Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.die leeren Flaschen beiseit. Das war ein Geschäft, Er war in einer traurigen Stimmung, wie sie die leeren Flaſchen beiſeit. Das war ein Geſchäft, Er war in einer traurigen Stimmung, wie ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="54"/> die leeren Flaſchen beiſeit. Das war ein Geſchäft,<lb/> was der regierende Herr Graf alle Tage einigemal<lb/> nöthig machte. Der weite wüſte Saal lag in un-<lb/> heimlicher Dämmerung, ein Licht, was für Valerius<lb/> beſtimmt war, brannte flackernd an einem Fenſter,<lb/> und der Luftzug, der durch die ſchlecht verwahrten<lb/> Rahmen drang, drohte es zu verlöſchen. Der alte<lb/> Domeſtik ging leiſen Schrittes ſchweigend ab und<lb/> zu; in dem fernſten Winkel des Saales ſtand Va-<lb/> lerius und blickte in die unfreundliche Nacht hinaus.<lb/> Hie und da ſah er eine Schneeflocke vorübergleiten.</p><lb/> <p>Er war in einer traurigen Stimmung, wie ſie<lb/> im jungen Mannesalter bei einem prüfenden, ſtre-<lb/> benden Geiſte leider nicht ſo ſelten erſcheint, als<lb/> man zu glauben geneigt iſt. Sein Charakter war<lb/> nicht von jenem leidenſchaftlichen Schwunge gehoben,<lb/> der ohne weiteres auf den Dingen und Erſcheinungen<lb/> hinfliegt, welche ſich ihm bieten. Obwohl der be-<lb/> geiſterndſten Gefühle fähig, war doch ein gewiſſes<lb/> kritiſches, rationelles Weſen in ſeinem Jnnern mächtig.<lb/> Er hatte ſelten raſch und leidenſchaftlich eine Rich-<lb/> tung eingeſchlagen; blieb er nun zwar im Verfolgen<lb/> derſelben um ſo ſtandhafter und hartnäckiger, je<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0064]
die leeren Flaſchen beiſeit. Das war ein Geſchäft,
was der regierende Herr Graf alle Tage einigemal
nöthig machte. Der weite wüſte Saal lag in un-
heimlicher Dämmerung, ein Licht, was für Valerius
beſtimmt war, brannte flackernd an einem Fenſter,
und der Luftzug, der durch die ſchlecht verwahrten
Rahmen drang, drohte es zu verlöſchen. Der alte
Domeſtik ging leiſen Schrittes ſchweigend ab und
zu; in dem fernſten Winkel des Saales ſtand Va-
lerius und blickte in die unfreundliche Nacht hinaus.
Hie und da ſah er eine Schneeflocke vorübergleiten.
Er war in einer traurigen Stimmung, wie ſie
im jungen Mannesalter bei einem prüfenden, ſtre-
benden Geiſte leider nicht ſo ſelten erſcheint, als
man zu glauben geneigt iſt. Sein Charakter war
nicht von jenem leidenſchaftlichen Schwunge gehoben,
der ohne weiteres auf den Dingen und Erſcheinungen
hinfliegt, welche ſich ihm bieten. Obwohl der be-
geiſterndſten Gefühle fähig, war doch ein gewiſſes
kritiſches, rationelles Weſen in ſeinem Jnnern mächtig.
Er hatte ſelten raſch und leidenſchaftlich eine Rich-
tung eingeſchlagen; blieb er nun zwar im Verfolgen
derſelben um ſo ſtandhafter und hartnäckiger, je
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