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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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nannte Geheimniß der Dreieinigkeit nach meiner
Einsicht gründlich untergraben, und dessen Ungrund
sogar aus dem neuen Testamente so bündig bewiesen,
daß kein Theologe bisher auf seine achilleischen Ar-
gumente hat antworten können. Sociniani pflegte
mein Alter zu sagen, in eo reliquis Christianis
praestant, quod ibi philosophantur, ubi ceteri
credunt.
Ich glaube, der Alte hatte vollkommen
recht. Er empfahl mir zwar das Buch des Crellius
nicht, daß ich blos auf sein Wort glauben und an-
nehmen sollte, was darin stände, sondern um zu
sehen, wie nöthig theologische und philosophische und
andre Gelehrsamkeit wäre, um das System der
Kirche nur einigermaßen zu vertheidigen, wenn Geg-
ner von Crellius Art dagegen aufträten. Hier im
ganzen Lande, und auch im Darmstädtischen, sagte
mein Vater, wird niemand so leicht den Crellius
widerlegen. Während dieses meines Auffenthalts
bei meinen Eltern, machte ich eine Acquisition, die
mir in der Folge unendliches Vergnügen gemacht hat.
Das war die Bekanntschaft und Freundschaft des
Pfälzischen Försters, Herrn Haags, dieses von
Bonzen und Talapoinen in der Pfalz genug verketzer-
ten Mannes. Ich werde fernerhin mehr von diesem
aufgeklärten Manne sagen, und da muß ich denn
freilich vom katholischen Pastor zu Wöllstein und den
Alzeier Kapucinern einiges anbringen, das diesen

nannte Geheimniß der Dreieinigkeit nach meiner
Einſicht gruͤndlich untergraben, und deſſen Ungrund
ſogar aus dem neuen Teſtamente ſo buͤndig bewieſen,
daß kein Theologe bisher auf ſeine achilleiſchen Ar-
gumente hat antworten koͤnnen. Sociniani pflegte
mein Alter zu ſagen, in eo reliquis Chriſtianis
praeſtant, quod ibi philoſophantur, ubi ceteri
credunt.
Ich glaube, der Alte hatte vollkommen
recht. Er empfahl mir zwar das Buch des Crellius
nicht, daß ich blos auf ſein Wort glauben und an-
nehmen ſollte, was darin ſtaͤnde, ſondern um zu
ſehen, wie noͤthig theologiſche und philoſophiſche und
andre Gelehrſamkeit waͤre, um das Syſtem der
Kirche nur einigermaßen zu vertheidigen, wenn Geg-
ner von Crellius Art dagegen auftraͤten. Hier im
ganzen Lande, und auch im Darmſtaͤdtiſchen, ſagte
mein Vater, wird niemand ſo leicht den Crellius
widerlegen. Waͤhrend dieſes meines Auffenthalts
bei meinen Eltern, machte ich eine Acquiſition, die
mir in der Folge unendliches Vergnuͤgen gemacht hat.
Das war die Bekanntſchaft und Freundſchaft des
Pfaͤlziſchen Foͤrſters, Herrn Haags, dieſes von
Bonzen und Talapoinen in der Pfalz genug verketzer-
ten Mannes. Ich werde fernerhin mehr von dieſem
aufgeklaͤrten Manne ſagen, und da muß ich denn
freilich vom katholiſchen Paſtor zu Woͤllſtein und den
Alzeier Kapucinern einiges anbringen, das dieſen

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[155/0169] nannte Geheimniß der Dreieinigkeit nach meiner Einſicht gruͤndlich untergraben, und deſſen Ungrund ſogar aus dem neuen Teſtamente ſo buͤndig bewieſen, daß kein Theologe bisher auf ſeine achilleiſchen Ar- gumente hat antworten koͤnnen. Sociniani pflegte mein Alter zu ſagen, in eo reliquis Chriſtianis praeſtant, quod ibi philoſophantur, ubi ceteri credunt. Ich glaube, der Alte hatte vollkommen recht. Er empfahl mir zwar das Buch des Crellius nicht, daß ich blos auf ſein Wort glauben und an- nehmen ſollte, was darin ſtaͤnde, ſondern um zu ſehen, wie noͤthig theologiſche und philoſophiſche und andre Gelehrſamkeit waͤre, um das Syſtem der Kirche nur einigermaßen zu vertheidigen, wenn Geg- ner von Crellius Art dagegen auftraͤten. Hier im ganzen Lande, und auch im Darmſtaͤdtiſchen, ſagte mein Vater, wird niemand ſo leicht den Crellius widerlegen. Waͤhrend dieſes meines Auffenthalts bei meinen Eltern, machte ich eine Acquiſition, die mir in der Folge unendliches Vergnuͤgen gemacht hat. Das war die Bekanntſchaft und Freundſchaft des Pfaͤlziſchen Foͤrſters, Herrn Haags, dieſes von Bonzen und Talapoinen in der Pfalz genug verketzer- ten Mannes. Ich werde fernerhin mehr von dieſem aufgeklaͤrten Manne ſagen, und da muß ich denn freilich vom katholiſchen Paſtor zu Woͤllſtein und den Alzeier Kapucinern einiges anbringen, das dieſen

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/169>, abgerufen am 24.11.2024.