Die Finsterniß zwischen den Bäumen war natür- lich noch dichter, und das Fahren sehr beschwerlich. Manasse zitterte und klapperte vor Frost in den nassen Kleidern, sprach aber kein Wort. Er mochte indeß noch so oft absteigen, und rechts abführende Wege suchen, indem er mit den Händen herum- tastete, immer hörte man von Zeit zu Zeit auf der linken Seite den verworrenen Lärm russischer Kriegs- völker. Nicht selten mußte er still halten, weil er bald eine marschirende, bald eine reitende Truppe vor sich hörte. Es blieb auch nicht aus, daß sich einzelne Nachzügler am Wege fanden, welche vor Wunden oder Erschöpfung nicht weiter konnten, und den Wagen in Anspruch nahmen. Glücklicherweise war aber Manasse der russischen Sprache völlig mächtig, und er wies alle Zudringlichen mit dem
4.
Die Finſterniß zwiſchen den Bäumen war natür- lich noch dichter, und das Fahren ſehr beſchwerlich. Manaſſe zitterte und klapperte vor Froſt in den naſſen Kleidern, ſprach aber kein Wort. Er mochte indeß noch ſo oft abſteigen, und rechts abführende Wege ſuchen, indem er mit den Händen herum- taſtete, immer hörte man von Zeit zu Zeit auf der linken Seite den verworrenen Lärm ruſſiſcher Kriegs- völker. Nicht ſelten mußte er ſtill halten, weil er bald eine marſchirende, bald eine reitende Truppe vor ſich hörte. Es blieb auch nicht aus, daß ſich einzelne Nachzügler am Wege fanden, welche vor Wunden oder Erſchöpfung nicht weiter konnten, und den Wagen in Anſpruch nahmen. Glücklicherweiſe war aber Manaſſe der ruſſiſchen Sprache völlig mächtig, und er wies alle Zudringlichen mit dem
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0037"n="[27]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">4.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Finſterniß zwiſchen den Bäumen war natür-<lb/>
lich noch dichter, und das Fahren ſehr beſchwerlich.<lb/>
Manaſſe zitterte und klapperte vor Froſt in den<lb/>
naſſen Kleidern, ſprach aber kein Wort. Er mochte<lb/>
indeß noch ſo oft abſteigen, und rechts abführende<lb/>
Wege ſuchen, indem er mit den Händen herum-<lb/>
taſtete, immer hörte man von Zeit zu Zeit auf der<lb/>
linken Seite den verworrenen Lärm ruſſiſcher Kriegs-<lb/>
völker. Nicht ſelten mußte er ſtill halten, weil er<lb/>
bald eine marſchirende, bald eine reitende Truppe<lb/>
vor ſich hörte. Es blieb auch nicht aus, daß ſich<lb/>
einzelne Nachzügler am Wege fanden, welche vor<lb/>
Wunden oder Erſchöpfung nicht weiter konnten, und<lb/>
den Wagen in Anſpruch nahmen. Glücklicherweiſe<lb/>
war aber Manaſſe der ruſſiſchen Sprache völlig<lb/>
mächtig, und er wies alle Zudringlichen mit dem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[27]/0037]
4.
Die Finſterniß zwiſchen den Bäumen war natür-
lich noch dichter, und das Fahren ſehr beſchwerlich.
Manaſſe zitterte und klapperte vor Froſt in den
naſſen Kleidern, ſprach aber kein Wort. Er mochte
indeß noch ſo oft abſteigen, und rechts abführende
Wege ſuchen, indem er mit den Händen herum-
taſtete, immer hörte man von Zeit zu Zeit auf der
linken Seite den verworrenen Lärm ruſſiſcher Kriegs-
völker. Nicht ſelten mußte er ſtill halten, weil er
bald eine marſchirende, bald eine reitende Truppe
vor ſich hörte. Es blieb auch nicht aus, daß ſich
einzelne Nachzügler am Wege fanden, welche vor
Wunden oder Erſchöpfung nicht weiter konnten, und
den Wagen in Anſpruch nahmen. Glücklicherweiſe
war aber Manaſſe der ruſſiſchen Sprache völlig
mächtig, und er wies alle Zudringlichen mit dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/37>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.