sehr gut bezahlt und habe das Geld dazu, es wächst täglich und rundet und schließt sich im freien Schat- ten dunkler Kastanienbäume, die für mein Sonnen- herz eine große Spalte nach Morgen offen und frei lassen. Du glaubst nicht, was mir das für Freude gewährt, solch ein eignes Besitzthum zu schaffen, einen wunderbaren, ganz neuen Reiz. Jst's ein Egoismus, o laßt mir die kleine Sünde, ich stelle auch keine unbedingten Verlangnisse mehr an Euch, ich bin nicht mehr kategorisch, seid's auch nicht gegen mich! Wirklich die größte Freude, Hippolyt! Heute habe ich sogar eine Spekulation mit gewagt, eine industrielle, die ich mit all meiner Erfahrung ausgerechnet habe; Walden, mein Gutsherr, sagt: Wenn sie gelingt, so soll Jhr Gewinn das ganze Thal sein, wo Sie Jhr Haus bauen, und ich rüste Jhnen die Besitzung mit zwei Stück Stammvieh von jeder Sorte aus, von Pferden, von Ochsen, von Kühen, von Schaafen, von Ziegen -- denke Dir, dann hätte ich eine ganz vollkommene Wirth- schaft! Aus dem unglücklichen Weltreformator würde ein beschränkter Landwirth, dessen Besorgniß das Kalben einer Kuh wäre -- spotte zu, ich bin ge-
ſehr gut bezahlt und habe das Geld dazu, es wächst täglich und rundet und ſchließt ſich im freien Schat- ten dunkler Kaſtanienbäume, die für mein Sonnen- herz eine große Spalte nach Morgen offen und frei laſſen. Du glaubſt nicht, was mir das für Freude gewährt, ſolch ein eignes Beſitzthum zu ſchaffen, einen wunderbaren, ganz neuen Reiz. Jſt’s ein Egoismus, o laßt mir die kleine Sünde, ich ſtelle auch keine unbedingten Verlangniſſe mehr an Euch, ich bin nicht mehr kategoriſch, ſeid’s auch nicht gegen mich! Wirklich die größte Freude, Hippolyt! Heute habe ich ſogar eine Spekulation mit gewagt, eine induſtrielle, die ich mit all meiner Erfahrung ausgerechnet habe; Walden, mein Gutsherr, ſagt: Wenn ſie gelingt, ſo ſoll Jhr Gewinn das ganze Thal ſein, wo Sie Jhr Haus bauen, und ich rüſte Jhnen die Beſitzung mit zwei Stück Stammvieh von jeder Sorte aus, von Pferden, von Ochſen, von Kühen, von Schaafen, von Ziegen — denke Dir, dann hätte ich eine ganz vollkommene Wirth- ſchaft! Aus dem unglücklichen Weltreformator würde ein beſchränkter Landwirth, deſſen Beſorgniß das Kalben einer Kuh wäre — ſpotte zu, ich bin ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0265"n="257"/>ſehr gut bezahlt und habe das Geld dazu, es wächst<lb/>
täglich und rundet und ſchließt ſich im freien Schat-<lb/>
ten dunkler Kaſtanienbäume, die für mein Sonnen-<lb/>
herz eine große Spalte nach Morgen offen und frei<lb/>
laſſen. Du glaubſt nicht, was mir das für Freude<lb/>
gewährt, ſolch ein eignes Beſitzthum zu ſchaffen,<lb/>
einen wunderbaren, ganz neuen Reiz. Jſt’s ein<lb/>
Egoismus, o laßt mir die kleine Sünde, ich ſtelle<lb/>
auch keine unbedingten Verlangniſſe mehr an Euch,<lb/>
ich bin nicht mehr kategoriſch, ſeid’s auch nicht<lb/>
gegen mich! Wirklich die größte Freude, Hippolyt!<lb/>
Heute habe ich ſogar eine Spekulation mit gewagt,<lb/>
eine induſtrielle, die ich mit all meiner Erfahrung<lb/>
ausgerechnet habe; Walden, mein Gutsherr, ſagt:<lb/>
Wenn ſie gelingt, ſo ſoll Jhr Gewinn das ganze<lb/>
Thal ſein, wo Sie Jhr Haus bauen, und ich rüſte<lb/>
Jhnen die Beſitzung mit zwei Stück Stammvieh<lb/>
von jeder Sorte aus, von Pferden, von Ochſen,<lb/>
von Kühen, von Schaafen, von Ziegen — denke<lb/>
Dir, dann hätte ich eine ganz vollkommene Wirth-<lb/>ſchaft! Aus dem unglücklichen Weltreformator würde<lb/>
ein beſchränkter Landwirth, deſſen Beſorgniß das<lb/>
Kalben einer Kuh wäre —ſpotte zu, ich bin ge-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[257/0265]
ſehr gut bezahlt und habe das Geld dazu, es wächst
täglich und rundet und ſchließt ſich im freien Schat-
ten dunkler Kaſtanienbäume, die für mein Sonnen-
herz eine große Spalte nach Morgen offen und frei
laſſen. Du glaubſt nicht, was mir das für Freude
gewährt, ſolch ein eignes Beſitzthum zu ſchaffen,
einen wunderbaren, ganz neuen Reiz. Jſt’s ein
Egoismus, o laßt mir die kleine Sünde, ich ſtelle
auch keine unbedingten Verlangniſſe mehr an Euch,
ich bin nicht mehr kategoriſch, ſeid’s auch nicht
gegen mich! Wirklich die größte Freude, Hippolyt!
Heute habe ich ſogar eine Spekulation mit gewagt,
eine induſtrielle, die ich mit all meiner Erfahrung
ausgerechnet habe; Walden, mein Gutsherr, ſagt:
Wenn ſie gelingt, ſo ſoll Jhr Gewinn das ganze
Thal ſein, wo Sie Jhr Haus bauen, und ich rüſte
Jhnen die Beſitzung mit zwei Stück Stammvieh
von jeder Sorte aus, von Pferden, von Ochſen,
von Kühen, von Schaafen, von Ziegen — denke
Dir, dann hätte ich eine ganz vollkommene Wirth-
ſchaft! Aus dem unglücklichen Weltreformator würde
ein beſchränkter Landwirth, deſſen Beſorgniß das
Kalben einer Kuh wäre — ſpotte zu, ich bin ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/265>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.