Nach den Michaelis Ferien wurde es zwar wie- der ruhig; allein die arme Universität hatte eine an- sehnliche Anzahl Studenten verlohren, und mußte obendrein denen, die geblieben waren, nun mehr noch auch zu verscheuchen. Aus der Bereitwilligkeit dazu, haben wir hernach geschlossen, daß die Herren Freiheit verstatten, als vorhin, um sie nicht einen derben Verweis von Pirmasens aus müßten bekommen haben.
Auch der Komment hatte sehr gelitten. Die besten Schläger waren fort, und die wenigen, wel- che etwa noch geblieben waren, scheuten die Strafen, welche nun freilich nicht mehr in Geld bestunden, aber doch in Relegation und Karzer; und im Karzer sitzt sichs im Winter nicht gut, besonders in dem zu Gießen nicht, wo der Ofen ganz mörderisch zu rau- chen pflegte.
Zu den groben Unanständigkeiten, welche um diese Zeit in Gießen Mode wurden, gehört die Ge- neralstallung, und das wüste Gesicht. Jene wurde so veranstaltet, daß zwanzig, dreissig Studenten, nachdem sie in einem Bierhause ihren Bauch weidlich voll Bier geschlungen hatten, sich vor ein vornehmes Haus, worin Frauenzimmer waren, hinstellten, und nach ordendlichem Kommando und unter einem Gepfeife, wies bei Pferden gebräuchlich ist, -- sich auch viehmäßig, ich meyne, ohne alle Rücksicht
Nach den Michaelis Ferien wurde es zwar wie- der ruhig; allein die arme Univerſitaͤt hatte eine an- ſehnliche Anzahl Studenten verlohren, und mußte obendrein denen, die geblieben waren, nun mehr noch auch zu verſcheuchen. Aus der Bereitwilligkeit dazu, haben wir hernach geſchloſſen, daß die Herren Freiheit verſtatten, als vorhin, um ſie nicht einen derben Verweis von Pirmaſens aus muͤßten bekommen haben.
Auch der Komment hatte ſehr gelitten. Die beſten Schlaͤger waren fort, und die wenigen, wel- che etwa noch geblieben waren, ſcheuten die Strafen, welche nun freilich nicht mehr in Geld beſtunden, aber doch in Relegation und Karzer; und im Karzer ſitzt ſichs im Winter nicht gut, beſonders in dem zu Gießen nicht, wo der Ofen ganz moͤrderiſch zu rau- chen pflegte.
Zu den groben Unanſtaͤndigkeiten, welche um dieſe Zeit in Gießen Mode wurden, gehoͤrt die Ge- neralſtallung, und das wuͤſte Geſicht. Jene wurde ſo veranſtaltet, daß zwanzig, dreiſſig Studenten, nachdem ſie in einem Bierhauſe ihren Bauch weidlich voll Bier geſchlungen hatten, ſich vor ein vornehmes Haus, worin Frauenzimmer waren, hinſtellten, und nach ordendlichem Kommando und unter einem Gepfeife, wies bei Pferden gebraͤuchlich iſt, — ſich auch viehmaͤßig, ich meyne, ohne alle Ruͤckſicht
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Nach den Michaelis Ferien wurde es zwar wie-
der ruhig; allein die arme Univerſitaͤt hatte eine an-
ſehnliche Anzahl Studenten verlohren, und mußte
obendrein denen, die geblieben waren, nun mehr
noch auch zu verſcheuchen. Aus der Bereitwilligkeit
dazu, haben wir hernach geſchloſſen, daß die Herren
Freiheit verſtatten, als vorhin, um ſie nicht
einen derben Verweis von Pirmaſens aus muͤßten
bekommen haben.
Auch der Komment hatte ſehr gelitten. Die
beſten Schlaͤger waren fort, und die wenigen, wel-
che etwa noch geblieben waren, ſcheuten die Strafen,
welche nun freilich nicht mehr in Geld beſtunden,
aber doch in Relegation und Karzer; und im Karzer
ſitzt ſichs im Winter nicht gut, beſonders in dem zu
Gießen nicht, wo der Ofen ganz moͤrderiſch zu rau-
chen pflegte.
Zu den groben Unanſtaͤndigkeiten, welche um
dieſe Zeit in Gießen Mode wurden, gehoͤrt die Ge-
neralſtallung, und das wuͤſte Geſicht. Jene wurde
ſo veranſtaltet, daß zwanzig, dreiſſig Studenten,
nachdem ſie in einem Bierhauſe ihren Bauch weidlich
voll Bier geſchlungen hatten, ſich vor ein vornehmes
Haus, worin Frauenzimmer waren, hinſtellten,
und nach ordendlichem Kommando und unter einem
Gepfeife, wies bei Pferden gebraͤuchlich iſt, —
ſich auch viehmaͤßig, ich meyne, ohne alle Ruͤckſicht
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/231>, abgerufen am 22.11.2024.
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