Amt auf den D. Bechtold übertragen. So endigte sich dieser Mäusekrieg; aber die Katastrophe zog dem verschwärzten Herrn Ouvrier ein Gallenfie- ber zu.
Herr Schmid will in seiner Apologie die Schuld dieser Absetzung ganz vom Kanzler Koch abwelzen, und sie blos dem damaligen Präsidenten Herrn von Moser zuschieben. Dieser war zu der Zeit zwar auch in Butzbach; allein wie sollte der Herr von Moser, der niemals in Gießen gewesen war, der den Rector nicht kannte, und von der Verfassung der Universität nichts wußte, an den endlich kein Deputirter geschickt war, der mit keinem Studenten gesprochen hatte: der ferner in der Sache nicht einmal berichten konnte, da das Ding dem Kanzler oblag, wie sollte, frage ich, dieser Mann dem Landesherrn den Vorfall berichtet, und ganz allein, wie Herr Schmid vorgiebt, so berichtet haben, daß darauf ein Mann gestürzt wäre, der ihn nie beleidiget hatte? -- Wer das alles überlegt, und das vorsichtige bis zur Grillenfängerei behutsame Verfahren des Herrn von Mosers kennt, der muß das Vorgeben des Herrn Schmids ungegründet, das Meinige hingegen nicht nur wahrscheinlich, sondern beinahe ausgemacht ge- wiß finden.
Was aber für ein schiefes Licht aus dieser ver- zerrten Geschichte auf den Karakter des Herrn Kanz-
Amt auf den D. Bechtold uͤbertragen. So endigte ſich dieſer Maͤuſekrieg; aber die Kataſtrophe zog dem verſchwaͤrzten Herrn Ouvrier ein Gallenfie- ber zu.
Herr Schmid will in ſeiner Apologie die Schuld dieſer Abſetzung ganz vom Kanzler Koch abwelzen, und ſie blos dem damaligen Praͤſidenten Herrn von Moſer zuſchieben. Dieſer war zu der Zeit zwar auch in Butzbach; allein wie ſollte der Herr von Moſer, der niemals in Gießen geweſen war, der den Rector nicht kannte, und von der Verfaſſung der Univerſitaͤt nichts wußte, an den endlich kein Deputirter geſchickt war, der mit keinem Studenten geſprochen hatte: der ferner in der Sache nicht einmal berichten konnte, da das Ding dem Kanzler oblag, wie ſollte, frage ich, dieſer Mann dem Landesherrn den Vorfall berichtet, und ganz allein, wie Herr Schmid vorgiebt, ſo berichtet haben, daß darauf ein Mann geſtuͤrzt waͤre, der ihn nie beleidiget hatte? — Wer das alles uͤberlegt, und das vorſichtige bis zur Grillenfaͤngerei behutſame Verfahren des Herrn von Moſers kennt, der muß das Vorgeben des Herrn Schmids ungegruͤndet, das Meinige hingegen nicht nur wahrſcheinlich, ſondern beinahe ausgemacht ge- wiß finden.
Was aber fuͤr ein ſchiefes Licht aus dieſer ver- zerrten Geſchichte auf den Karakter des Herrn Kanz-
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Amt auf den D. Bechtold uͤbertragen. So endigte
ſich dieſer Maͤuſekrieg; aber die Kataſtrophe zog
dem verſchwaͤrzten Herrn Ouvrier ein Gallenfie-
ber zu.
Herr Schmid will in ſeiner Apologie die Schuld
dieſer Abſetzung ganz vom Kanzler Koch abwelzen,
und ſie blos dem damaligen Praͤſidenten Herrn von
Moſer zuſchieben. Dieſer war zu der Zeit zwar
auch in Butzbach; allein wie ſollte der Herr von
Moſer, der niemals in Gießen geweſen war, der
den Rector nicht kannte, und von der Verfaſſung
der Univerſitaͤt nichts wußte, an den endlich kein
Deputirter geſchickt war, der mit keinem Studenten
geſprochen hatte: der ferner in der Sache nicht einmal
berichten konnte, da das Ding dem Kanzler oblag,
wie ſollte, frage ich, dieſer Mann dem Landesherrn
den Vorfall berichtet, und ganz allein, wie Herr
Schmid vorgiebt, ſo berichtet haben, daß darauf ein
Mann geſtuͤrzt waͤre, der ihn nie beleidiget hatte? —
Wer das alles uͤberlegt, und das vorſichtige bis zur
Grillenfaͤngerei behutſame Verfahren des Herrn von
Moſers kennt, der muß das Vorgeben des Herrn
Schmids ungegruͤndet, das Meinige hingegen nicht
nur wahrſcheinlich, ſondern beinahe ausgemacht ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/200>, abgerufen am 14.08.2024.
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