Zu Jena kam ich gegen Abend an, und trat im halben Mond ab. Da ich hier gar keine Bursche antraf, ließ ich mich nach dem Abendessen auf den Fürstenkeller führen, wovon ich schon vieles gehört hatte. Ich fand da einen ganzen Haufen Studen- ten, welche mir alle unbekannt waren. Ich forderte Bier, und rauchte meine Pfeiffe an. Ein Student trat zu mir, und fragte; Der Herr ist gewiß Bursch?
Ich: Natürlich!
Er: Woher? -- von Halle?
Ich: Nein, von Gießen!
Er: Das ist brav: wie ists denn in Gießen? Alles noch flüchtig?
Ich: O ja, fidel!
Er: Recht so! Wollen Sie hier bleiben?
Ich: Nein, ich will mich hier nur besehen.
Er: Schön! -- Hier können Sie den Kom- ment recht lernen. Sapperment! Sie werden die Reise nicht bereuen!
Ich: Das glaub ich auch: hab' immer viel vom Jenaischen Komment gehalten!
Er: (nimmt seinen Krug) a bonne!
Ich: (gleichfalls m[it] dem Krug) Schmollis!
Ich empfehle mich deiner Freundschaft, heiß Lauk- hard, und bin aus der Pfalz.
Zu Jena kam ich gegen Abend an, und trat im halben Mond ab. Da ich hier gar keine Burſche antraf, ließ ich mich nach dem Abendeſſen auf den Fuͤrſtenkeller fuͤhren, wovon ich ſchon vieles gehoͤrt hatte. Ich fand da einen ganzen Haufen Studen- ten, welche mir alle unbekannt waren. Ich forderte Bier, und rauchte meine Pfeiffe an. Ein Student trat zu mir, und fragte; Der Herr iſt gewiß Burſch?
Ich: Natuͤrlich!
Er: Woher? — von Halle?
Ich: Nein, von Gießen!
Er: Das iſt brav: wie iſts denn in Gießen? Alles noch fluͤchtig?
Ich: O ja, fidel!
Er: Recht ſo! Wollen Sie hier bleiben?
Ich: Nein, ich will mich hier nur beſehen.
Er: Schoͤn! — Hier koͤnnen Sie den Kom- ment recht lernen. Sapperment! Sie werden die Reiſe nicht bereuen!
Ich: Das glaub ich auch: hab' immer viel vom Jenaiſchen Komment gehalten!
Er: (nimmt ſeinen Krug) à bonne!
Ich: (gleichfalls m[it] dem Krug) Schmollis!
Ich empfehle mich deiner Freundſchaft, heiß Lauk- hard, und bin aus der Pfalz.
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Zu Jena kam ich gegen Abend an, und trat
im halben Mond ab. Da ich hier gar keine Burſche
antraf, ließ ich mich nach dem Abendeſſen auf den
Fuͤrſtenkeller fuͤhren, wovon ich ſchon vieles gehoͤrt
hatte. Ich fand da einen ganzen Haufen Studen-
ten, welche mir alle unbekannt waren. Ich forderte
Bier, und rauchte meine Pfeiffe an. Ein Student
trat zu mir, und fragte; Der Herr iſt gewiß
Burſch?
Ich: Natuͤrlich!
Er: Woher? — von Halle?
Ich: Nein, von Gießen!
Er: Das iſt brav: wie iſts denn in Gießen?
Alles noch fluͤchtig?
Ich: O ja, fidel!
Er: Recht ſo! Wollen Sie hier bleiben?
Ich: Nein, ich will mich hier nur beſehen.
Er: Schoͤn! — Hier koͤnnen Sie den Kom-
ment recht lernen. Sapperment! Sie werden die
Reiſe nicht bereuen!
Ich: Das glaub ich auch: hab' immer viel vom
Jenaiſchen Komment gehalten!
Er: (nimmt ſeinen Krug) à bonne!
Ich: (gleichfalls mit dem Krug) Schmollis!
Ich empfehle mich deiner Freundſchaft, heiß Lauk-
hard, und bin aus der Pfalz.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/204>, abgerufen am 16.02.2025.
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