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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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verloren, und das andre war immer zur Hälfte
bedeckt vom Augenliede, so daß man selten das frische
Schwarz des Augapfels erblickte. Die ferne Flamme
spielte wunderliche Lichter auf die beiden Sarmaten-
gestalten, und Valerius, ein lebhafter Freund von
solchen Bildern, machte eben seinen Nachbar auf
die ganze lichte und dunkle Umgebung aufmerksam,
als die Scene noch lebendiger wurde durch den Ein-
tritt Hedwigs. Sie klatschte in die Hände, und
kam zum Kamin gesprungen; ihre französische Zofe
rief entzückt, sie sehe Paris wieder; sogar Joel wurde
munter, und man schwatzte ein Weilchen heiter und
lustig. Das frische sechzehnjährige Mädchen glänzte
wie ein zweites Feuer vor den Flammen mit ihren
blitzenden, muthwilligen Augen, den weißen Schul-
tern, und den braunen Flechten, die ihr halb auf-
gelös't um den Nacken flogen. Es schien, als habe
sie eben zu Bett gehen wollen, da sie die unerwartete
Gesellschaft im Saal gefunden hatte. Das Hals-
tuch trug sie in der Hand, und den Kamm, wel-
cher schon aus dem Mittelpunkt der Flechten ge-
zogen war, steckte sie scherzend in den Scheitel des
offnen Haares. An sich harmlos, von Jugend auf

verloren, und das andre war immer zur Hälfte
bedeckt vom Augenliede, ſo daß man ſelten das friſche
Schwarz des Augapfels erblickte. Die ferne Flamme
ſpielte wunderliche Lichter auf die beiden Sarmaten-
geſtalten, und Valerius, ein lebhafter Freund von
ſolchen Bildern, machte eben ſeinen Nachbar auf
die ganze lichte und dunkle Umgebung aufmerkſam,
als die Scene noch lebendiger wurde durch den Ein-
tritt Hedwigs. Sie klatſchte in die Hände, und
kam zum Kamin geſprungen; ihre franzöſiſche Zofe
rief entzückt, ſie ſehe Paris wieder; ſogar Joel wurde
munter, und man ſchwatzte ein Weilchen heiter und
luſtig. Das friſche ſechzehnjährige Mädchen glänzte
wie ein zweites Feuer vor den Flammen mit ihren
blitzenden, muthwilligen Augen, den weißen Schul-
tern, und den braunen Flechten, die ihr halb auf-
gelöſ’t um den Nacken flogen. Es ſchien, als habe
ſie eben zu Bett gehen wollen, da ſie die unerwartete
Geſellſchaft im Saal gefunden hatte. Das Hals-
tuch trug ſie in der Hand, und den Kamm, wel-
cher ſchon aus dem Mittelpunkt der Flechten ge-
zogen war, ſteckte ſie ſcherzend in den Scheitel des
offnen Haares. An ſich harmlos, von Jugend auf

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[60/0070] verloren, und das andre war immer zur Hälfte bedeckt vom Augenliede, ſo daß man ſelten das friſche Schwarz des Augapfels erblickte. Die ferne Flamme ſpielte wunderliche Lichter auf die beiden Sarmaten- geſtalten, und Valerius, ein lebhafter Freund von ſolchen Bildern, machte eben ſeinen Nachbar auf die ganze lichte und dunkle Umgebung aufmerkſam, als die Scene noch lebendiger wurde durch den Ein- tritt Hedwigs. Sie klatſchte in die Hände, und kam zum Kamin geſprungen; ihre franzöſiſche Zofe rief entzückt, ſie ſehe Paris wieder; ſogar Joel wurde munter, und man ſchwatzte ein Weilchen heiter und luſtig. Das friſche ſechzehnjährige Mädchen glänzte wie ein zweites Feuer vor den Flammen mit ihren blitzenden, muthwilligen Augen, den weißen Schul- tern, und den braunen Flechten, die ihr halb auf- gelöſ’t um den Nacken flogen. Es ſchien, als habe ſie eben zu Bett gehen wollen, da ſie die unerwartete Geſellſchaft im Saal gefunden hatte. Das Hals- tuch trug ſie in der Hand, und den Kamm, wel- cher ſchon aus dem Mittelpunkt der Flechten ge- zogen war, ſteckte ſie ſcherzend in den Scheitel des offnen Haares. An ſich harmlos, von Jugend auf

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/70>, abgerufen am 05.12.2024.