lich oder unehrlich dabei zugehe, darum bekümmern sie sich nicht. Aber hüten Sie sich vor ähnlichen Händeln: Sie möchten sonst nicht so glücklich wieder heraus kommen.
Mit diesen Worten verließ mich der edle Major, ohne meine Danksagung abzuwarten. Ich bin seinen Namen vergessen, und das ärgert mich in der Seele. Sollte er aber noch leben, und diese Blätter zu sehen bekommen; so wird er sich dieser Geschichte erinnern, und dann versichere ich ihn, daß ich, so oft ich an ihn denke, und das geschieht sehr oft, es nie ohne das innigste Gefühl von Hochachtung und Dankbar- keit thue. Möchte ich doch erfahren, daß er die höchste Stufe der Ehre und des Glücks erstiegen hätte: wie sollte mich das freuen! -- Aber dem braven Mann müssen die schönen Handlungen, deren er sich bewußt ist, schon vollkommene Belohnung seyn!
So war ich also durch einen Schurken ins Un- glück gebracht, und durch einen rechtschaffnen Mann wieder errettet worden. -- Aber in solchem Wasser fängt man solche Fische! Was hatte ich nöthig mich in solche Löcher zu begeben, wo Gesundheit, Ehre, Geld und Freiheit aufs Spiel gesetzt wird! So oft gewitzigt und doch nicht klug! Es geschah mir also recht, daß ich in diese Verlegenheit gerietht: wohl mir, und mehr, als ich verdiente, daß ein Men-
lich oder unehrlich dabei zugehe, darum bekuͤmmern ſie ſich nicht. Aber huͤten Sie ſich vor aͤhnlichen Haͤndeln: Sie moͤchten ſonſt nicht ſo gluͤcklich wieder heraus kommen.
Mit dieſen Worten verließ mich der edle Major, ohne meine Dankſagung abzuwarten. Ich bin ſeinen Namen vergeſſen, und das aͤrgert mich in der Seele. Sollte er aber noch leben, und dieſe Blaͤtter zu ſehen bekommen; ſo wird er ſich dieſer Geſchichte erinnern, und dann verſichere ich ihn, daß ich, ſo oft ich an ihn denke, und das geſchieht ſehr oft, es nie ohne das innigſte Gefuͤhl von Hochachtung und Dankbar- keit thue. Moͤchte ich doch erfahren, daß er die hoͤchſte Stufe der Ehre und des Gluͤcks erſtiegen haͤtte: wie ſollte mich das freuen! — Aber dem braven Mann muͤſſen die ſchoͤnen Handlungen, deren er ſich bewußt iſt, ſchon vollkommene Belohnung ſeyn!
So war ich alſo durch einen Schurken ins Un- gluͤck gebracht, und durch einen rechtſchaffnen Mann wieder errettet worden. — Aber in ſolchem Waſſer faͤngt man ſolche Fiſche! Was hatte ich noͤthig mich in ſolche Loͤcher zu begeben, wo Geſundheit, Ehre, Geld und Freiheit aufs Spiel geſetzt wird! So oft gewitzigt und doch nicht klug! Es geſchah mir alſo recht, daß ich in dieſe Verlegenheit gerietht: wohl mir, und mehr, als ich verdiente, daß ein Men-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0259"n="245"/>
lich oder unehrlich dabei zugehe, darum bekuͤmmern<lb/>ſie ſich nicht. Aber huͤten Sie ſich vor aͤhnlichen<lb/>
Haͤndeln: Sie moͤchten ſonſt nicht ſo gluͤcklich wieder<lb/>
heraus kommen.</p><lb/><p>Mit dieſen Worten verließ mich der edle Major,<lb/>
ohne meine Dankſagung abzuwarten. Ich bin ſeinen<lb/>
Namen vergeſſen, und das aͤrgert mich in der Seele.<lb/>
Sollte er aber noch leben, und dieſe Blaͤtter zu ſehen<lb/>
bekommen; ſo wird er ſich dieſer Geſchichte erinnern,<lb/>
und dann verſichere ich ihn, daß ich, ſo oft ich an<lb/>
ihn denke, und das geſchieht ſehr oft, es nie ohne<lb/>
das innigſte Gefuͤhl von Hochachtung und Dankbar-<lb/>
keit thue. Moͤchte ich doch erfahren, daß er die<lb/>
hoͤchſte Stufe der Ehre und des Gluͤcks erſtiegen<lb/>
haͤtte: wie ſollte mich das freuen! — Aber dem<lb/>
braven Mann muͤſſen die ſchoͤnen Handlungen, deren<lb/>
er ſich bewußt iſt, ſchon vollkommene Belohnung<lb/>ſeyn!</p><lb/><p>So war ich alſo durch einen Schurken ins Un-<lb/>
gluͤck gebracht, und durch einen rechtſchaffnen Mann<lb/>
wieder errettet worden. — Aber in ſolchem Waſſer<lb/>
faͤngt man ſolche Fiſche! Was hatte ich noͤthig mich<lb/>
in ſolche Loͤcher zu begeben, wo Geſundheit, Ehre,<lb/>
Geld und Freiheit aufs Spiel geſetzt wird! So oft<lb/>
gewitzigt und doch nicht klug! Es geſchah mir alſo<lb/>
recht, daß ich in dieſe Verlegenheit gerietht: wohl<lb/>
mir, und mehr, als ich verdiente, daß ein Men-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[245/0259]
lich oder unehrlich dabei zugehe, darum bekuͤmmern
ſie ſich nicht. Aber huͤten Sie ſich vor aͤhnlichen
Haͤndeln: Sie moͤchten ſonſt nicht ſo gluͤcklich wieder
heraus kommen.
Mit dieſen Worten verließ mich der edle Major,
ohne meine Dankſagung abzuwarten. Ich bin ſeinen
Namen vergeſſen, und das aͤrgert mich in der Seele.
Sollte er aber noch leben, und dieſe Blaͤtter zu ſehen
bekommen; ſo wird er ſich dieſer Geſchichte erinnern,
und dann verſichere ich ihn, daß ich, ſo oft ich an
ihn denke, und das geſchieht ſehr oft, es nie ohne
das innigſte Gefuͤhl von Hochachtung und Dankbar-
keit thue. Moͤchte ich doch erfahren, daß er die
hoͤchſte Stufe der Ehre und des Gluͤcks erſtiegen
haͤtte: wie ſollte mich das freuen! — Aber dem
braven Mann muͤſſen die ſchoͤnen Handlungen, deren
er ſich bewußt iſt, ſchon vollkommene Belohnung
ſeyn!
So war ich alſo durch einen Schurken ins Un-
gluͤck gebracht, und durch einen rechtſchaffnen Mann
wieder errettet worden. — Aber in ſolchem Waſſer
faͤngt man ſolche Fiſche! Was hatte ich noͤthig mich
in ſolche Loͤcher zu begeben, wo Geſundheit, Ehre,
Geld und Freiheit aufs Spiel geſetzt wird! So oft
gewitzigt und doch nicht klug! Es geſchah mir alſo
recht, daß ich in dieſe Verlegenheit gerietht: wohl
mir, und mehr, als ich verdiente, daß ein Men-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/259>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.