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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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schmack! -- fuhren, ritten und gingen nach Fran-
kenthal, und auch ich ließ mich von Herrn Emons
bereden, in einer Kalesche ihn dahin zu begleiten.
Der Hanswurst balansirte auf dem Drath, ließ Ma-
rionetten spielen u. s. f. wobei das Zuschauervolk sein
Zwerchfell mächtig voltigiren ließ. Wir speiseten den
Abend im Wirthshaus; aber wie fuhr ich zusammen,
als ich den Kupferschmid Keßler von Alzey gewahr
wurde! er logirte im nämlichen Gasthofe. Er fragte
mich nach der Ursach meines dortigen Aufenthalts:
Herr Dietsch von Frankfurt, antwortete ich, hat mich
zu dieser Reise bewogen, und Keßler fragte nicht
weiter.

Nachts um eilf Uhr war ich wieder bei meinem
Freund Sternwirth. Früh kam die Magd der
Madam....und bat mich im Namen ihrer Herr-
schaft, doch gegen neun Uhr zum Frühstück zu er-
scheinen. Ich flog um die bestimmte Stunde dahin.
"Ach, sagte die Base, Sie haben mich schön ange-
"führt! aber dafür haben Sie gestern Ihren Text
"hören müssen! -- Wir wollen es gegen einander
"aufheben, und gute Freunde seyn!" Mit diesen
Worten nahm sie mich bei der Hand, und setzte mich
neben sich.

Nun ward das Gespräch sehr ernsthaft, so
ernsthaft, daß Thereschen sich wegbegab. Es wur-
de, damit ichs kurz mache, der Entschluß gefaßt,

ſchmack! — fuhren, ritten und gingen nach Fran-
kenthal, und auch ich ließ mich von Herrn Emons
bereden, in einer Kaleſche ihn dahin zu begleiten.
Der Hanswurſt balanſirte auf dem Drath, ließ Ma-
rionetten ſpielen u. ſ. f. wobei das Zuſchauervolk ſein
Zwerchfell maͤchtig voltigiren ließ. Wir ſpeiſeten den
Abend im Wirthshaus; aber wie fuhr ich zuſammen,
als ich den Kupferſchmid Keßler von Alzey gewahr
wurde! er logirte im naͤmlichen Gaſthofe. Er fragte
mich nach der Urſach meines dortigen Aufenthalts:
Herr Dietſch von Frankfurt, antwortete ich, hat mich
zu dieſer Reiſe bewogen, und Keßler fragte nicht
weiter.

Nachts um eilf Uhr war ich wieder bei meinem
Freund Sternwirth. Fruͤh kam die Magd der
Madam....und bat mich im Namen ihrer Herr-
ſchaft, doch gegen neun Uhr zum Fruͤhſtuͤck zu er-
ſcheinen. Ich flog um die beſtimmte Stunde dahin.
„Ach, ſagte die Baſe, Sie haben mich ſchoͤn ange-
„fuͤhrt! aber dafuͤr haben Sie geſtern Ihren Text
„hoͤren muͤſſen! — Wir wollen es gegen einander
„aufheben, und gute Freunde ſeyn!“ Mit dieſen
Worten nahm ſie mich bei der Hand, und ſetzte mich
neben ſich.

Nun ward das Geſpraͤch ſehr ernſthaft, ſo
ernſthaft, daß Thereschen ſich wegbegab. Es wur-
de, damit ichs kurz mache, der Entſchluß gefaßt,

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[123/0137] ſchmack! — fuhren, ritten und gingen nach Fran- kenthal, und auch ich ließ mich von Herrn Emons bereden, in einer Kaleſche ihn dahin zu begleiten. Der Hanswurſt balanſirte auf dem Drath, ließ Ma- rionetten ſpielen u. ſ. f. wobei das Zuſchauervolk ſein Zwerchfell maͤchtig voltigiren ließ. Wir ſpeiſeten den Abend im Wirthshaus; aber wie fuhr ich zuſammen, als ich den Kupferſchmid Keßler von Alzey gewahr wurde! er logirte im naͤmlichen Gaſthofe. Er fragte mich nach der Urſach meines dortigen Aufenthalts: Herr Dietſch von Frankfurt, antwortete ich, hat mich zu dieſer Reiſe bewogen, und Keßler fragte nicht weiter. Nachts um eilf Uhr war ich wieder bei meinem Freund Sternwirth. Fruͤh kam die Magd der Madam....und bat mich im Namen ihrer Herr- ſchaft, doch gegen neun Uhr zum Fruͤhſtuͤck zu er- ſcheinen. Ich flog um die beſtimmte Stunde dahin. „Ach, ſagte die Baſe, Sie haben mich ſchoͤn ange- „fuͤhrt! aber dafuͤr haben Sie geſtern Ihren Text „hoͤren muͤſſen! — Wir wollen es gegen einander „aufheben, und gute Freunde ſeyn!“ Mit dieſen Worten nahm ſie mich bei der Hand, und ſetzte mich neben ſich. Nun ward das Geſpraͤch ſehr ernſthaft, ſo ernſthaft, daß Thereschen ſich wegbegab. Es wur- de, damit ichs kurz mache, der Entſchluß gefaßt,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/137>, abgerufen am 24.11.2024.