Graf Stanislaus besaß nur noch einen Vater. Das war ein hochbejahrter, liebenswürdiger Greis von den feinsten französischen Manieren, der in großer Achtung stand, und allgemein gepriesen wurde wegen seinen anspruchslosen bürgerlichen Tugenden, seiner in Polen nicht eben gewöhnlichen Sanftmuth und Freundlichkeit gegen alle Stände, und endlich auch wegen seiner eben so ungewöhnlichen Bildung in Literatur, Kunst und Staatsinteressen. Der Besuch der Fürstin Constantie, mit welcher er verwandt war, erfreute ihn auch wegen der geselligen For- men: sie repräsentirte die Dame des Hauses, und der alte reiche Graf ging in großer Glückseligkeit trippelnd umher, daß sein Salon jetzt wieder glän- zend geworden sei wie Anno 94. Als Valerius eintrat, fand er schon eine zahlreiche Gesellschaft,
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Graf Stanislaus beſaß nur noch einen Vater. Das war ein hochbejahrter, liebenswürdiger Greis von den feinſten franzöſiſchen Manieren, der in großer Achtung ſtand, und allgemein geprieſen wurde wegen ſeinen anſpruchsloſen bürgerlichen Tugenden, ſeiner in Polen nicht eben gewöhnlichen Sanftmuth und Freundlichkeit gegen alle Stände, und endlich auch wegen ſeiner eben ſo ungewöhnlichen Bildung in Literatur, Kunſt und Staatsintereſſen. Der Beſuch der Fürſtin Conſtantie, mit welcher er verwandt war, erfreute ihn auch wegen der geſelligen For- men: ſie repräſentirte die Dame des Hauſes, und der alte reiche Graf ging in großer Glückſeligkeit trippelnd umher, daß ſein Salon jetzt wieder glän- zend geworden ſei wie Anno 94. Als Valerius eintrat, fand er ſchon eine zahlreiche Geſellſchaft,
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[[201]/0211]
18.
Graf Stanislaus beſaß nur noch einen Vater. Das
war ein hochbejahrter, liebenswürdiger Greis von
den feinſten franzöſiſchen Manieren, der in großer
Achtung ſtand, und allgemein geprieſen wurde wegen
ſeinen anſpruchsloſen bürgerlichen Tugenden, ſeiner
in Polen nicht eben gewöhnlichen Sanftmuth und
Freundlichkeit gegen alle Stände, und endlich auch
wegen ſeiner eben ſo ungewöhnlichen Bildung in
Literatur, Kunſt und Staatsintereſſen. Der Beſuch
der Fürſtin Conſtantie, mit welcher er verwandt
war, erfreute ihn auch wegen der geſelligen For-
men: ſie repräſentirte die Dame des Hauſes, und
der alte reiche Graf ging in großer Glückſeligkeit
trippelnd umher, daß ſein Salon jetzt wieder glän-
zend geworden ſei wie Anno 94. Als Valerius
eintrat, fand er ſchon eine zahlreiche Geſellſchaft,
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/211>, abgerufen am 05.12.2024.
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