Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

stehen müsse, und das es nicht nöthig sey, bei der
Frau Magister V -- --, oder der schönen Nichte
des Professors P -- -- seine Aufwartung dann und
wann zu machen, und diese Aufwartung mit baarem
Gelde, oder mit theuren Geschenken zu erkauffen.
Und doch waren die, welche dieses konnten, die an-
gesehnsten auf der Akademie. Da es hier nicht sel-
ten geschieht, daß Professoren die Studenten auf
ihren Stuben besuchen; so gehört es auch zum guten
Ton, dergleichen Herren dann und wann zu sich zu
bitten, und sich in große Unkosten zu stecken. Ich
halte nichts davon, wenn Professores die Studen-
ten in ihrer Wohnung heimsuchen. Wollen sie Um-
gang mit ihnen haben; so sey es an einem driften
Ort. Der Professor verliert nach und nach sein An-
sehen, und der Student macht sich schwere unnütze
Kosten. Am besten ist es, wenn beide in einer ge-
wissen Entfernung von einander bleiben.

Ich muß doch ein klein Wörtchen vom Göttin-
ger Frauenzimmer sagen. Diese sind mit gnädiger
und großgünstiger Erlaubniß der Göttinger Damen
durch die Bank -- nicht schön. Ich weis es selbst
nicht: sie haben so was widerliches im Gesicht,
welches durchaus misfällt: und ihre Farbe, oder
der Teint, wie man sagt, ist weit entfernt von je-
nen Lilien und Rosen, von denen unsre Herren
Reimemacher so viel zu sagen wissen. Unter den

ſtehen muͤſſe, und das es nicht noͤthig ſey, bei der
Frau Magiſter V — —, oder der ſchoͤnen Nichte
des Profeſſors P — — ſeine Aufwartung dann und
wann zu machen, und dieſe Aufwartung mit baarem
Gelde, oder mit theuren Geſchenken zu erkauffen.
Und doch waren die, welche dieſes konnten, die an-
geſehnſten auf der Akademie. Da es hier nicht ſel-
ten geſchieht, daß Profeſſoren die Studenten auf
ihren Stuben beſuchen; ſo gehoͤrt es auch zum guten
Ton, dergleichen Herren dann und wann zu ſich zu
bitten, und ſich in große Unkoſten zu ſtecken. Ich
halte nichts davon, wenn Profeſſores die Studen-
ten in ihrer Wohnung heimſuchen. Wollen ſie Um-
gang mit ihnen haben; ſo ſey es an einem driften
Ort. Der Profeſſor verliert nach und nach ſein An-
ſehen, und der Student macht ſich ſchwere unnuͤtze
Koſten. Am beſten iſt es, wenn beide in einer ge-
wiſſen Entfernung von einander bleiben.

