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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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lich in die Hölle träte und Himmelsluft und Himmels-
glück statt der Verdammniß böte, und mit einem
Weh über die Wunde und das Fieber, welches mich
befiel, als ob die Sonne nicht mehr aufgehn wollte.

Vergieb, ich referire nicht ganz passend, weil
ich momentan in der tollsten Lustigkeit zu Paris
sitze, und eben aus Ste Pelagie komme, wo Leopold
der Holde wegen übermäßiger Schulden weilt, und
eben mit den geistreichsten Schuldenmachern Frank-
reichs eine Konferenz hielt, wie die Schulden, dieses
Negative der Welt, in das Positive, aus der Ge-
fangenschaft in die Herrschaft umzuwandeln seien.
Es kamen ausgelassen geistreiche Dinge vor -- man
ist sehr munter in Ste Pelagie -- und ich bin von
tollen Einfällen völlig turbirt. So will ich einen
Preis aussetzen, wie man der Sonne einen Flanell-
mantel umschlägt, damit sie nicht so dreist und ohne
Weiteres auf die jetzt so rücksichtsvolle Erde falle.

Aber ich fasse mich. Wie wunderbar gestaltete
sich das Alles in Ostende! Ein flüchtig wildes
Fieber warf mich, Margarita pflegte mein, und stand
in lodernder Liebe, ich weiß nicht, weil ich ihr Retter
war oder um was sonst. Und wie duftend und

lich in die Hölle träte und Himmelsluft und Himmels-
glück ſtatt der Verdammniß böte, und mit einem
Weh über die Wunde und das Fieber, welches mich
befiel, als ob die Sonne nicht mehr aufgehn wollte.

Vergieb, ich referire nicht ganz paſſend, weil
ich momentan in der tollſten Luſtigkeit zu Paris
ſitze, und eben aus Ste Pélagie komme, wo Leopold
der Holde wegen übermäßiger Schulden weilt, und
eben mit den geiſtreichſten Schuldenmachern Frank-
reichs eine Konferenz hielt, wie die Schulden, dieſes
Negative der Welt, in das Poſitive, aus der Ge-
fangenſchaft in die Herrſchaft umzuwandeln ſeien.
Es kamen ausgelaſſen geiſtreiche Dinge vor — man
iſt ſehr munter in Ste Pélagie — und ich bin von
tollen Einfällen völlig turbirt. So will ich einen
Preis ausſetzen, wie man der Sonne einen Flanell-
mantel umſchlägt, damit ſie nicht ſo dreiſt und ohne
Weiteres auf die jetzt ſo rückſichtsvolle Erde falle.

Aber ich faſſe mich. Wie wunderbar geſtaltete
ſich das Alles in Oſtende! Ein flüchtig wildes
Fieber warf mich, Margarita pflegte mein, und ſtand
in lodernder Liebe, ich weiß nicht, weil ich ihr Retter
war oder um was ſonſt. Und wie duftend und

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[63/0071] lich in die Hölle träte und Himmelsluft und Himmels- glück ſtatt der Verdammniß böte, und mit einem Weh über die Wunde und das Fieber, welches mich befiel, als ob die Sonne nicht mehr aufgehn wollte. Vergieb, ich referire nicht ganz paſſend, weil ich momentan in der tollſten Luſtigkeit zu Paris ſitze, und eben aus Ste Pélagie komme, wo Leopold der Holde wegen übermäßiger Schulden weilt, und eben mit den geiſtreichſten Schuldenmachern Frank- reichs eine Konferenz hielt, wie die Schulden, dieſes Negative der Welt, in das Poſitive, aus der Ge- fangenſchaft in die Herrſchaft umzuwandeln ſeien. Es kamen ausgelaſſen geiſtreiche Dinge vor — man iſt ſehr munter in Ste Pélagie — und ich bin von tollen Einfällen völlig turbirt. So will ich einen Preis ausſetzen, wie man der Sonne einen Flanell- mantel umſchlägt, damit ſie nicht ſo dreiſt und ohne Weiteres auf die jetzt ſo rückſichtsvolle Erde falle. Aber ich faſſe mich. Wie wunderbar geſtaltete ſich das Alles in Oſtende! Ein flüchtig wildes Fieber warf mich, Margarita pflegte mein, und ſtand in lodernder Liebe, ich weiß nicht, weil ich ihr Retter war oder um was ſonſt. Und wie duftend und

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/71>, abgerufen am 24.11.2024.