Flamländer und Brabanconen, Du sollst kaum in Deinem Leben mehr fluchen gehört haben.
Du darfst Dich nicht wundern, wie Leopold zu solchen Detail- und Lokalkenntnissen gekommen ist. Daß er mit seiner Beweglichkeit überall her- umschnüffelt, weißt Du ohnehin, und dann hat er während des Revolutionskampfes als Arzt figurirt, und dieser Gasthof ist ein Hauptdepot gewesen.
Wir traten in eine niedrige Schenkstube, und setzten uns in den dunkelsten Winkel. Der Wirth, dessen Wange und Backenbart von Fett und Wohl- sein glänzte, fragte nach unserm Begehr -- ach, sieh da, Herr Doctor, sprach er, an sein Sammt- käppchen greifend, zu Leopold, das ist doch schön von Jhnen, daß Sie auch in langweiligen Friedens- zeiten mein Haus nicht verschmähen, ich hab's wohl immer gesagt: der Herr Doctor ist ein ächter Volks- freund, er thut nicht appart, und macht sich mit Jedermann gemein, ohne Unterschied -- hab' ich Recht, Herr Doctor?
Ohne Unterschied, entgegnete Leopold, setzen Sie sich zu uns, Herr Motten, helfen Sie uns eine Flasche feinen Rothen ausstechen, und erzählen Sie
Flamländer und Brabançonen, Du ſollſt kaum in Deinem Leben mehr fluchen gehört haben.
Du darfſt Dich nicht wundern, wie Leopold zu ſolchen Detail- und Lokalkenntniſſen gekommen iſt. Daß er mit ſeiner Beweglichkeit überall her- umſchnüffelt, weißt Du ohnehin, und dann hat er während des Revolutionskampfes als Arzt figurirt, und dieſer Gaſthof iſt ein Hauptdepot geweſen.
Wir traten in eine niedrige Schenkſtube, und ſetzten uns in den dunkelſten Winkel. Der Wirth, deſſen Wange und Backenbart von Fett und Wohl- ſein glänzte, fragte nach unſerm Begehr — ach, ſieh da, Herr Doctor, ſprach er, an ſein Sammt- käppchen greifend, zu Leopold, das iſt doch ſchön von Jhnen, daß Sie auch in langweiligen Friedens- zeiten mein Haus nicht verſchmähen, ich hab’s wohl immer geſagt: der Herr Doctor iſt ein ächter Volks- freund, er thut nicht appart, und macht ſich mit Jedermann gemein, ohne Unterſchied — hab’ ich Recht, Herr Doctor?
Ohne Unterſchied, entgegnete Leopold, ſetzen Sie ſich zu uns, Herr Motten, helfen Sie uns eine Flaſche feinen Rothen ausſtechen, und erzählen Sie
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Flamländer und Brabançonen, Du ſollſt kaum in
Deinem Leben mehr fluchen gehört haben.
Du darfſt Dich nicht wundern, wie Leopold
zu ſolchen Detail- und Lokalkenntniſſen gekommen
iſt. Daß er mit ſeiner Beweglichkeit überall her-
umſchnüffelt, weißt Du ohnehin, und dann hat er
während des Revolutionskampfes als Arzt figurirt,
und dieſer Gaſthof iſt ein Hauptdepot geweſen.
Wir traten in eine niedrige Schenkſtube, und
ſetzten uns in den dunkelſten Winkel. Der Wirth,
deſſen Wange und Backenbart von Fett und Wohl-
ſein glänzte, fragte nach unſerm Begehr — ach,
ſieh da, Herr Doctor, ſprach er, an ſein Sammt-
käppchen greifend, zu Leopold, das iſt doch ſchön
von Jhnen, daß Sie auch in langweiligen Friedens-
zeiten mein Haus nicht verſchmähen, ich hab’s wohl
immer geſagt: der Herr Doctor iſt ein ächter Volks-
freund, er thut nicht appart, und macht ſich mit
Jedermann gemein, ohne Unterſchied — hab’ ich
Recht, Herr Doctor?
Ohne Unterſchied, entgegnete Leopold, ſetzen Sie
ſich zu uns, Herr Motten, helfen Sie uns eine
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/39>, abgerufen am 16.02.2025.
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