davon anführe -- ein großer Kenner der Alchymie, und wollte durchaus Gold machen. Ein gewisser Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we- gen Geldmünzerei und anderer Hallunkenstreiche in Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge- heimnissen dieser edlen Kunst bekannt gemacht. Er fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen Bücher des Basilius Valentinus, Baptist Helmontius, und seines noch tollern Sohns, Meister Merkurius Helmontius, Paracel- sus, Becher, Sendirogius -- den er be- sonders hoch hielt -- und anderer theosophischer al- chymistischer Narren und Spitzbuben. Die Lektüre dieser Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach- te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei- sen suchte, und beträchtliche Summen bei dieser un- seligen Bemühung verschwendete.
Meine Mutter machte dem verblendeten Mann die triftigsten Vorstellungen, welche nicht selten in Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umsonst! Er laborirte frisch weg, und versicherte mehr als ein- mal, daß er das große Magisterium nunmehr gefun- den hätte, und nächstens Proben davon geben wür- de. Der Apotheker Eschenbach in Flonheim war meines Vaters treuer Gehülfe. Dieser war bankrott geworden, zwar nicht durch Alchymie, sondern durch sein Saufen, und durch die Spitzbübereien eines Ab-
davon anfuͤhre — ein großer Kenner der Alchymie, und wollte durchaus Gold machen. Ein gewiſſer Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we- gen Geldmuͤnzerei und anderer Hallunkenſtreiche in Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge- heimniſſen dieſer edlen Kunſt bekannt gemacht. Er fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen Buͤcher des Baſilius Valentinus, Baptiſt Helmontius, und ſeines noch tollern Sohns, Meiſter Merkurius Helmontius, Paracel- ſus, Becher, Sendirogius — den er be- ſonders hoch hielt — und anderer theoſophiſcher al- chymiſtiſcher Narren und Spitzbuben. Die Lektuͤre dieſer Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach- te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei- ſen ſuchte, und betraͤchtliche Summen bei dieſer un- ſeligen Bemuͤhung verſchwendete.
Meine Mutter machte dem verblendeten Mann die triftigſten Vorſtellungen, welche nicht ſelten in Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umſonſt! Er laborirte friſch weg, und verſicherte mehr als ein- mal, daß er das große Magiſterium nunmehr gefun- den haͤtte, und naͤchſtens Proben davon geben wuͤr- de. Der Apotheker Eſchenbach in Flonheim war meines Vaters treuer Gehuͤlfe. Dieſer war bankrott geworden, zwar nicht durch Alchymie, ſondern durch ſein Saufen, und durch die Spitzbuͤbereien eines Ab-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="7"/>
davon anfuͤhre — ein großer Kenner der Alchymie,<lb/>
und wollte durchaus Gold machen. Ein gewiſſer<lb/>
Musjeh <hirendition="#g">Fuchs</hi>, welcher um das Jahr 1760 we-<lb/>
gen Geldmuͤnzerei und anderer Hallunkenſtreiche in<lb/>
Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge-<lb/>
heimniſſen dieſer edlen Kunſt bekannt gemacht. Er<lb/>
fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen<lb/>
Buͤcher des <hirendition="#g">Baſilius Valentinus</hi>, <hirendition="#g">Baptiſt<lb/>
Helmontius</hi>, und ſeines noch tollern Sohns,<lb/>
Meiſter <hirendition="#g">Merkurius Helmontius</hi>, <hirendition="#g">Paracel</hi>-<lb/><hirendition="#g">ſus</hi>, <hirendition="#g">Becher</hi>, <hirendition="#g">Sendirogius</hi>— den er be-<lb/>ſonders hoch hielt — und anderer theoſophiſcher al-<lb/>
chymiſtiſcher Narren und Spitzbuben. Die Lektuͤre<lb/>
dieſer Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach-<lb/>
te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei-<lb/>ſen ſuchte, und betraͤchtliche Summen bei dieſer un-<lb/>ſeligen Bemuͤhung verſchwendete.</p><lb/><p>Meine Mutter machte dem verblendeten Mann<lb/>
die triftigſten Vorſtellungen, welche nicht ſelten in<lb/>
Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umſonſt!<lb/>
Er laborirte friſch weg, und verſicherte mehr als ein-<lb/>
mal, daß er das große Magiſterium nunmehr gefun-<lb/>
den haͤtte, und naͤchſtens Proben davon geben wuͤr-<lb/>
de. Der Apotheker <hirendition="#g">Eſchenbach</hi> in Flonheim war<lb/>
meines Vaters treuer Gehuͤlfe. Dieſer war bankrott<lb/>
geworden, zwar nicht durch Alchymie, ſondern durch<lb/>ſein Saufen, und durch die Spitzbuͤbereien eines Ab-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[7/0021]
davon anfuͤhre — ein großer Kenner der Alchymie,
und wollte durchaus Gold machen. Ein gewiſſer
Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we-
gen Geldmuͤnzerei und anderer Hallunkenſtreiche in
Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge-
heimniſſen dieſer edlen Kunſt bekannt gemacht. Er
fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen
Buͤcher des Baſilius Valentinus, Baptiſt
Helmontius, und ſeines noch tollern Sohns,
Meiſter Merkurius Helmontius, Paracel-
ſus, Becher, Sendirogius — den er be-
ſonders hoch hielt — und anderer theoſophiſcher al-
chymiſtiſcher Narren und Spitzbuben. Die Lektuͤre
dieſer Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach-
te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei-
ſen ſuchte, und betraͤchtliche Summen bei dieſer un-
ſeligen Bemuͤhung verſchwendete.
Meine Mutter machte dem verblendeten Mann
die triftigſten Vorſtellungen, welche nicht ſelten in
Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umſonſt!
Er laborirte friſch weg, und verſicherte mehr als ein-
mal, daß er das große Magiſterium nunmehr gefun-
den haͤtte, und naͤchſtens Proben davon geben wuͤr-
de. Der Apotheker Eſchenbach in Flonheim war
meines Vaters treuer Gehuͤlfe. Dieſer war bankrott
geworden, zwar nicht durch Alchymie, ſondern durch
ſein Saufen, und durch die Spitzbuͤbereien eines Ab-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/21>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.