stellen auch wohl etwas beſſeres verlan-
gen! —
Die Reformirten und Katholiſchen Herren ſind
nicht viel beſſer, was naͤmlich ihre Sitten und Kennt-
niſſe betrifft, ob ſie gleich beſſer gekleidet gehen, beſ-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/294>, abgerufen am 28.09.2024.
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