Uebersetzung zu Hülfe, die zwar sehr alt, aber zum Verstehen des Schriftstellers sehr dienlich war. -- Auch legte ich mich aufs Italiänische, und brachte es unter der Anleitung eines gewissen Exkapuziners von Modena, Paters Brunelli, innerhalb drei Mo- naten so weit, daß ich ohne Mühe ein italiänisches Buch, auch wohl einen italiänischen Dichter lesen konn- te. Herr Schmid hat mir damals die Komödien des Goldoni, und den Tasso geborgt, wofür ich ihm hiermit öffentlich danke, damit er mich nicht auch in Absicht Seiner des Undanks beschuldige, wie er in Absicht des Herrn Kochs gethan hat.
Es mochten wol vier Wochen seit meiner Rei- se nach Manheim verflossen seyn, als ein Brief von meinem Vater ankam. Das war ein Brief! Schrecklicher, als er darin auf mich loszog, kann ein Musketier-Kapitän nicht auf einen Soldaten los- ziehen, der die Parade verschlafen hat. Er hatte von dem Alzeyer Keßler meine Donkischotts-Reise erfahren; -- und die Ursache davon konnte er sich leicht hinzudenken. Er wußte, daß Therese in Man- heim war, und mußte also auch schließen, daß ich sie da gesehen und gesprochen hatte. Er drohte mir, mich von Gießen wegzunehmen, und nach Koppen- hagen auf die Universität zu schicken: da sollte es mir wol vergehen, nach Manheim zu reisen! Er wollte mit aller Gewalt meine unwürdige Liebschaft
Ueberſetzung zu Huͤlfe, die zwar ſehr alt, aber zum Verſtehen des Schriftſtellers ſehr dienlich war. — Auch legte ich mich aufs Italiaͤniſche, und brachte es unter der Anleitung eines gewiſſen Exkapuziners von Modena, Paters Brunelli, innerhalb drei Mo- naten ſo weit, daß ich ohne Muͤhe ein italiaͤniſches Buch, auch wohl einen italiaͤniſchen Dichter leſen konn- te. Herr Schmid hat mir damals die Komoͤdien des Goldoni, und den Taſſo geborgt, wofuͤr ich ihm hiermit oͤffentlich danke, damit er mich nicht auch in Abſicht Seiner des Undanks beſchuldige, wie er in Abſicht des Herrn Kochs gethan hat.
Es mochten wol vier Wochen ſeit meiner Rei- ſe nach Manheim verfloſſen ſeyn, als ein Brief von meinem Vater ankam. Das war ein Brief! Schrecklicher, als er darin auf mich loszog, kann ein Musketier-Kapitaͤn nicht auf einen Soldaten los- ziehen, der die Parade verſchlafen hat. Er hatte von dem Alzeyer Keßler meine Donkiſchotts-Reiſe erfahren; — und die Urſache davon konnte er ſich leicht hinzudenken. Er wußte, daß Thereſe in Man- heim war, und mußte alſo auch ſchließen, daß ich ſie da geſehen und geſprochen hatte. Er drohte mir, mich von Gießen wegzunehmen, und nach Koppen- hagen auf die Univerſitaͤt zu ſchicken: da ſollte es mir wol vergehen, nach Manheim zu reiſen! Er wollte mit aller Gewalt meine unwuͤrdige Liebſchaft
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Ueberſetzung zu Huͤlfe, die zwar ſehr alt, aber zum
Verſtehen des Schriftſtellers ſehr dienlich war. —
Auch legte ich mich aufs Italiaͤniſche, und brachte
es unter der Anleitung eines gewiſſen Exkapuziners
von Modena, Paters Brunelli, innerhalb drei Mo-
naten ſo weit, daß ich ohne Muͤhe ein italiaͤniſches
Buch, auch wohl einen italiaͤniſchen Dichter leſen konn-
te. Herr Schmid hat mir damals die Komoͤdien
des Goldoni, und den Taſſo geborgt, wofuͤr ich ihm
hiermit oͤffentlich danke, damit er mich nicht auch in
Abſicht Seiner des Undanks beſchuldige, wie er in
Abſicht des Herrn Kochs gethan hat.
Es mochten wol vier Wochen ſeit meiner Rei-
ſe nach Manheim verfloſſen ſeyn, als ein Brief
von meinem Vater ankam. Das war ein Brief!
Schrecklicher, als er darin auf mich loszog, kann
ein Musketier-Kapitaͤn nicht auf einen Soldaten los-
ziehen, der die Parade verſchlafen hat. Er hatte
von dem Alzeyer Keßler meine Donkiſchotts-Reiſe
erfahren; — und die Urſache davon konnte er ſich
leicht hinzudenken. Er wußte, daß Thereſe in Man-
heim war, und mußte alſo auch ſchließen, daß ich
ſie da geſehen und geſprochen hatte. Er drohte mir,
mich von Gießen wegzunehmen, und nach Koppen-
hagen auf die Univerſitaͤt zu ſchicken: da ſollte es
mir wol vergehen, nach Manheim zu reiſen! Er
wollte mit aller Gewalt meine unwuͤrdige Liebſchaft
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/140>, abgerufen am 24.11.2024.
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