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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Ich: Je nun, Komment ist Komment: das
ist so die rechte Art, das rechte Avec, wie der
Bursche auf Universitäten leben soll!

Student: Ja, liebster Freund, die ist hier
sehr verschieden. Einige unserer Studenten -- von
den Seminaristen will ich nichts sagen: die liegen so
nur auf der faulen Haut -- sind recht fleißige Leute,
und von feinen Sitten und Lebensart, --

Ich: (einfallend) Ei, wer Teufel frägt denn
nach Sitten und Lebensart und Fleiß! Ich frage nach
dem Komment!

Lony: Du mußt mit dem Herrn ins Detail
gehen, Bruder Herz, damit er das Ding recht
fasse.

Ich: Hast recht! Sagen Sie mir mein Bester,
wird hier oft kommersirt?

Student: Kommersirt? --

Nun erfolgte von meiner Seite eine weitläuftige
Erklärung des Kommersirens: darauf sangen Lony
und ich einige Kernstrophen aus dem Liede Ecce
quam bonum.
Das Ding gefiel den Mainzer-Stu-
denten, und es wurde beschlossen, sogleich eine Pro-
be davon zu machen. Also präsidirte ich; Lony prä-
sidirte kontra, und der Kommers ging vor sich.
Freilich war's ein sehr schofeler Kommers, weil kei-
ner von den Mainzern mitsingen konnte; jedoch wur-

Ich: Je nun, Komment iſt Komment: das
iſt ſo die rechte Art, das rechte Avec, wie der
Burſche auf Univerſitaͤten leben ſoll!

Student: Ja, liebſter Freund, die iſt hier
ſehr verſchieden. Einige unſerer Studenten — von
den Seminariſten will ich nichts ſagen: die liegen ſo
nur auf der faulen Haut — ſind recht fleißige Leute,
und von feinen Sitten und Lebensart, —

Ich: (einfallend) Ei, wer Teufel fraͤgt denn
nach Sitten und Lebensart und Fleiß! Ich frage nach
dem Komment!

Lony: Du mußt mit dem Herrn ins Detail
gehen, Bruder Herz, damit er das Ding recht
faſſe.

Ich: Haſt recht! Sagen Sie mir mein Beſter,
wird hier oft kommerſirt?

Student: Kommerſirt? —

Nun erfolgte von meiner Seite eine weitlaͤuftige
Erklaͤrung des Kommerſirens: darauf ſangen Lony
und ich einige Kernſtrophen aus dem Liede Ecce
quam bonum.
Das Ding gefiel den Mainzer-Stu-
denten, und es wurde beſchloſſen, ſogleich eine Pro-
be davon zu machen. Alſo praͤſidirte ich; Lony praͤ-
ſidirte kontra, und der Kommers ging vor ſich.
Freilich war's ein ſehr ſchofeler Kommers, weil kei-
ner von den Mainzern mitſingen konnte; jedoch wur-

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[220/0234] Ich: Je nun, Komment iſt Komment: das iſt ſo die rechte Art, das rechte Avec, wie der Burſche auf Univerſitaͤten leben ſoll! Student: Ja, liebſter Freund, die iſt hier ſehr verſchieden. Einige unſerer Studenten — von den Seminariſten will ich nichts ſagen: die liegen ſo nur auf der faulen Haut — ſind recht fleißige Leute, und von feinen Sitten und Lebensart, — Ich: (einfallend) Ei, wer Teufel fraͤgt denn nach Sitten und Lebensart und Fleiß! Ich frage nach dem Komment! Lony: Du mußt mit dem Herrn ins Detail gehen, Bruder Herz, damit er das Ding recht faſſe. Ich: Haſt recht! Sagen Sie mir mein Beſter, wird hier oft kommerſirt? Student: Kommerſirt? — Nun erfolgte von meiner Seite eine weitlaͤuftige Erklaͤrung des Kommerſirens: darauf ſangen Lony und ich einige Kernſtrophen aus dem Liede Ecce quam bonum. Das Ding gefiel den Mainzer-Stu- denten, und es wurde beſchloſſen, ſogleich eine Pro- be davon zu machen. Alſo praͤſidirte ich; Lony praͤ- ſidirte kontra, und der Kommers ging vor ſich. Freilich war's ein ſehr ſchofeler Kommers, weil kei- ner von den Mainzern mitſingen konnte; jedoch wur-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/234>, abgerufen am 22.11.2024.