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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Jnnerlichkeiten sehen so unbedeutend aus, wenn ich
sie mit einem Wort bekleide, jedes Wort ist schon
zu kurz, zu frivol dafür, sie sind viel zarter als
Worte; vielleicht könnte sie nur Musik wiedergeben,
jedenfalls wird nur Liebe sie ahnen und verstehn.
Und dann: die Bezeichnung verschwindet mir unter
den Händen, weil mein Gedächtniß die Spann-
kraft verliert, und die Einförmigkeit doch immer
wieder neue Nüancen des Schmerzes entwickelt,
und man nun bestrebt ist, dies Alles zusammen-
zudrängen; könnte man's, die ganze Menschheit
müßte von einem elektrischen Schlage des Weh's
betroffen werden; es giebt unbeschreiblich Leid in
der Welt, das Gefängniß ist ein solches. Ach, das
Papier ist aus, ich sehe kaum, was ich geschrieben,
und die Freude war so kurz!



Es ist doch schon ein Zweck, für den ich jetzt lebe,
seit ich das kleine, kleine, ach so vortreffliche Stück-
chen Bleistift gefunden in einer kleinen Uhrtasche
der Beinkleider, die ich niemals benutzt oder beach-
tet hatte. Es ist doch ein Geschäft, wenn auch

Jnnerlichkeiten ſehen ſo unbedeutend aus, wenn ich
ſie mit einem Wort bekleide, jedes Wort iſt ſchon
zu kurz, zu frivol dafür, ſie ſind viel zarter als
Worte; vielleicht könnte ſie nur Muſik wiedergeben,
jedenfalls wird nur Liebe ſie ahnen und verſtehn.
Und dann: die Bezeichnung verſchwindet mir unter
den Händen, weil mein Gedächtniß die Spann-
kraft verliert, und die Einförmigkeit doch immer
wieder neue Nüancen des Schmerzes entwickelt,
und man nun beſtrebt iſt, dies Alles zuſammen-
zudrängen; könnte man’s, die ganze Menſchheit
müßte von einem elektriſchen Schlage des Weh’s
betroffen werden; es giebt unbeſchreiblich Leid in
der Welt, das Gefängniß iſt ein ſolches. Ach, das
Papier iſt aus, ich ſehe kaum, was ich geſchrieben,
und die Freude war ſo kurz!



Es iſt doch ſchon ein Zweck, für den ich jetzt lebe,
ſeit ich das kleine, kleine, ach ſo vortreffliche Stück-
chen Bleiſtift gefunden in einer kleinen Uhrtaſche
der Beinkleider, die ich niemals benutzt oder beach-
tet hatte. Es iſt doch ein Geſchäft, wenn auch

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[69/0077] Jnnerlichkeiten ſehen ſo unbedeutend aus, wenn ich ſie mit einem Wort bekleide, jedes Wort iſt ſchon zu kurz, zu frivol dafür, ſie ſind viel zarter als Worte; vielleicht könnte ſie nur Muſik wiedergeben, jedenfalls wird nur Liebe ſie ahnen und verſtehn. Und dann: die Bezeichnung verſchwindet mir unter den Händen, weil mein Gedächtniß die Spann- kraft verliert, und die Einförmigkeit doch immer wieder neue Nüancen des Schmerzes entwickelt, und man nun beſtrebt iſt, dies Alles zuſammen- zudrängen; könnte man’s, die ganze Menſchheit müßte von einem elektriſchen Schlage des Weh’s betroffen werden; es giebt unbeſchreiblich Leid in der Welt, das Gefängniß iſt ein ſolches. Ach, das Papier iſt aus, ich ſehe kaum, was ich geſchrieben, und die Freude war ſo kurz! Es iſt doch ſchon ein Zweck, für den ich jetzt lebe, ſeit ich das kleine, kleine, ach ſo vortreffliche Stück- chen Bleiſtift gefunden in einer kleinen Uhrtaſche der Beinkleider, die ich niemals benutzt oder beach- tet hatte. Es iſt doch ein Geſchäft, wenn auch

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/77>, abgerufen am 25.11.2024.