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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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unter Männern, war sie dreist und am fernsten von
aller Prüderie. Jhre Großmutter war ja auch ein
Mann und kümmerte sich nur um die Befreiung
des Vaterlandes, nicht aber um das Busentuch ihrer
Enkelin, die jetzt über Nacht zur Jungfrau empor
gewachsen war. Jhre Mutter hatte sie kaum ge-
kannt. So war sie denn wie ein lustiges, freies
Füllen gediehen, war natürlich, dreist und doch voll
ächten Schamgefühls. Als sie ihre Freude am Feuer
gesättigt hatte, sagte sie "Bonne nuit, Messieurs,"
und sprang davon. Es trat eine augenblickliche
Stille ein, Valerius warf neues Holz auf's Feuer,
Joel sah gedankenvoll in die Flammen hinein, als
wollte er sein Leben bis in die fernste Zukunft darin
entdecken. Da hörte man plötzlich außerhalb des
Hauses einen gellenden Pfiff durch die Luft schwirren.
Joel schrack sichtbar zusammen, Valerius wendete
sich schnell um, und fragte die noch im Winkel
stehenden Bediente, was dies zu bedeuten habe. Sie
erklärten mit halben Worten ihre Unwissenheit; es
war aber dem Valerius nicht entgangen, daß Coe-
lestin seine Hand nach dem Rockzipfel Magyacs aus-
gestreckt hatte, wahrscheinlich, um diesen vor einer

unter Männern, war ſie dreiſt und am fernſten von
aller Prüderie. Jhre Großmutter war ja auch ein
Mann und kümmerte ſich nur um die Befreiung
des Vaterlandes, nicht aber um das Buſentuch ihrer
Enkelin, die jetzt über Nacht zur Jungfrau empor
gewachſen war. Jhre Mutter hatte ſie kaum ge-
kannt. So war ſie denn wie ein luſtiges, freies
Füllen gediehen, war natürlich, dreiſt und doch voll
ächten Schamgefühls. Als ſie ihre Freude am Feuer
geſättigt hatte, ſagte ſie „Bonne nuit, Messieurs,“
und ſprang davon. Es trat eine augenblickliche
Stille ein, Valerius warf neues Holz auf’s Feuer,
Joel ſah gedankenvoll in die Flammen hinein, als
wollte er ſein Leben bis in die fernſte Zukunft darin
entdecken. Da hörte man plötzlich außerhalb des
Hauſes einen gellenden Pfiff durch die Luft ſchwirren.
Joel ſchrack ſichtbar zuſammen, Valerius wendete
ſich ſchnell um, und fragte die noch im Winkel
ſtehenden Bediente, was dies zu bedeuten habe. Sie
erklärten mit halben Worten ihre Unwiſſenheit; es
war aber dem Valerius nicht entgangen, daß Coe-
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[61/0071] unter Männern, war ſie dreiſt und am fernſten von aller Prüderie. Jhre Großmutter war ja auch ein Mann und kümmerte ſich nur um die Befreiung des Vaterlandes, nicht aber um das Buſentuch ihrer Enkelin, die jetzt über Nacht zur Jungfrau empor gewachſen war. Jhre Mutter hatte ſie kaum ge- kannt. So war ſie denn wie ein luſtiges, freies Füllen gediehen, war natürlich, dreiſt und doch voll ächten Schamgefühls. Als ſie ihre Freude am Feuer geſättigt hatte, ſagte ſie „Bonne nuit, Messieurs,“ und ſprang davon. Es trat eine augenblickliche Stille ein, Valerius warf neues Holz auf’s Feuer, Joel ſah gedankenvoll in die Flammen hinein, als wollte er ſein Leben bis in die fernſte Zukunft darin entdecken. Da hörte man plötzlich außerhalb des Hauſes einen gellenden Pfiff durch die Luft ſchwirren. Joel ſchrack ſichtbar zuſammen, Valerius wendete ſich ſchnell um, und fragte die noch im Winkel ſtehenden Bediente, was dies zu bedeuten habe. Sie erklärten mit halben Worten ihre Unwiſſenheit; es war aber dem Valerius nicht entgangen, daß Coe- leſtin ſeine Hand nach dem Rockzipfel Magyacs aus- geſtreckt hatte, wahrſcheinlich, um dieſen vor einer

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/71>, abgerufen am 23.11.2024.