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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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Ehrfurcht auf den alten Manasse -- er trat in ein
kleines Haus, durchschritt den Hof hinter demselben,
wand sich durch mehrere Gänge des Hintergebäudes,
und öffnete endlich die Thüre eines kleinen abgele-
genen Zimmers. Obwohl es noch heller Tag drau-
ßen war, brannte doch hier eine Lampe; man sah
nirgends ein Fenster, Joel lag auf einem alten
Sopha, was mit einem schwarzen, jetzt abgeriebenen
Seidenstoffe überzogen war. Sein Gesicht war in
die Kissen gedrückt, und er gab kein Lebenszeichen
von sich.

"Mein Sohn Joel," sprach Manasse mit
jener leisen geisterhaften Stimme, "er ist da, jener
Mann aus Deutschland, den du hältst für Deinen
Freund." --

Joel wendete sich herum, und streckte die Hand
nach Valerius aus -- sein Gesicht, halb bedeckt
von den langen, lockigen Haaren, sah zerstört aus
wie eine verwüstete Kirche, wie ein schönes Gemälde,
von dessen Antlitz man das Leben ausgetilgt hat
durch eine darüber gestrichne weiße Farbe.

Valerius erschrack im Jnnersten, und die feuchte
kalte Hand pressend fragte er bekümmert, was ihm

Ehrfurcht auf den alten Manaſſe — er trat in ein
kleines Haus, durchſchritt den Hof hinter demſelben,
wand ſich durch mehrere Gänge des Hintergebäudes,
und öffnete endlich die Thüre eines kleinen abgele-
genen Zimmers. Obwohl es noch heller Tag drau-
ßen war, brannte doch hier eine Lampe; man ſah
nirgends ein Fenſter, Joel lag auf einem alten
Sopha, was mit einem ſchwarzen, jetzt abgeriebenen
Seidenſtoffe überzogen war. Sein Geſicht war in
die Kiſſen gedrückt, und er gab kein Lebenszeichen
von ſich.

„Mein Sohn Joel,“ ſprach Manaſſe mit
jener leiſen geiſterhaften Stimme, „er iſt da, jener
Mann aus Deutſchland, den du hältſt für Deinen
Freund.“ —

Joel wendete ſich herum, und ſtreckte die Hand
nach Valerius aus — ſein Geſicht, halb bedeckt
von den langen, lockigen Haaren, ſah zerſtört aus
wie eine verwüſtete Kirche, wie ein ſchönes Gemälde,
von deſſen Antlitz man das Leben ausgetilgt hat
durch eine darüber geſtrichne weiße Farbe.

Valerius erſchrack im Jnnerſten, und die feuchte
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[232/0242] Ehrfurcht auf den alten Manaſſe — er trat in ein kleines Haus, durchſchritt den Hof hinter demſelben, wand ſich durch mehrere Gänge des Hintergebäudes, und öffnete endlich die Thüre eines kleinen abgele- genen Zimmers. Obwohl es noch heller Tag drau- ßen war, brannte doch hier eine Lampe; man ſah nirgends ein Fenſter, Joel lag auf einem alten Sopha, was mit einem ſchwarzen, jetzt abgeriebenen Seidenſtoffe überzogen war. Sein Geſicht war in die Kiſſen gedrückt, und er gab kein Lebenszeichen von ſich. „Mein Sohn Joel,“ ſprach Manaſſe mit jener leiſen geiſterhaften Stimme, „er iſt da, jener Mann aus Deutſchland, den du hältſt für Deinen Freund.“ — Joel wendete ſich herum, und ſtreckte die Hand nach Valerius aus — ſein Geſicht, halb bedeckt von den langen, lockigen Haaren, ſah zerſtört aus wie eine verwüſtete Kirche, wie ein ſchönes Gemälde, von deſſen Antlitz man das Leben ausgetilgt hat durch eine darüber geſtrichne weiße Farbe. Valerius erſchrack im Jnnerſten, und die feuchte kalte Hand preſſend fragte er bekümmert, was ihm

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/242>, abgerufen am 12.12.2024.