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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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tigen Menschen drückt, und seine Freude
dran hat. Ich suche mich nun zu rächen,
wie ich kann, und das kann ich auf keine an-
der erlaubte Art, als daß ich die Leute von
der Art nenne, und ihren Karakter bekannt
mache. Ich werde das auch in der Zukunft
so halten, und Anekdoten von der Art mehr
sammeln, um einmal Gebrauch davon zu
machen. Urtheilen Sie ferner, meine Leser,
ob Sie es nicht auch so machen würden,
wenn Sie in meinen Schuhen ständen? Ich
brenne mich nirgends weis, und erdenke an
mir keine Gesinnungen, die ich nicht habe.
Daher gestehe ichs, daß die Großmuth, wel-
che alle Neckereien übersieht, und sich ohnge-
ahndet hudeln läßt, meine Tugend nicht ist.
Wer besser in diesem Stück ist; nicht der,
welcher blos besser spricht, verdamme mich:
ich habe nichts dawider. Und wer übeln
Nachreden entgehen will, der thue nichts
übles. Schwachheiten abgerechnet, ist Pub-
licität für Thorheit und Laster ein weit zuträg-
licheres Heilmittel, als das Mäntelchen der
christlichen Liebe - das freilich gerade von denen
am fleisigsten empfohlen wird, die es am mei-
sten bedürfen. Ich zweifle nicht, daß meine
Biographie, so wie die des verstorbenen D.
Bahrdt, mehrere andre Büchleins von Bei-
trägen, Berichtigungen und vielleicht gar
von Schimpfereien im Gefolge haben wird.
Das soll mir auch wegen des bekannten

tigen Menſchen druͤckt, und ſeine Freude
dran hat. Ich ſuche mich nun zu raͤchen,
wie ich kann, und das kann ich auf keine an-
der erlaubte Art, als daß ich die Leute von
der Art nenne, und ihren Karakter bekannt
mache. Ich werde das auch in der Zukunft
ſo halten, und Anekdoten von der Art mehr
ſammeln, um einmal Gebrauch davon zu
machen. Urtheilen Sie ferner, meine Leſer,
ob Sie es nicht auch ſo machen wuͤrden,
wenn Sie in meinen Schuhen ſtaͤnden? Ich
brenne mich nirgends weis, und erdenke an
mir keine Geſinnungen, die ich nicht habe.
Daher geſtehe ichs, daß die Großmuth, wel-
che alle Neckereien uͤberſieht, und ſich ohnge-
ahndet hudeln laͤßt, meine Tugend nicht iſt.
Wer beſſer in dieſem Stuͤck iſt; nicht der,
welcher blos beſſer ſpricht, verdamme mich:
ich habe nichts dawider. Und wer uͤbeln
Nachreden entgehen will, der thue nichts
uͤbles. Schwachheiten abgerechnet, iſt Pub-
licitaͤt fuͤr Thorheit und Laſter ein weit zutraͤg-
licheres Heilmittel, als das Maͤntelchen der
chriſtlichen Liebe – das freilich gerade von denen
am fleiſigſten empfohlen wird, die es am mei-
ſten beduͤrfen. Ich zweifle nicht, daß meine
Biographie, ſo wie die des verſtorbenen D.
Bahrdt, mehrere andre Buͤchleins von Bei-
traͤgen, Berichtigungen und vielleicht gar
von Schimpfereien im Gefolge haben wird.
Das ſoll mir auch wegen des bekannten

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/13>, abgerufen am 24.11.2024.