mich zur Abreise in wenigen Tagen anzuschicken. Man stelle sich meine Freude vor, abermals eine Universität zu besuchen, welche die, wo ich gewesen war, unendlich übertraf. Mein Gepäcke wurde in etwas ausgebessert, und mit neuer Wäsche versehen, und dann fuhr ich ab. Ich darf meine Reise wohl nicht beschreiben: sie ging über Gießen, Marburg, Kassel und Minden. Mein Vater hatte mich aber- mals bis Frankfurt begleitet.
Meine Leser werden es schon glauben, daß ich die Universität Göttingen mit ganz andern Augen angesehen habe, als die zu Gießen. In Göttingen lehrten damals sehr viele berühmte Männer: ein Walch, Müller, Böhmer, Klaproth, Pütter, Selchow, Baldinger, Richter, Murray, Michaelis, Heyne, Feder, Lich- tenberg, Kästner, Meister, Gatterer, Schlötzer, und einige andre sehr gelehrte, ver- dienstvolle Männer. Quanta nomina! Und wie hervorstechend groß werden nicht erst diese Namen, wenn man zwischen ihnen und den Gießer-Professo- ren einen Vergleich anstellt! wenn man z. B. einen Walch mit Bechtolden oder Ouvrier, einen Böhmer mit Kochen, einen Heyne mit Herrn Schmid ver- gleicht!
Wenn es wahr ist, daß das Ansehen und die Celebrität der Lehrer einen mächtigen Einfluß auf
mich zur Abreiſe in wenigen Tagen anzuſchicken. Man ſtelle ſich meine Freude vor, abermals eine Univerſitaͤt zu beſuchen, welche die, wo ich geweſen war, unendlich uͤbertraf. Mein Gepaͤcke wurde in etwas ausgebeſſert, und mit neuer Waͤſche verſehen, und dann fuhr ich ab. Ich darf meine Reiſe wohl nicht beſchreiben: ſie ging uͤber Gießen, Marburg, Kaſſel und Minden. Mein Vater hatte mich aber- mals bis Frankfurt begleitet.
Meine Leſer werden es ſchon glauben, daß ich die Univerſitaͤt Goͤttingen mit ganz andern Augen angeſehen habe, als die zu Gießen. In Goͤttingen lehrten damals ſehr viele beruͤhmte Maͤnner: ein Walch, Muͤller, Boͤhmer, Klaproth, Puͤtter, Selchow, Baldinger, Richter, Murray, Michaelis, Heyne, Feder, Lich- tenberg, Kaͤſtner, Meiſter, Gatterer, Schloͤtzer, und einige andre ſehr gelehrte, ver- dienſtvolle Maͤnner. Quanta nomina! Und wie hervorſtechend groß werden nicht erſt dieſe Namen, wenn man zwiſchen ihnen und den Gießer-Profeſſo- ren einen Vergleich anſtellt! wenn man z. B. einen Walch mit Bechtolden oder Ouvrier, einen Boͤhmer mit Kochen, einen Heyne mit Herrn Schmid ver- gleicht!
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mich zur Abreiſe in wenigen Tagen anzuſchicken.
Man ſtelle ſich meine Freude vor, abermals eine
Univerſitaͤt zu beſuchen, welche die, wo ich geweſen
war, unendlich uͤbertraf. Mein Gepaͤcke wurde in
etwas ausgebeſſert, und mit neuer Waͤſche verſehen,
und dann fuhr ich ab. Ich darf meine Reiſe wohl
nicht beſchreiben: ſie ging uͤber Gießen, Marburg,
Kaſſel und Minden. Mein Vater hatte mich aber-
mals bis Frankfurt begleitet.
Meine Leſer werden es ſchon glauben, daß ich
die Univerſitaͤt Goͤttingen mit ganz andern Augen
angeſehen habe, als die zu Gießen. In Goͤttingen
lehrten damals ſehr viele beruͤhmte Maͤnner: ein
Walch, Muͤller, Boͤhmer, Klaproth,
Puͤtter, Selchow, Baldinger, Richter,
Murray, Michaelis, Heyne, Feder, Lich-
tenberg, Kaͤſtner, Meiſter, Gatterer,
Schloͤtzer, und einige andre ſehr gelehrte, ver-
dienſtvolle Maͤnner. Quanta nomina! Und wie
hervorſtechend groß werden nicht erſt dieſe Namen,
wenn man zwiſchen ihnen und den Gießer-Profeſſo-
ren einen Vergleich anſtellt! wenn man z. B. einen
Walch mit Bechtolden oder Ouvrier, einen Boͤhmer
mit Kochen, einen Heyne mit Herrn Schmid ver-
gleicht!
Wenn es wahr iſt, daß das Anſehen und die
Celebritaͤt der Lehrer einen maͤchtigen Einfluß auf
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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