Nach langer Zeit drücke ich Dir wieder einmal die Hand, mein Liebwerthester. Jch bin, seit wir in Warschau schieden, noch durch manches Lebensver- hältniß neben Hippolyt leicht und ohne innere Ge- danken, ohne Beachtung des geheimnißreichen, tief liegenden Menschen geschlüpft, Du weißt, Hippolyt schöpft seinen Geist und seine Welt nur aus einem sinnlichen Herzen. Hier hatte ich mich brouillirt, und gerieth nach Ste Pelagie; ein artiger Aufenthalt, der Zerstreuung bietet und Einsamkeit, wie man's kann und mag. Es sitzen Leute hier, die Millionen kommandiren, und sich zur Bezahlung irgend einer Schuld nicht verpflichtet glauben, das Weltliche hat ja tausendfache Deutung. Es wird großer Aufwand
11. Leopold an Valerius.
Nach langer Zeit druͤcke ich Dir wieder einmal die Hand, mein Liebwertheſter. Jch bin, ſeit wir in Warſchau ſchieden, noch durch manches Lebensver- haͤltniß neben Hippolyt leicht und ohne innere Ge- danken, ohne Beachtung des geheimnißreichen, tief liegenden Menſchen geſchluͤpft, Du weißt, Hippolyt ſchoͤpft ſeinen Geiſt und ſeine Welt nur aus einem ſinnlichen Herzen. Hier hatte ich mich brouillirt, und gerieth nach Ste Pélagie; ein artiger Aufenthalt, der Zerſtreuung bietet und Einſamkeit, wie man’s kann und mag. Es ſitzen Leute hier, die Millionen kommandiren, und ſich zur Bezahlung irgend einer Schuld nicht verpflichtet glauben, das Weltliche hat ja tauſendfache Deutung. Es wird großer Aufwand
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11.
Leopold an Valerius.
Nach langer Zeit druͤcke ich Dir wieder einmal die
Hand, mein Liebwertheſter. Jch bin, ſeit wir in
Warſchau ſchieden, noch durch manches Lebensver-
haͤltniß neben Hippolyt leicht und ohne innere Ge-
danken, ohne Beachtung des geheimnißreichen, tief
liegenden Menſchen geſchluͤpft, Du weißt, Hippolyt
ſchoͤpft ſeinen Geiſt und ſeine Welt nur aus einem
ſinnlichen Herzen. Hier hatte ich mich brouillirt,
und gerieth nach Ste Pélagie; ein artiger Aufenthalt,
der Zerſtreuung bietet und Einſamkeit, wie man’s
kann und mag. Es ſitzen Leute hier, die Millionen
kommandiren, und ſich zur Bezahlung irgend einer
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. [214]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/222>, abgerufen am 25.11.2024.
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