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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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eine ganz fremde Welt zu sinken; Traum und
Glaube sind so gefällige Träger, wenn unser Geist
keine Hilfe hat, ich reite sanft auf dem Rücken
des Vogel Rok, hoch über die südlichen Wüsten,
Gebirge und Wasser dahin, Nachts zwischen den
Sternen umher, bald links grüßend, bald rechts.
Auf den Sternen nämlich wohnen vertheilt alle die
Menschen, die mir jemals werth gewesen sind, sie
reichen mir die Hand beim Vorüberfliegen, und
wünschen mir glückliche Reise -- ach, es wäre dem
Herrgott doch eine Kleinigkeit, was im Mährchen
möglich ist, in Wahrheit möglich zu machen, und
wie neu und interessant wäre die Welt, was gäb's
für Combinationen, und die Dichter herrschten, denn
die Phantasie herrschte. Vielleicht ist die nächste
Zukunft die Mährchenzukunft, wenn ich jetzt stürbe,
müßt' ich sie finden. Dann ist kein Gefängniß
mehr möglich, als Fliege, als Sperling flög ich da-
von. Wo bin ich? So wechselt's im Menschen-
herzen, und das stete Erwachen in diesem schmutzi-
gen Loche ist so unnennbar schmerzhaft! Manchmal,
wenn mich ein fester Schlaf und Traum beglückt,
wache ich rüstig auf, und erkenne dann mit Ent-

eine ganz fremde Welt zu ſinken; Traum und
Glaube ſind ſo gefällige Träger, wenn unſer Geiſt
keine Hilfe hat, ich reite ſanft auf dem Rücken
des Vogel Rok, hoch über die ſüdlichen Wüſten,
Gebirge und Waſſer dahin, Nachts zwiſchen den
Sternen umher, bald links grüßend, bald rechts.
Auf den Sternen nämlich wohnen vertheilt alle die
Menſchen, die mir jemals werth geweſen ſind, ſie
reichen mir die Hand beim Vorüberfliegen, und
wünſchen mir glückliche Reiſe — ach, es wäre dem
Herrgott doch eine Kleinigkeit, was im Mährchen
möglich iſt, in Wahrheit möglich zu machen, und
wie neu und intereſſant wäre die Welt, was gäb’s
für Combinationen, und die Dichter herrſchten, denn
die Phantaſie herrſchte. Vielleicht iſt die nächſte
Zukunft die Mährchenzukunft, wenn ich jetzt ſtürbe,
müßt’ ich ſie finden. Dann iſt kein Gefängniß
mehr möglich, als Fliege, als Sperling flög ich da-
von. Wo bin ich? So wechſelt’s im Menſchen-
herzen, und das ſtete Erwachen in dieſem ſchmutzi-
gen Loche iſt ſo unnennbar ſchmerzhaft! Manchmal,
wenn mich ein feſter Schlaf und Traum beglückt,
wache ich rüſtig auf, und erkenne dann mit Ent-

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[141/0149] eine ganz fremde Welt zu ſinken; Traum und Glaube ſind ſo gefällige Träger, wenn unſer Geiſt keine Hilfe hat, ich reite ſanft auf dem Rücken des Vogel Rok, hoch über die ſüdlichen Wüſten, Gebirge und Waſſer dahin, Nachts zwiſchen den Sternen umher, bald links grüßend, bald rechts. Auf den Sternen nämlich wohnen vertheilt alle die Menſchen, die mir jemals werth geweſen ſind, ſie reichen mir die Hand beim Vorüberfliegen, und wünſchen mir glückliche Reiſe — ach, es wäre dem Herrgott doch eine Kleinigkeit, was im Mährchen möglich iſt, in Wahrheit möglich zu machen, und wie neu und intereſſant wäre die Welt, was gäb’s für Combinationen, und die Dichter herrſchten, denn die Phantaſie herrſchte. Vielleicht iſt die nächſte Zukunft die Mährchenzukunft, wenn ich jetzt ſtürbe, müßt’ ich ſie finden. Dann iſt kein Gefängniß mehr möglich, als Fliege, als Sperling flög ich da- von. Wo bin ich? So wechſelt’s im Menſchen- herzen, und das ſtete Erwachen in dieſem ſchmutzi- gen Loche iſt ſo unnennbar ſchmerzhaft! Manchmal, wenn mich ein feſter Schlaf und Traum beglückt, wache ich rüſtig auf, und erkenne dann mit Ent-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/149>, abgerufen am 24.11.2024.