desten. Jch könnte einen Eid darauf ablegen, daß Du noch lange, lange leben wirst -- es ist noch zu viel Zukunft in Dir. Sieh, wie besonders ich mich ausdrücke; es ist noch aus der alten Schule. Und dann -- gewiß kündigte sich mir's irgendwie an, wenn Dir so etwas Schlimmes begegnete. Daran glaub ich nun einmal fest, ganz fest. Jch bin fast den ganzen Tag bei Dir, es müßte ein Ruck ein- treten -- nein, nein, laß mir den Aberglauben meiner Mutter, daß die herzlichsten Gedanken der Menschen durch die ganze Welt zusammenhängen, daß ein aparter Engel dazu angestellt ist vom lie- ben Gott, der das Gewebe ordnet und hält, und wie der Himmelspostmeister die gegenseitigen Nach- richten besorgt. Ach, was mach' ich dem armen Engel zu thun!"
"Aber, aber, der Fürstin Constantie, die mei- nen Brief besorgen will, trau ich nicht über den Weg, was Dich schlimmen Gesellen anbetrifft. Du bist zwar fein ernsthaft und ehrbar, aber stille Wasser sind tief, und ich fürchte am meisten, daß Dein Herz Beschäftigung braucht. Wir Frauen- zimmer sehen in solchen Dingen schärfer -- ich
deſten. Jch könnte einen Eid darauf ablegen, daß Du noch lange, lange leben wirſt — es iſt noch zu viel Zukunft in Dir. Sieh, wie beſonders ich mich ausdrücke; es iſt noch aus der alten Schule. Und dann — gewiß kündigte ſich mir’s irgendwie an, wenn Dir ſo etwas Schlimmes begegnete. Daran glaub ich nun einmal feſt, ganz feſt. Jch bin faſt den ganzen Tag bei Dir, es müßte ein Ruck ein- treten — nein, nein, laß mir den Aberglauben meiner Mutter, daß die herzlichſten Gedanken der Menſchen durch die ganze Welt zuſammenhängen, daß ein aparter Engel dazu angeſtellt iſt vom lie- ben Gott, der das Gewebe ordnet und hält, und wie der Himmelspoſtmeiſter die gegenſeitigen Nach- richten beſorgt. Ach, was mach’ ich dem armen Engel zu thun!“
„Aber, aber, der Fürſtin Conſtantie, die mei- nen Brief beſorgen will, trau ich nicht über den Weg, was Dich ſchlimmen Geſellen anbetrifft. Du biſt zwar fein ernſthaft und ehrbar, aber ſtille Waſſer ſind tief, und ich fürchte am meiſten, daß Dein Herz Beſchäftigung braucht. Wir Frauen- zimmer ſehen in ſolchen Dingen ſchärfer — ich
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deſten. Jch könnte einen Eid darauf ablegen, daß
Du noch lange, lange leben wirſt — es iſt noch
zu viel Zukunft in Dir. Sieh, wie beſonders ich
mich ausdrücke; es iſt noch aus der alten Schule.
Und dann — gewiß kündigte ſich mir’s irgendwie
an, wenn Dir ſo etwas Schlimmes begegnete. Daran
glaub ich nun einmal feſt, ganz feſt. Jch bin faſt
den ganzen Tag bei Dir, es müßte ein Ruck ein-
treten — nein, nein, laß mir den Aberglauben
meiner Mutter, daß die herzlichſten Gedanken der
Menſchen durch die ganze Welt zuſammenhängen,
daß ein aparter Engel dazu angeſtellt iſt vom lie-
ben Gott, der das Gewebe ordnet und hält, und
wie der Himmelspoſtmeiſter die gegenſeitigen Nach-
richten beſorgt. Ach, was mach’ ich dem armen
Engel zu thun!“
„Aber, aber, der Fürſtin Conſtantie, die mei-
nen Brief beſorgen will, trau ich nicht über den
Weg, was Dich ſchlimmen Geſellen anbetrifft. Du
biſt zwar fein ernſthaft und ehrbar, aber ſtille
Waſſer ſind tief, und ich fürchte am meiſten, daß
Dein Herz Beſchäftigung braucht. Wir Frauen-
zimmer ſehen in ſolchen Dingen ſchärfer — ich
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/230>, abgerufen am 28.07.2024.
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