Also wirklich krank bist Du, gemüthskrank? Krank an Deinem neuen Frankreich -- ich glaube Du hast Recht mit Deiner Krankheit; sie wollen Euer heißes Juliblut confisciren. Schreib' mir nur nicht so karg darüber -- mehr, mehr, auch wenn es Wermuth ist.
Heut Abend ist plötzlich mein Gegner hier ange¬ kommen; er kennt den Grafen und hat ihn unterrichtet. Eben war dieser bei mir, sehr ernsthaft und feierlich ge¬ stimmt; von seiner sonstigen Wärme gegen mich keine Spur. Was muß der Mensch für Dinge ihm gesagt haben! Ich ging mein Leben durch und fand durchaus keinen Anhaltspunkt. Deshalb versicherte ich dem Gra¬ fen, es müßte nothwendig ein Irrthum sein. Mit wunderlicher Bestimmtheit versicherte mir dieser, es sei keiner, und der Fremde habe den triftigsten Grund mich zu fordern. Natürlich erklärte ich, daß vom Duell keine Rede sein könne, bevor ich von der Ursache unterrichtet und mit dem Narren, der Person, welche mich durch¬ aus todtschießen wolle, bekannt gemacht sei. -- Auf des Grafen Bitte, nicht darnach zu fragen, auf seine
23. Valerius an Constantin.
Alſo wirklich krank biſt Du, gemüthskrank? Krank an Deinem neuen Frankreich — ich glaube Du haſt Recht mit Deiner Krankheit; ſie wollen Euer heißes Juliblut confisciren. Schreib' mir nur nicht ſo karg darüber — mehr, mehr, auch wenn es Wermuth iſt.
Heut Abend iſt plötzlich mein Gegner hier ange¬ kommen; er kennt den Grafen und hat ihn unterrichtet. Eben war dieſer bei mir, ſehr ernſthaft und feierlich ge¬ ſtimmt; von ſeiner ſonſtigen Wärme gegen mich keine Spur. Was muß der Menſch für Dinge ihm geſagt haben! Ich ging mein Leben durch und fand durchaus keinen Anhaltspunkt. Deshalb verſicherte ich dem Gra¬ fen, es müßte nothwendig ein Irrthum ſein. Mit wunderlicher Beſtimmtheit verſicherte mir dieſer, es ſei keiner, und der Fremde habe den triftigſten Grund mich zu fordern. Natürlich erklärte ich, daß vom Duell keine Rede ſein könne, bevor ich von der Urſache unterrichtet und mit dem Narren, der Perſon, welche mich durch¬ aus todtſchießen wolle, bekannt gemacht ſei. — Auf des Grafen Bitte, nicht darnach zu fragen, auf ſeine
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23.
Valerius an Constantin.
Alſo wirklich krank biſt Du, gemüthskrank? Krank
an Deinem neuen Frankreich — ich glaube Du haſt
Recht mit Deiner Krankheit; ſie wollen Euer heißes
Juliblut confisciren. Schreib' mir nur nicht ſo karg
darüber — mehr, mehr, auch wenn es Wermuth iſt.
Heut Abend iſt plötzlich mein Gegner hier ange¬
kommen; er kennt den Grafen und hat ihn unterrichtet.
Eben war dieſer bei mir, ſehr ernſthaft und feierlich ge¬
ſtimmt; von ſeiner ſonſtigen Wärme gegen mich keine
Spur. Was muß der Menſch für Dinge ihm geſagt
haben! Ich ging mein Leben durch und fand durchaus
keinen Anhaltspunkt. Deshalb verſicherte ich dem Gra¬
fen, es müßte nothwendig ein Irrthum ſein. Mit
wunderlicher Beſtimmtheit verſicherte mir dieſer, es ſei
keiner, und der Fremde habe den triftigſten Grund mich
zu fordern. Natürlich erklärte ich, daß vom Duell keine
Rede ſein könne, bevor ich von der Urſache unterrichtet
und mit dem Narren, der Perſon, welche mich durch¬
aus todtſchießen wolle, bekannt gemacht ſei. — Auf
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/71>, abgerufen am 26.02.2025.
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