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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

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Gäste, vertheidigte hart und unduldsam das Bestehende,
und tadelte beide Ansichten, sie seien unchristlich und
darum unsittlich, lös'ten das Fundament der Civilisation,
und untergrüben die Grundprincipien der Gesellschaft;
sie seien die Ausgeburt des menschlichen Dünkels, wel¬
cher die Gottheit spielen und die ewigen Gesetze um¬
ändern wolle. Die Menschen hätten zu hundert Malen
versucht, das Christenthum abzuschaffen und seien im¬
mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle
Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬
rückdrängen, wenn man dergleichen Auflösung predige --
menschlicher Verstand ordne keine Welt, der göttliche
sei uns in Christo zu Hülfe gekommen, und es heiße
Gott lästern, wenn man seine eignen Institutionen ver¬
bessern wolle. Valer nahm das Gespräch gegen ihn
auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für
mich zu gelehrt wurde. Die Fürstin lud Beide ein, in
einigen Wochen auf ihrem Lustschloß einzukehren, wo
sich einen Monat hindurch viel Gesellschaft zusammen¬
fände. Es sei ein Gesundbrunnen in der Nähe, wel¬
cher Valers nicht ganz fester Gesundheit sehr zuträglich
sein werde. Alberta sah aufmerksam und fast ängstlich
drein und horchte. William nahm die Einladung sehr

Gäſte, vertheidigte hart und unduldſam das Beſtehende,
und tadelte beide Anſichten, ſie ſeien unchriſtlich und
darum unſittlich, löſ'ten das Fundament der Civiliſation,
und untergrüben die Grundprincipien der Geſellſchaft;
ſie ſeien die Ausgeburt des menſchlichen Dünkels, wel¬
cher die Gottheit ſpielen und die ewigen Geſetze um¬
ändern wolle. Die Menſchen hätten zu hundert Malen
verſucht, das Chriſtenthum abzuſchaffen und ſeien im¬
mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle
Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬
rückdrängen, wenn man dergleichen Auflöſung predige —
menſchlicher Verſtand ordne keine Welt, der göttliche
ſei uns in Chriſto zu Hülfe gekommen, und es heiße
Gott läſtern, wenn man ſeine eignen Inſtitutionen ver¬
beſſern wolle. Valer nahm das Geſpräch gegen ihn
auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für
mich zu gelehrt wurde. Die Fürſtin lud Beide ein, in
einigen Wochen auf ihrem Luſtſchloß einzukehren, wo
ſich einen Monat hindurch viel Geſellſchaft zuſammen¬
fände. Es ſei ein Geſundbrunnen in der Nähe, wel¬
cher Valers nicht ganz feſter Geſundheit ſehr zuträglich
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drein und horchte. William nahm die Einladung ſehr

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[55/0067] Gäſte, vertheidigte hart und unduldſam das Beſtehende, und tadelte beide Anſichten, ſie ſeien unchriſtlich und darum unſittlich, löſ'ten das Fundament der Civiliſation, und untergrüben die Grundprincipien der Geſellſchaft; ſie ſeien die Ausgeburt des menſchlichen Dünkels, wel¬ cher die Gottheit ſpielen und die ewigen Geſetze um¬ ändern wolle. Die Menſchen hätten zu hundert Malen verſucht, das Chriſtenthum abzuſchaffen und ſeien im¬ mer zu Schanden geworden; ihm verdankten wir alle Art von Bildung und es heiße auf die Barbarei zu¬ rückdrängen, wenn man dergleichen Auflöſung predige — menſchlicher Verſtand ordne keine Welt, der göttliche ſei uns in Chriſto zu Hülfe gekommen, und es heiße Gott läſtern, wenn man ſeine eignen Inſtitutionen ver¬ beſſern wolle. Valer nahm das Geſpräch gegen ihn auf; ich kann Dir's nicht wiederholen, weil es für mich zu gelehrt wurde. Die Fürſtin lud Beide ein, in einigen Wochen auf ihrem Luſtſchloß einzukehren, wo ſich einen Monat hindurch viel Geſellſchaft zuſammen¬ fände. Es ſei ein Geſundbrunnen in der Nähe, wel¬ cher Valers nicht ganz feſter Geſundheit ſehr zuträglich ſein werde. Alberta ſah aufmerkſam und faſt ängſtlich drein und horchte. William nahm die Einladung ſehr

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/67>, abgerufen am 24.11.2024.