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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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ein tüchtiger Mittelpunkt abgegangen sein. Dadurch
wird jetzt auch zur Faselei, was früher charakter-
spröde, interessante Kaprice war, und die Leute ver-
lachen ihn -- das ist doch falsch, jene Zeit mit
ihrer Laune war doch in ihrer Art interessant, und
der Bezug auf den Ausgang mit dem alten Herrn
ist unrichtig. Ach die Welt, die Welt, was wirft
sie Alles durcheinander! Und das Leben in seiner
schonungslos mähenden Weise, was ist es ernsthaft!
Wie traurig erleb' ich's an mir selbst, auch im
Verhältniß zu diesem Engel Camilla, den ich ver-
nichtet habe, ich mag sie noch so sehr für einen
Engel halten. Sie ist nicht hier, sie ist aus der
Welt verschwunden, kein Mensch weiß das Geringste
von ihr. Da sieh den Menschen ganz und gar,
indem Du in mein Herz blickest: Jn der ersten
traurigen Gefängnißzeit hielt ich mich für glücklich
ganz und gar, wenn ich ein ganz kleines, stilles
Leben mit Camilla führen, ihr mit eitel Sorgfalt
und Liebe danken könnte, was ihr Herz an mir
gethan -- im Gefängnisse selbst verschwand dieses
Bild schon völlig, ganz einsam in der Freiheit wünsch
ich doch jetzt nicht einmal, an ihrem Herzen getröstet

ein tuͤchtiger Mittelpunkt abgegangen ſein. Dadurch
wird jetzt auch zur Faſelei, was fruͤher charakter-
ſproͤde, intereſſante Kaprice war, und die Leute ver-
lachen ihn — das iſt doch falſch, jene Zeit mit
ihrer Laune war doch in ihrer Art intereſſant, und
der Bezug auf den Ausgang mit dem alten Herrn
iſt unrichtig. Ach die Welt, die Welt, was wirft
ſie Alles durcheinander! Und das Leben in ſeiner
ſchonungslos maͤhenden Weiſe, was iſt es ernſthaft!
Wie traurig erleb’ ich’s an mir ſelbſt, auch im
Verhaͤltniß zu dieſem Engel Camilla, den ich ver-
nichtet habe, ich mag ſie noch ſo ſehr fuͤr einen
Engel halten. Sie iſt nicht hier, ſie iſt aus der
Welt verſchwunden, kein Menſch weiß das Geringſte
von ihr. Da ſieh den Menſchen ganz und gar,
indem Du in mein Herz blickeſt: Jn der erſten
traurigen Gefaͤngnißzeit hielt ich mich fuͤr gluͤcklich
ganz und gar, wenn ich ein ganz kleines, ſtilles
Leben mit Camilla fuͤhren, ihr mit eitel Sorgfalt
und Liebe danken koͤnnte, was ihr Herz an mir
gethan — im Gefaͤngniſſe ſelbſt verſchwand dieſes
Bild ſchon voͤllig, ganz einſam in der Freiheit wuͤnſch
ich doch jetzt nicht einmal, an ihrem Herzen getroͤſtet

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[185/0193] ein tuͤchtiger Mittelpunkt abgegangen ſein. Dadurch wird jetzt auch zur Faſelei, was fruͤher charakter- ſproͤde, intereſſante Kaprice war, und die Leute ver- lachen ihn — das iſt doch falſch, jene Zeit mit ihrer Laune war doch in ihrer Art intereſſant, und der Bezug auf den Ausgang mit dem alten Herrn iſt unrichtig. Ach die Welt, die Welt, was wirft ſie Alles durcheinander! Und das Leben in ſeiner ſchonungslos maͤhenden Weiſe, was iſt es ernſthaft! Wie traurig erleb’ ich’s an mir ſelbſt, auch im Verhaͤltniß zu dieſem Engel Camilla, den ich ver- nichtet habe, ich mag ſie noch ſo ſehr fuͤr einen Engel halten. Sie iſt nicht hier, ſie iſt aus der Welt verſchwunden, kein Menſch weiß das Geringſte von ihr. Da ſieh den Menſchen ganz und gar, indem Du in mein Herz blickeſt: Jn der erſten traurigen Gefaͤngnißzeit hielt ich mich fuͤr gluͤcklich ganz und gar, wenn ich ein ganz kleines, ſtilles Leben mit Camilla fuͤhren, ihr mit eitel Sorgfalt und Liebe danken koͤnnte, was ihr Herz an mir gethan — im Gefaͤngniſſe ſelbſt verſchwand dieſes Bild ſchon voͤllig, ganz einſam in der Freiheit wuͤnſch ich doch jetzt nicht einmal, an ihrem Herzen getroͤſtet

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/193>, abgerufen am 28.11.2024.