Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
14.
Hippolyt an Valerius.

Auf dem Meere.

Der Tag zieht eintönig vorüber, die Nacht mit
dem blitzenden Himmel steigt einmal wie das andere
herauf, langsam und unmerklich entfernen sich die
europäischen Sternbilder, das Meer rauscht und
streicht, hebt sich und fällt einmal wie das andere
-- ich habe sie gewünscht, diese großen Elementar-
Verhältnisse der Welt, sie haben mich oft gestärkt.
Auch sie werden mir einförmig und öde, Du hast
vielleicht recht: ich brauche eine andere Welt, viel-
leicht da oben, auf dem roth blinkenden Mars, find'
ich Genüge, in der Sonne selbst vielleicht find' ich
Leben. Auch wenn sie drückt und brennt, und die
Menschen niederwirft, ist sie mein Gestirn, ich bin

V. 12
14.
Hippolyt an Valerius.

Auf dem Meere.

Der Tag zieht eintönig vorüber, die Nacht mit
dem blitzenden Himmel ſteigt einmal wie das andere
herauf, langſam und unmerklich entfernen ſich die
europäiſchen Sternbilder, das Meer rauſcht und
ſtreicht, hebt ſich und fällt einmal wie das andere
— ich habe ſie gewünſcht, dieſe großen Elementar-
Verhältniſſe der Welt, ſie haben mich oft geſtärkt.
Auch ſie werden mir einförmig und öde, Du haſt
vielleicht recht: ich brauche eine andere Welt, viel-
leicht da oben, auf dem roth blinkenden Mars, find’
ich Genüge, in der Sonne ſelbſt vielleicht find’ ich
Leben. Auch wenn ſie drückt und brennt, und die
Menſchen niederwirft, iſt ſie mein Geſtirn, ich bin

V. 12
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0273" n="[265]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">14.<lb/>
Hippolyt an Valerius.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Auf dem Meere.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Tag zieht eintönig vorüber, die Nacht mit<lb/>
dem blitzenden Himmel &#x017F;teigt einmal wie das andere<lb/>
herauf, lang&#x017F;am und unmerklich entfernen &#x017F;ich die<lb/>
europäi&#x017F;chen Sternbilder, das Meer rau&#x017F;cht und<lb/>
&#x017F;treicht, hebt &#x017F;ich und fällt einmal wie das andere<lb/>
&#x2014; ich habe &#x017F;ie gewün&#x017F;cht, die&#x017F;e großen Elementar-<lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;e der Welt, &#x017F;ie haben mich oft ge&#x017F;tärkt.<lb/>
Auch &#x017F;ie werden mir einförmig und öde, Du ha&#x017F;t<lb/>
vielleicht recht: ich brauche eine andere Welt, viel-<lb/>
leicht da oben, auf dem roth blinkenden Mars, find&#x2019;<lb/>
ich Genüge, in der Sonne &#x017F;elb&#x017F;t vielleicht find&#x2019; ich<lb/>
Leben. Auch wenn &#x017F;ie drückt und brennt, und die<lb/>
Men&#x017F;chen niederwirft, i&#x017F;t &#x017F;ie mein Ge&#x017F;tirn, ich bin<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> 12</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[265]/0273] 14. Hippolyt an Valerius. Auf dem Meere. Der Tag zieht eintönig vorüber, die Nacht mit dem blitzenden Himmel ſteigt einmal wie das andere herauf, langſam und unmerklich entfernen ſich die europäiſchen Sternbilder, das Meer rauſcht und ſtreicht, hebt ſich und fällt einmal wie das andere — ich habe ſie gewünſcht, dieſe großen Elementar- Verhältniſſe der Welt, ſie haben mich oft geſtärkt. Auch ſie werden mir einförmig und öde, Du haſt vielleicht recht: ich brauche eine andere Welt, viel- leicht da oben, auf dem roth blinkenden Mars, find’ ich Genüge, in der Sonne ſelbſt vielleicht find’ ich Leben. Auch wenn ſie drückt und brennt, und die Menſchen niederwirft, iſt ſie mein Geſtirn, ich bin V. 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/273
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. [265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/273>, abgerufen am 25.11.2024.