Chi a dieci otto anni, e non e pazzo, O buzzera, o fotte, o si mena il cazzo.
Latein konnte Badiggi reden wie Wasser, und Latein, das sich immer hören ließ, das keine Schnitzer hatte. Beiher hatte er eine große Belesenheit in jenen freiern Schriften der Italiäner, welche das sechzehn- te Jahrhundert erleuchtet haben, z. B. in denen des Aretin, Pulci, Ariosto, Pallavicino, u. a. m. Einen größern Zotenreisser und Lästerer aller Religion, aller Sitten und aller Moral hab ich nie gehört. Das waren aber in meinen Augen damals Tugenden, und verbanden mich um so mehr mit Badiggi, oder um besser zu sagen, sie machten, daß ich seinen Umgang fleißig suchte, ohne jedoch seine Person zu lieben oder zu schätzen. Dieser Mensch genoß allerhand Unterstützungen, sowohl von Pro- fessoren als von Studenten, welche letztern er mit seinen Schwänken belustigte. Er erhielt auch Geld von Auswärtigen. Endlich ist er heimlich entwichen, nachdem er viele Leute geprellt, die Universitätsbi- bliothek um 100 Thaler Bücher betrogen, und mehr andre Lumpenstreiche begangen hatte.
Ich für mein Theil gewöhnte mir in dem Um- gange mit diesem Menschen einen äußerst freien und schlüpfrigen Ton, in Rücksicht auf die Religion und ihre Lehren an: einen Ton, der mir, wie ich bald
Chi a dieci otto anni, e non é pazzo, O buzzera, o fotte, o ſi mena il cazzo.
Latein konnte Badiggi reden wie Waſſer, und Latein, das ſich immer hoͤren ließ, das keine Schnitzer hatte. Beiher hatte er eine große Beleſenheit in jenen freiern Schriften der Italiaͤner, welche das ſechzehn- te Jahrhundert erleuchtet haben, z. B. in denen des Aretin, Pulci, Arioſto, Pallavicino, u. a. m. Einen groͤßern Zotenreiſſer und Laͤſterer aller Religion, aller Sitten und aller Moral hab ich nie gehoͤrt. Das waren aber in meinen Augen damals Tugenden, und verbanden mich um ſo mehr mit Badiggi, oder um beſſer zu ſagen, ſie machten, daß ich ſeinen Umgang fleißig ſuchte, ohne jedoch ſeine Perſon zu lieben oder zu ſchaͤtzen. Dieſer Menſch genoß allerhand Unterſtuͤtzungen, ſowohl von Pro- feſſoren als von Studenten, welche letztern er mit ſeinen Schwaͤnken beluſtigte. Er erhielt auch Geld von Auswaͤrtigen. Endlich iſt er heimlich entwichen, nachdem er viele Leute geprellt, die Univerſitaͤtsbi- bliothek um 100 Thaler Buͤcher betrogen, und mehr andre Lumpenſtreiche begangen hatte.
Ich fuͤr mein Theil gewoͤhnte mir in dem Um- gange mit dieſem Menſchen einen aͤußerſt freien und ſchluͤpfrigen Ton, in Ruͤckſicht auf die Religion und ihre Lehren an: einen Ton, der mir, wie ich bald
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Chi a dieci otto anni, e non é pazzo,
O buzzera, o fotte, o ſi mena il cazzo.
Latein konnte Badiggi reden wie Waſſer, und Latein,
das ſich immer hoͤren ließ, das keine Schnitzer hatte.
Beiher hatte er eine große Beleſenheit in jenen
freiern Schriften der Italiaͤner, welche das ſechzehn-
te Jahrhundert erleuchtet haben, z. B. in denen des
Aretin, Pulci, Arioſto, Pallavicino, u.
a. m. Einen groͤßern Zotenreiſſer und Laͤſterer aller
Religion, aller Sitten und aller Moral hab ich nie
gehoͤrt. Das waren aber in meinen Augen damals
Tugenden, und verbanden mich um ſo mehr mit
Badiggi, oder um beſſer zu ſagen, ſie machten, daß
ich ſeinen Umgang fleißig ſuchte, ohne jedoch ſeine
Perſon zu lieben oder zu ſchaͤtzen. Dieſer Menſch
genoß allerhand Unterſtuͤtzungen, ſowohl von Pro-
feſſoren als von Studenten, welche letztern er mit
ſeinen Schwaͤnken beluſtigte. Er erhielt auch Geld
von Auswaͤrtigen. Endlich iſt er heimlich entwichen,
nachdem er viele Leute geprellt, die Univerſitaͤtsbi-
bliothek um 100 Thaler Buͤcher betrogen, und mehr
andre Lumpenſtreiche begangen hatte.
Ich fuͤr mein Theil gewoͤhnte mir in dem Um-
gange mit dieſem Menſchen einen aͤußerſt freien und
ſchluͤpfrigen Ton, in Ruͤckſicht auf die Religion und
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/272>, abgerufen am 24.11.2024.
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