Ich muß doch ein klein Woͤrtchen vom Goͤttin-
ger Frauenzimmer ſagen. Dieſe ſind mit gnaͤdiger
und großguͤnſtiger Erlaubniß der Goͤttinger Damen
durch die Bank — nicht ſchoͤn. Ich weis es ſelbſt
nicht: ſie haben ſo was widerliches im Geſicht,
welches durchaus misfaͤllt: und ihre Farbe, oder
der Teint, wie man ſagt, iſt weit entfernt von je-
nen Lilien und Roſen, von denen unſre Herren
Reimemacher ſo viel zu ſagen wiſſen. Unter den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="263"/>
&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und das es nicht no&#x0364;thig &#x017F;ey, bei der<lb/>
Frau Magi&#x017F;ter V &#x2014; &#x2014;, oder der &#x017F;cho&#x0364;nen Nichte<lb/>
des Profe&#x017F;&#x017F;ors P &#x2014; &#x2014; &#x017F;eine Aufwartung dann und<lb/>
wann zu machen, und die&#x017F;e Aufwartung mit baarem<lb/>
Gelde, oder mit theuren Ge&#x017F;chenken zu erkauffen.<lb/>
Und doch waren die, welche die&#x017F;es konnten, die an-<lb/>
ge&#x017F;ehn&#x017F;ten auf der Akademie. Da es hier nicht &#x017F;el-<lb/>
ten ge&#x017F;chieht, daß Profe&#x017F;&#x017F;oren die Studenten auf<lb/>
ihren Stuben be&#x017F;uchen; &#x017F;o geho&#x0364;rt es auch zum guten<lb/>
Ton, dergleichen Herren dann und wann zu &#x017F;ich zu<lb/>
bitten, und &#x017F;ich in große Unko&#x017F;ten zu &#x017F;tecken. Ich<lb/>
halte nichts davon, wenn Profe&#x017F;&#x017F;ores die Studen-<lb/>
ten in ihrer Wohnung heim&#x017F;uchen. Wollen &#x017F;ie Um-<lb/>
gang mit ihnen haben; &#x017F;o &#x017F;ey es an einem driften<lb/>
Ort. Der Profe&#x017F;&#x017F;or verliert nach und nach &#x017F;ein An-<lb/>
&#x017F;ehen, und der Student macht &#x017F;ich &#x017F;chwere unnu&#x0364;tze<lb/>
Ko&#x017F;ten. Am be&#x017F;ten i&#x017F;t es, wenn beide in einer ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Entfernung von einander bleiben.</p><lb/>
        <p>Ich muß doch ein klein Wo&#x0364;rtchen vom Go&#x0364;ttin-<lb/>
ger Frauenzimmer &#x017F;agen. Die&#x017F;e &#x017F;ind mit gna&#x0364;diger<lb/>
und großgu&#x0364;n&#x017F;tiger Erlaubniß der Go&#x0364;ttinger Damen<lb/>
durch die Bank &#x2014; nicht &#x017F;cho&#x0364;n. Ich weis es &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht: &#x017F;ie haben &#x017F;o was widerliches im Ge&#x017F;icht,<lb/>
welches durchaus misfa&#x0364;llt: und ihre Farbe, oder<lb/>
der Teint, wie man &#x017F;agt, i&#x017F;t weit entfernt von je-<lb/>
nen Lilien und Ro&#x017F;en, von denen un&#x017F;re Herren<lb/>
Reimemacher &#x017F;o viel zu &#x017F;agen wi&#x017F;&#x017F;en. Unter den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0277] ſtehen muͤſſe, und das es nicht noͤthig ſey, bei der Frau Magiſter V — —, oder der ſchoͤnen Nichte des Profeſſors P — — ſeine Aufwartung dann und wann zu machen, und dieſe Aufwartung mit baarem Gelde, oder mit theuren Geſchenken zu erkauffen. Und doch waren die, welche dieſes konnten, die an- geſehnſten auf der Akademie. Da es hier nicht ſel- ten geſchieht, daß Profeſſoren die Studenten auf ihren Stuben beſuchen; ſo gehoͤrt es auch zum guten Ton, dergleichen Herren dann und wann zu ſich zu bitten, und ſich in große Unkoſten zu ſtecken. Ich halte nichts davon, wenn Profeſſores die Studen- ten in ihrer Wohnung heimſuchen. Wollen ſie Um- gang mit ihnen haben; ſo ſey es an einem driften Ort. Der Profeſſor verliert nach und nach ſein An- ſehen, und der Student macht ſich ſchwere unnuͤtze Koſten. Am beſten iſt es, wenn beide in einer ge- wiſſen Entfernung von einander bleiben. Ich muß doch ein klein Woͤrtchen vom Goͤttin- ger Frauenzimmer ſagen. Dieſe ſind mit gnaͤdiger und großguͤnſtiger Erlaubniß der Goͤttinger Damen durch die Bank — nicht ſchoͤn. Ich weis es ſelbſt nicht: ſie haben ſo was widerliches im Geſicht, welches durchaus misfaͤllt: und ihre Farbe, oder der Teint, wie man ſagt, iſt weit entfernt von je- nen Lilien und Roſen, von denen unſre Herren Reimemacher ſo viel zu ſagen wiſſen. Unter den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/277
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/277>, abgerufen am 28.11.2024.