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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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zu erreichen, damit er nicht das Opfer seines über-
müthigen Eigensinns werde, denn bei aller feind-
seligen Betroffenheit davon liebe ich diese gewaltsame
Natur, und ich setzte mein eigenes Leben daran,
um sie nicht dem wilden Elemente als Beute zu
lassen. Aber meine Kräfte erschöpften sich, jener
Zustand der Schwäche, der mir so verhaßt ist, trat
ein, mein Geist schlug umsonst in den unmächtig
werdenden Körper hinein -- da beschämten mich die
Wellen, sie warfen mir plötzlich Henry's Boot ent-
gegen, ich sprang mit meinem Ruder hinein, und
überließ meinen Kahn dem Meere.

Lord Henry lag blutend am Boden; ich band
mein Taschentuch um die Wunde und legte ihn so,
wie es am wenigsten schmerzhaft zu sein schien.

Wir lachten beide auf -- um ein Nichts, um
eine Kaprice vernichtet der Mensch den anderen!
Was soll mir aber das Leben, rief Henry, wenn
ich nicht damit schalten kann, wie es mein wech-
selnder Wille eben heischt; wer für das Leben sorgt,
der lebt nicht, dem ist's eine Bürde; was ich bewa-
chen muß, das ist nicht mein, und der eingeschränkte
Besitz ist nur einer für die Knechte.

zu erreichen, damit er nicht das Opfer ſeines uͤber-
muͤthigen Eigenſinns werde, denn bei aller feind-
ſeligen Betroffenheit davon liebe ich dieſe gewaltſame
Natur, und ich ſetzte mein eigenes Leben daran,
um ſie nicht dem wilden Elemente als Beute zu
laſſen. Aber meine Kraͤfte erſchoͤpften ſich, jener
Zuſtand der Schwaͤche, der mir ſo verhaßt iſt, trat
ein, mein Geiſt ſchlug umſonſt in den unmaͤchtig
werdenden Koͤrper hinein — da beſchaͤmten mich die
Wellen, ſie warfen mir ploͤtzlich Henry’s Boot ent-
gegen, ich ſprang mit meinem Ruder hinein, und
uͤberließ meinen Kahn dem Meere.

Lord Henry lag blutend am Boden; ich band
mein Taſchentuch um die Wunde und legte ihn ſo,
wie es am wenigſten ſchmerzhaft zu ſein ſchien.

Wir lachten beide auf — um ein Nichts, um
eine Kaprice vernichtet der Menſch den anderen!
Was ſoll mir aber das Leben, rief Henry, wenn
ich nicht damit ſchalten kann, wie es mein wech-
ſelnder Wille eben heiſcht; wer fuͤr das Leben ſorgt,
der lebt nicht, dem iſt’s eine Buͤrde; was ich bewa-
chen muß, das iſt nicht mein, und der eingeſchraͤnkte
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[234/0242] zu erreichen, damit er nicht das Opfer ſeines uͤber- muͤthigen Eigenſinns werde, denn bei aller feind- ſeligen Betroffenheit davon liebe ich dieſe gewaltſame Natur, und ich ſetzte mein eigenes Leben daran, um ſie nicht dem wilden Elemente als Beute zu laſſen. Aber meine Kraͤfte erſchoͤpften ſich, jener Zuſtand der Schwaͤche, der mir ſo verhaßt iſt, trat ein, mein Geiſt ſchlug umſonſt in den unmaͤchtig werdenden Koͤrper hinein — da beſchaͤmten mich die Wellen, ſie warfen mir ploͤtzlich Henry’s Boot ent- gegen, ich ſprang mit meinem Ruder hinein, und uͤberließ meinen Kahn dem Meere. Lord Henry lag blutend am Boden; ich band mein Taſchentuch um die Wunde und legte ihn ſo, wie es am wenigſten ſchmerzhaft zu ſein ſchien. Wir lachten beide auf — um ein Nichts, um eine Kaprice vernichtet der Menſch den anderen! Was ſoll mir aber das Leben, rief Henry, wenn ich nicht damit ſchalten kann, wie es mein wech- ſelnder Wille eben heiſcht; wer fuͤr das Leben ſorgt, der lebt nicht, dem iſt’s eine Buͤrde; was ich bewa- chen muß, das iſt nicht mein, und der eingeſchraͤnkte Beſitz iſt nur einer fuͤr die Knechte.

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/242>, abgerufen am 23.11.2024.