Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Er: Gleichfalls: heiße Kröber, und bin aus
der Pfalz e). -- Also Landsleute: Pardid! das ist
ja exellent! Komm Bruder, setz dich hierher! --
Nun hatte ich schon Einen Bruder in Jena, aber
noch ehe ich den Fürstenkeller verließ, zählte ich derer
über zwanzig. Die Bursche wetteiferten, mir nach
ihrer Art Höflichkeiten zu bezeugen.

Man muß es den Jenaischen Studenten lassen
daß sie alle sehr freundlich gegen Fremde sind, und
die Gastfreiheit in einem hohen Grade ausüben.
Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Göt-
tingen gar nicht statt. Zu Mainz, Heidelberg,
Strasburg, Fulda und Würzburg ist auch nicht ein
Schatten von akademischer Gastfreiheit. Die Gießer
kommen den Jenensern darin an nächsten. Vielleicht
trägt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und
Gießen vieles dazu bei; doch scheint mir der Haupt-
grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge-
dachten Universitäten mehr oder weniger im Gange
sind. Gelage machen herzliche Freundschaften, we-
nigstens auf einige Zeit; und herzliche Freundschaft
erzeugt Gastfreiheit. "Freude läßt uns unsere
"Nebenmenschen im vortheilhaften Lichte erscheinen:
"sie macht wohlwollend und zutraulich, öffnet das

e) So macht man die akademische Brüderschaft!

Er: Gleichfalls: heiße Kroͤber, und bin aus
der Pfalz e). — Alſo Landsleute: Pardid! das iſt
ja exellent! Komm Bruder, ſetz dich hierher! —
Nun hatte ich ſchon Einen Bruder in Jena, aber
noch ehe ich den Fuͤrſtenkeller verließ, zaͤhlte ich derer
uͤber zwanzig. Die Burſche wetteiferten, mir nach
ihrer Art Hoͤflichkeiten zu bezeugen.

Man muß es den Jenaiſchen Studenten laſſen
daß ſie alle ſehr freundlich gegen Fremde ſind, und
die Gaſtfreiheit in einem hohen Grade ausuͤben.
Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Goͤt-
tingen gar nicht ſtatt. Zu Mainz, Heidelberg,
Strasburg, Fulda und Wuͤrzburg iſt auch nicht ein
Schatten von akademiſcher Gaſtfreiheit. Die Gießer
kommen den Jenenſern darin an naͤchſten. Vielleicht
traͤgt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und
Gießen vieles dazu bei; doch ſcheint mir der Haupt-
grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge-
dachten Univerſitaͤten mehr oder weniger im Gange
ſind. Gelage machen herzliche Freundſchaften, we-
nigſtens auf einige Zeit; und herzliche Freundſchaft
erzeugt Gaſtfreiheit. „Freude laͤßt uns unſere
„Nebenmenſchen im vortheilhaften Lichte erſcheinen:
„ſie macht wohlwollend und zutraulich, oͤffnet das

e) So macht man die akademiſche Bruͤderſchaft!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0205" n="191"/>
        <p><hi rendition="#g">Er</hi>: Gleichfalls: heiße Kro&#x0364;ber, und bin aus<lb/>
der Pfalz <note place="foot" n="e)">So macht man die akademi&#x017F;che Bru&#x0364;der&#x017F;chaft!</note>. &#x2014; Al&#x017F;o Landsleute: Pardid! das i&#x017F;t<lb/>
ja exellent! Komm Bruder, &#x017F;etz dich hierher! &#x2014;<lb/>
Nun hatte ich &#x017F;chon Einen Bruder in Jena, aber<lb/>
noch ehe ich den Fu&#x0364;r&#x017F;tenkeller verließ, za&#x0364;hlte ich derer<lb/>
u&#x0364;ber zwanzig. Die Bur&#x017F;che wetteiferten, mir nach<lb/>
ihrer Art Ho&#x0364;flichkeiten zu bezeugen.</p><lb/>
        <p>Man muß es den Jenai&#x017F;chen Studenten la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
daß &#x017F;ie alle &#x017F;ehr freundlich gegen Fremde &#x017F;ind, und<lb/>
die Ga&#x017F;tfreiheit in einem hohen Grade ausu&#x0364;ben.<lb/>
Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Go&#x0364;t-<lb/>
tingen gar nicht &#x017F;tatt. Zu Mainz, Heidelberg,<lb/>
Strasburg, Fulda und Wu&#x0364;rzburg i&#x017F;t auch nicht ein<lb/>
Schatten von akademi&#x017F;cher Ga&#x017F;tfreiheit. Die Gießer<lb/>
kommen den Jenen&#x017F;ern darin an na&#x0364;ch&#x017F;ten. Vielleicht<lb/>
tra&#x0364;gt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und<lb/>
Gießen vieles dazu bei; doch &#x017F;cheint mir der Haupt-<lb/>
grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge-<lb/>
dachten Univer&#x017F;ita&#x0364;ten mehr oder weniger im Gange<lb/>
&#x017F;ind. Gelage machen herzliche Freund&#x017F;chaften, we-<lb/>
nig&#x017F;tens auf einige Zeit; und herzliche Freund&#x017F;chaft<lb/>
erzeugt Ga&#x017F;tfreiheit. &#x201E;Freude la&#x0364;ßt uns un&#x017F;ere<lb/>
&#x201E;Nebenmen&#x017F;chen im vortheilhaften Lichte er&#x017F;cheinen:<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie macht wohlwollend und zutraulich, o&#x0364;ffnet das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0205] Er: Gleichfalls: heiße Kroͤber, und bin aus der Pfalz e). — Alſo Landsleute: Pardid! das iſt ja exellent! Komm Bruder, ſetz dich hierher! — Nun hatte ich ſchon Einen Bruder in Jena, aber noch ehe ich den Fuͤrſtenkeller verließ, zaͤhlte ich derer uͤber zwanzig. Die Burſche wetteiferten, mir nach ihrer Art Hoͤflichkeiten zu bezeugen. Man muß es den Jenaiſchen Studenten laſſen daß ſie alle ſehr freundlich gegen Fremde ſind, und die Gaſtfreiheit in einem hohen Grade ausuͤben. Das findet in Halle und Erlangen wenig und in Goͤt- tingen gar nicht ſtatt. Zu Mainz, Heidelberg, Strasburg, Fulda und Wuͤrzburg iſt auch nicht ein Schatten von akademiſcher Gaſtfreiheit. Die Gießer kommen den Jenenſern darin an naͤchſten. Vielleicht traͤgt die Wohlfeilheit des Unterhalts zu Jena und Gießen vieles dazu bei; doch ſcheint mir der Haupt- grund in den Gelagen zu liegen, welche auf den ge- dachten Univerſitaͤten mehr oder weniger im Gange ſind. Gelage machen herzliche Freundſchaften, we- nigſtens auf einige Zeit; und herzliche Freundſchaft erzeugt Gaſtfreiheit. „Freude laͤßt uns unſere „Nebenmenſchen im vortheilhaften Lichte erſcheinen: „ſie macht wohlwollend und zutraulich, oͤffnet das e) So macht man die akademiſche Bruͤderſchaft!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/205
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/205>, abgerufen am 25.11.2024.